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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern
Autoren: Scott Wetzler
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Humor oder Diplomatie kann man beispielsweise höchst angespannte Situationen entschärfen und so die Detonation von Bomben verhindern, im buchstäblichen wie auch im übertragenen Sinne. Besonders eindrucksvolle Beispiele für passive Aggression waren die »gewaltlosen« Proteste unter der Führung von Mahatma Gandhi oder Martin Luther King.
    Für alle, die unterdrückt sind, tatsächlich keine Macht besitzen und kein anderes Mittel zum Widerstand haben, ist gewaltloser Protest und Widerstand ein Weg, Gefühle und Bestrebungen auszudrücken: Der einsame chinesische Student, der sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens standhaft einem Panzer entgegenstellte, wurde weltweit geradezu zum Symbol für diese Art des Widerstands. Sich auszudrücken, ohne Wut und Ärger zu zeigen, ist in diesem Fall richtig.
    Zwischen gesunder und neurotisch geprägter passiver Aggression kann man klar unterscheiden. Es ist der Unterschied zwischen Takt und Vermeidung, Humor und Gehässigkeit, zivilem Ungehorsam und blanker Zerstörungswut. Man bemerkt ihn, wenn man die Taten sieht. Ein Gesunder setzt die passive Aggression ein, um seine Ziele zu erreichen. Die neurotische passive Aggression vernebelt die eigentlichen Fragen und führt nirgendwohin.
    Bis zu einem gewissen Grade ist jeder Mensch passiv-aggressiv. In dieser allgemeinen Verbreitung ist die passive Aggression besser bekannten Empfindungen wie der Angst vergleichbar. Angst mag ein unangenehmes Gefühl sein, aber sie erfüllt eine lebenswichtige psychologische Funktion: Sie signalisiert uns, dass wir handeln müssen, weil Gefahr droht, und hoffentlich treibt sie uns dazu, unser Bestes zu geben, um uns aus der Patsche zu befreien und unseren Zustand zu verbessern.
    Die Ursachen liegen in der Evolution. Dass uns ein gewisses Maß an Angst erhalten geblieben ist, war eine unserer wichtigsten Anpassungsleistungen. Zu viel Angst stört die Funktion – dann erstarrt oder prügelt man nur –, und zu wenig davon bedeutet zu geringen Anreiz zum Handeln. Ähnlich ist es auch bei der passiven Aggression: Die Frage ist nicht, ob dieses Verhalten vorkommt, sondern ob es zu stark oder unangemessen ist . Wenn passive Aggression nicht auf einzelne Situationen beschränkt bleibt, sondern den gesamten Umgang mit anderen durchdringt, wird sie neurotisch.
    Und diese Unangemessenheit ist das, was den ganzen Ärger bereitet.
    Woran man einen passiv-aggressiven Mann erkennt
    Ein passiv-aggressiver Mann kann Funktionen erfüllen, Pläne schmieden, den Liebesakt ausführen und Karrierekämpfe gewinnen. Er kann sogar Präsident werden wie Richard Nixon, ein klassischer Vertreter dieses Persönlichkeitsprofils. Er erwies sich als kenntnisreicher Stratege in außenpolitischen Fragen und war »von Angesicht zu Angesicht« eine eindrucksvolle Gestalt, aber wenn er öffentlich durch Kritik verletzt wurde, fühlte er sich als Märtyrer und Hintergangener, der ausgenutzt wurde und sich aufopferte; er wies oft auf seine Stellung hin, als wolle er damit seine Handlungen entschuldigen (»Ich bin der Präsident«).
    Nixon galt als hervorragend qualifiziert und konkurrenzfähig, aber gleichermaßen quälte ihn auch der Neid, vor allem auf Männer, die aus besseren Verhältnissen stammten. Politik gründet sich vielfach auf List oder Diplomatie, auf »Spionageabwehr«: Überliste den Gegner, und lass andere nie deine Pläne und Beweggründe wissen. Es ist genau der richtige Beruf für einen passiv-aggressiven Mann. Was zu Nixons Sturz führte, war aber sein ausgeprägtes Gefühl für seine Unzulänglichkeit und sein echter Mangel an Selbstachtung.
    Dieser Mangel an Selbstwertgefühl ist allen passiv-aggressiven Männern gemeinsam.
    Passiv-aggressive Männer sind selten wirklich »schlechte Menschen«, rohe Tyrannen zu Hause oder am Arbeitsplatz, und sie sind auch keine Schürzenjäger oder unsoziale Schwindler. Aber echte »gute Menschen« sind sie auch nicht, und all das deutet eigentlich darauf hin, dass sie ihre eigenen Fehler als erträglich ansehen und sich ansonsten für »perfekt« halten. In Wirklichkeit aber sind das die Männer, die Sie frustrieren – sie leiden an verwickelten, tief greifenden inneren Irrtümern, und diese Mechanismen sind dazu angetan, Sie und ihn zu Fall zu bringen. Ein passiv-aggressiver Mann kann Zeit, Begabungen und Gefühle großzügig verschwenden, so dass Sie sich angegriffen und verletzt, manipuliert und benutzt, hintergangen und betrogen, abgewertet und bevormundet fühlen.
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