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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern
Autoren: Scott Wetzler
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allem an Zwang, Hemmungen und ein Leben ohne viel Herausforderungen oder »Pfeffer« denken lässt, erweckt Aggression die Vorstellung von Kraft, Energie und Druck. Zusammengenommen wird daraus ein widersprüchliches Bild von der Macht als Mann.
    Aggression, näher betrachtet
    Aggression, ein Grundtrieb, der älter ist als die Anfänge der Menschheit, gilt oft als Fehler des Menschen – ein zweifelhafter Impuls, der gleichgesetzt wird mit Feindseligkeit, Unterdrückung, Ärger, Herrschaftsstreben und Blutvergießen. Aber Aggression spielt bei vielen sehr unterschiedlichen Erlebnissen eine Rolle, und jeder Mensch wird bis zu einem gewissen Grade von aggressiven Impulsen getrieben. Der eine Typ des rasenden Aggressors ist der maskierte Terrorist, der einen Anschlag auf ein Flugzeug voller Touristen verübt; auf andere Weise zeigen sich die offen liegenden Nerven bei dem, der sich beim Einkaufen in der Bäckerei an der Theke nach vorne drängt und verlangt, dass man ihn sofort bedient; einen Stapel Teller bei einem Streit an die Küchenwand zu schmettern ist Ärger mit heftigen Auswirkungen; und eine vierte Art der Aggression wird bei dem Mittelstürmer deutlich, der mit Mut und Muskelkraft ein Fußballspiel gewinnt.
    Aggression und Passivität – von diesen beiden Impulsen erhält die Aggression bei weitem die größere Aufmerksamkeit der soziologischen, psychologischen, ethischen und religiösen Gelehrten, Wissenschaftler, Forscher und Philosophen. Vielleicht ist es die Gewalt und Eindringlichkeit der Aggression, die uns fasziniert, sie ist eine Kraft, die gleichermaßen aufbauen und zerstören kann. Aggression macht nicht nur Schlagzeilen, sie schafft auch etwas. Dennoch sind alle, die sich damit beschäftigen, einhellig der Ansicht, dass man sie unter Kontrolle halten muss.
    Nach den Aussagen der Theoretiker der Sozialwissenschaften beispielsweise schwimmt die Aggression auf den ewigen Gezeiten unserer urtümlichen Genvorräte, als Überbleibsel aus einer Zeit, als wir noch nicht zivilisiert waren und die Erde als Tiere bevölkerten. Damals verschaffte Aggression uns Mahlzeiten, Behausungen und Geschlechtspartner. Das tut sie auch heute noch, wenn auch mit der Tünche der Zivilisation. Aber, so fragen manche Soziologen, brauchen wir solche Impulse wirklich, mit unserer stark entwickelten Großhirnrinde und unserer Weltraumtechnik? Da Aggression eher destruktiv als konstruktiv ist, löst sie das Geflecht der Gesellschaft auf, und das führt zu Krieg, Verbrechen und Gewalt im Privatbereich. Aggression, so sagen die Theoretiker, muss unter Kontrolle gehalten werden, und zu diesem Zweck haben wir Gefängnisse und ein Justizsystem geschaffen.
    Die Ethiker, die sich nur mit dem Verhalten (realen Handlungen) beschäftigen, nicht aber mit Gedanken (nicht umgesetzten Ideen), kategorisieren die Aggression ähnlich: Für sie ist sie unmoralisch. Ihre Aussage lautet: Wenn du dich feindselig verhältst, wirst du streng verurteilt, und du leidest an Schuldgefühlen, die dich dein Leben lang verfolgen werden. Die Theologen, deren Interessengebiet sich bis in die innerste Seele des Menschen erstreckt, betrachten Aggression als Sünde und Gutsein als etwas Heiliges. Was sie äußern, ist noch vernichtender und noch weniger von Verständnis für die Natur des Menschen geprägt: Du darfst keinen Ärger empfinden, sonst kommst du in die Hölle. Alle diese Theorien fördern, allerdings auf sehr unterschiedliche Weise, die Entwicklung der passiven Aggression, denn sie halten den Einzelnen davon ab, seinen Ärger einzugestehen oder auszuleben.
    Die Psychologie sagt etwas anderes: Aggressive Impulse hat jeder, und für die seelische Gesundheit ist es gut, wenn man sie ausdrückt, nur muss man das in geeigneter Weise tun. Wenn beispielsweise jemand, der weniger Begabung und Erfahrung hat als Sie, am Arbeitsplatz die Beförderung erhält, die Sie haben wollten, dann ist es nicht gut, den Ärger auf eine Weise zu zeigen, die Ihre zukünftigen Aufstiegschancen zunichtemacht. Wenn Sie wissen wollen, warum Sie nicht befördert wurden, müssen Sie die Eigenarten Ihres Chefs kennen und wissen, wie Sie mit ihm umgehen müssen, wie man sich die gewünschten Informationen beschafft und wie viel Enttäuschung Sie durchblicken lassen können, weil Sie übergangen wurden. Die Enttäuschung kann für Sie sogar zum Antrieb werden, sich noch mehr anzustrengen.
    Wenn Sie sich dagegen ärgern, weil jemand Sie auf der Autobahn rücksichtslos geschnitten
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