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Warum ich?: Ohne Ausweg... (German Edition)

Warum ich?: Ohne Ausweg... (German Edition)

Titel: Warum ich?: Ohne Ausweg... (German Edition)
Autoren: Bonnyb.
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Kollegin wagte den Angriff. Ich war fast froh, denn so kam ich mir nicht wie ein Geist vor.
"Was sind das für Zustände in ihrem Haushalt", prangerte sie weiter an.
Betty, die das mitbekommen hatte, fühlte dich dadurch angegriffen.
"In meinem Haushalt ist alles ok! Mein Mann tut, was er will. Ich bin nicht für ihn verantwortlich!", versuchte sie sich zu rechtfertigen.
Sie sah mich böse an und setzte sich demonstrativ an einen Tisch mit den anderen Kollegen.
Meine Beine wurden weich und ich musste mich kurz abstützen. Ich gehörte nicht mehr zu ihr. Sie distanzierte sich öffentlich von mir.
Schwindel packte mich und ich wankte zu meinem Fach.
Mechanisch sammelte ich meine Unterlagen zusammen. Einmal fiel mir alles aus der Hand, so sehr zitterten meine Finger.
Teils hämische, teils mitleidige Blicke trafen mich, aber keiner stand mir bei, wagte es, sich mir zu nähern.
Kalter Schweiß trocknete auf meiner Haut. Kleine bunte Punkte tanzten vor meinen Augen. Die Unterlagen fest an mich gedrückt verließ ich das Lehrerzimmer. Betty sah mir nach, folgte mir aber nicht.
Draußen im Gang hallte das Geschrei der Kinder, hörte ich Getuschel.
"Schau mal der Kinderschänder!"
"Der fickt Kinder, geh ihm aus dem Weg!"
Das und noch viel Schlimmeres vernahm ich und versuchte es auszublenden. Ein Spießrutenlaufen begann.
Draußen auf dem Schulhof begegnete ich Timo. Vielmehr sah ich dabei zu, wie er versuchte, sich zu wehren.
"Was ... was willst du tun, Sohn eines Kinderfickers. Ab sofort weht hier ein anderer Wind."
Christoph, eine Klasse über Timo und ein Flegel, provozierte meinen Sohn.
"Halts Maul, du Schwein. Jannis ist kein Kind! Er hat das herausgefordert!", verteidigte Timo mich.
Er hatte mich noch nicht gesehen.
"Dein Homovater ist ein Kinderficker und du bist bestimmt ein Schwanzlutscher!", stichelte Christoph weiter.
Timo stürzte sich auf ihn und schon schlugen sich die Zwei.
Er hatte mich verteidigt. Mein Herz hüpfte kurz bevor mir klar wurde, welchem Mob er ab jetzt ausgeliefert war. Meinetwegen!
Als die Schüler mich erkannten, machten sie wortlos Platz. Eine Gasse entstand und jetzt hatten mich sowohl Timo als auch Christian gesehen.
Sie standen sofort auf und klopften sich die Kleidung sauber.
"Hallo Timo!", begann ich.
"Verschwinde! Du bist nicht mehr mein Vater!" Sein Gesichtsausdruck wirkte versteinert und er sah mir fest in die Augen.
Die kleine Unsicherheit war nur kurz zu sehen, dann festigte sich der harte Ausdruck.
Ich öffnete den Mund, wollte irgendwas erwidern, schloss ihn aber sofort wieder, weil Timo sich abwendete und Christoph auf die Schulter klopfte.
"Soll er doch zu Jannis dem Arschficker gehen", lachte Timo hämisch und ließ mich stehen.
Meine Hände wurden taub und beinah wären mir die Unterlagen aus der Hand gefallen. Meine Beine trugen mich gerade noch vom Schulhof herunter, vorbei an neugierigen und tuschelnden Kindern.
Meine Kollegen mieden mich.
Mein Sohn wollte mich nicht mehr. Meine Frau verleugnete mich. Mein Vater hatte mir die Tür gewiesen. Betty würde mir meine Tochter vorenthalten. Meine Mutter, vielleicht würde mir meine Mutter bleiben.
Vielleicht!
Ich hockte auf einem großen Findling vor dem Schulgebäude, einer Ohnmacht nahe. Ich saß da und wartete. Worauf?
Dass mir ein Stein von oben auf den Kopf fiel, oder sich die Hölle auftat, um mich zu verschlingen. Egal, ich saß einfach da.
Keine Gedanken mehr, nichts, nur noch Leere.
Wie oft es zur Pause und zur Stunde geklingelt hatte, zählte ich nicht mit. Ich saß so lange da, bis die Schüler das Gebäude verließen. Schulschluss!
Belustigte und immer mehr mitleidige Blicke wurden mir zuteil. Aber keiner der stehen blieb. Keiner, der die Dinge aus meiner Sicht hören wollte. Auch Timo und Betty liefen an mir vorbei, etwas stockend zwar, aber sie gingen. Sie stiegen in das Auto eines Kollegen, fuhren davon.
Schließlich wurde es ruhig. Ich war allein.
Also blieb ich sitzen, wo ich war. Es wartete keiner auf mich. Was sollte ich Zuhause.
Zuhause!
Ohne meine Familie war es eine leere Hülle. Ich saß da, bis es dunkel wurde. Ich spürte nichts, nicht die Hitze am Tag, nicht die Kälte am Abend. Plötzlich hielt der Wagen meines Vaters neben mir.
Am Steuer saß Betty. Sie stieg aus, ließ den Motor laufen und kam ums Auto herum.
"Steig ein. Komm schon, steige in den Wagen Thomas!" Sie klang freundlich und griff unter meine Arme.
Wie in Trance stieg ich ins Auto, versank, die Unterlagen weiterhin fest an mich gedrückt,
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