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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß?
Autoren: Jared Diamond
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Arten unterschiedlich verteilt sind: von der Investition in den Embryo oder die befruchtete Eizelle; von den Alternativen, die bei weiterer Versorgung des bereits vorhandenen Embryos oder der befruchteten Eizelle verschlossen wären; und von der Sicherheit, daß man selbst tatsächlich Vater oder Mutter des Embryos oder der befruchteten Eizelle ist.
     
    Jeder von uns weiß aus Erfahrung, daß wir ein laufendes Unternehmen, in das wir schon viel investiert haben, sehr viel widerstrebender verlassen als eines, für das wir noch kaum etwas getan haben. Das gilt für Investitionen in zwischenmenschliche Beziehungen ebenso wie für wirtschaftliche Projekte oder die Aktienbörse. Es stimmt immer, ganz gleich, ob die Investition in Form von Geld, Zeit oder Mühe erfolgt ist. Eine Beziehung, die sich schon bei der ersten Verabredung als schlecht entpuppt, beenden wir leichten Herzens, und ein billiges Spielzeug versuchen wir nicht länger aus Einzelteilen zusammenzusetzen, wenn wir dabei schon nach wenigen Minuten auf Schwierigkeiten stoßen. Aber mit der Beendigung einer fünfundzwanzigjährigen Ehe oder mit einer teuren Umbauaktion in unserem Haus quälen wir uns endlos herum.
     
    Das gleiche Prinzip gilt auch für die Investitionen in potentielle Nachkommen. Schon in dem Augenblick, da eine Samenzelle das Ei befruchtet, stellt der so entstehende Embryo in der Regel für das Weibchen eine größere Investition dar als für das Männchen, denn die Eizellen der meisten Tierarten sind viel größer als die Samenzellen. Zwar enthalten Ei- und Samenzelle Chromosomen, aber im Ei müssen außerdem Nährstoffe und ein Stoffwechselapparat vorhanden sein, damit die Entwicklung des Embryos eine Zeitlang gesichert ist, zumindest so lange, bis er sich selbst ernähren kann.
     
    Samenzellen dagegen brauchen nur einen Flagellen-motor und so viel Energie, daß der Motor ein paar Tage lang arbeiten kann und für Schwimmbewegungen sorgt. Deshalb ist die Masse einer ausgereiften menschlichen Eizelle etwa eine Million mal größer als die der Samenzelle, die sie befruchtet; bei Kiwivögeln liegt der Faktor bei einer Million Milliarden. Deshalb stellt ein Embryo nach der Befruchtung, wenn man ihn einfach als frühes Konstruktionsstadium betrachten kann, relativ zur Körpermasse des Vaters eine äußerst geringe Investition dar, ganz anders als für die Mutter. Das heißt aber nicht, daß das Weibchen das Spiel schon vor der Befruchtung verloren hat. Neben der einen Samenzelle, die das Ei befruchtet, hat das Männchen in seinem Ejakulat unter Umständen noch viele hundert Millionen weitere produziert, so daß seine Gesamtinvestition sich vielleicht nicht sonderlich von der des Weibchens unterscheidet.
     
    Die Befruchtung als solche bezeichnet man als intrakorporal oder extrakorporal, je nachdem, ob der Vorgang innerhalb oder außerhalb des weiblichen Körpers stattfindet. Extrakorporale Befruchtung ist für die meisten Fisch- und Amphibienarten typisch. Männchen und Weibchen der meisten Fischarten geben zum Beispiel ihre Ei- und Samenzellen gleichzeitig und in geringem Abstand ins Wasser ab, und dort kommt es dann zur Befruchtung. Bei der extrakorporalen Befruchtung endet die unvermeidliche Investition des Weibchens in dem Augenblick, wenn es die Eizellen freisetzt. Je nach Fischart werden die Embryonen dann entweder zurückgelassen und weggeschwemmt, so daß sie ohne elterliche Fürsorge zurechtkommen müssen, oder ein Elternteil betreibt Brutpflege.
     
    Vertrauter ist uns Menschen die intrakorporale Befruchtung, bei der das Männchen seine Samenzellen in den Körper des Weibchens einspritzt, zum Beispiel durch einen eingeführten Penis. Anschließend stoßen die Weibchen der meisten Arten den Embryo nicht sofort aus, sondern er verbleibt während einer gewissen Entwicklungszeit im Körper der Mutter, bis das Stadium, in dem er allein überleben kann, näher rückt. Für die nun folgende Freisetzung wird der Embryo in manchen Fällen zusammen mit energielieferndem Dotter in eine schützende Eierschale verpackt – das geschieht bei allen Vögeln, Reptilien und Kloakentieren (den Schnabeltieren und Ameisenigeln Australiens und Neuguineas). Bei anderen Arten wächst der Embryo weiter in der Mutter heran, bis er nicht als Ei »abgelegt«, sondern ohne Eierschale »geboren« wird. Diese Alternative, Lebendgebären oder Viviparie genannt, ist charakteristisch für uns Menschen und alle anderen Säugetiere, mit Ausnahme der Kloakentiere, sowie
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