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Warum ich?: Ohne Ausweg... (German Edition)

Warum ich?: Ohne Ausweg... (German Edition)

Titel: Warum ich?: Ohne Ausweg... (German Edition)
Autoren: Bonnyb.
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diese Situation. Ich griff nach Tasche und Sakko und ging. Ich drängte mich an Betty und dem Rektor vorbei.
"Es ist nicht, wie es scheint, Betty, bitte glaub mir." Die Hand, die ich ausstreckte, um ihre Wange zu streicheln, blockte sie ab. Gerade baute sie eine Mauer zwischen uns auf, die mich von ihr fernhielt.
"Thomas, geh nicht, verlass mich nicht, jetzt wo du hattest, was du wolltest!", schrie Jannis hinter mir her.
Die Hände zu Fäusten geballt, wagte ich noch einen letzten Blick in die Augen meiner Frau, bevor ich fluchtartig den Gang hinunter lief, denn ich erreichte sie nicht mit meiner Bitte, mir Glauben zu schenken. Die Schritte hallten an den Wänden, hallten in meinem Kopf.

Wieder ein Fehler, der mich weiter ins Abseits drängte. Jannis das Feld zu überlassen, statt mich ruhig zu erklären. Aber der Blick meiner Frau, die der Schauspielerei eines Jungen eher glaubte als mir, hatte mir den Rest gegeben.

Ich floh regelrecht, drehte mich nicht mehr um und blendete die Geräuschkulisse aus, die aus dem Klassenzimmer zu vernehmen war.
Wohin sollte ich gehen? Was sollte ich jetzt tun? Timo, mein Sohn, was dachte er von mir? Mein Körper kribbelte, als würden tausend Ameisen über ihn hinweg laufen. Mein Kopf schmerzte und mein Magen brannte.
Ich verließ das Gebäude, fühlte die Blicke der Schüler auf mir. Sie konnten noch nichts wissen, aber es fühlte sich ganz so an, als könnten sie jeden meiner Gedanken lesen.
Mein Weg führte über den Schulhof und gerade, bevor ich aus dem Tor trat, sah ich Timo. Er stand versteckt an einen der dicken, alten Bäume gelehnt und warf Steine ins Gras. Er wollte allein sein. Sicher wollte er mich als allerletztes sehen, aber ich konnte nicht gehen, ohne mich ihm erklärt zu haben.
Als er mich kommen sah, verdüsterte sich sein eh schon finsterer Blick.
"Geh weg, ich will mit dir nicht reden, Papa!" Eher flehend statt böse hörte er sich an.
Mit der Tasche in der Hand und dem Sakko über dem Arm stand ich da, unschlüssig, ob ich seinem Wunsch zu gehen, nachkommen sollte.
Ich blieb.
"Timo, was immer du glaubst gesehen zu haben, es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Und das Offensichtliche ist nicht immer richtig. Ich habe etwas Falsches getan. Aber bitte gib mir später die Chance mich zu erklären, Timo ... bitte!", versuchte ich, zu ihm vorzudringen.
Timo schien weit weg mit seinen Gedanken, sah mich nicht an oder nur kurz, aus den Augenwinkeln.
"Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, was ihr gemacht habt. Du ekelst mich an, geh jetzt ... geh!" Verzweifelt wirkte er und ich stand noch da, ebenso aufgebracht, weil er recht hatte, weil ich nichts sagen konnte, um mich zu verteidigen.
Was ich getan hatte, war nun mal geschehen. Es war nichts abartiges an gleichgeschlechtlicher Liebe, aber für einen Teenager gestaltete sich das Ganze anders. Erst recht, wenn es sich um den eigenen Vater und den besten Freund handelte. Selbst nicht gefestigt und erst am Anfang seiner sexuellen Erfahrungen, war die Vorstellung sicher sehr befremdlich für ihn.
Überhaupt war die Situation für alle unwirklich.
Meine Frau, die dachte, einen heterosexuellen Ehemann an ihrer Seite zu haben, wurde mit Betrug und obendrein auch noch mit Männerliebe konfrontiert. Kompromittiert!
In der Schule würde sich das Ganze wie ein Lauffeuer verbreiten. Jannis würde schon dafür sorgen, da war ich mir sicher.

"Es tut mir leid, Timo. Ich hab das so nicht gewollt. Es ist einfach passiert. Ich bin nur ein Mensch. Ich bin nicht perfekt!"
Ich harrte immer noch kurz aus, hoffte auf ein Zeichen, das irgendetwas zu ihm vorgedrungen war. Ein Zeichen, dass er mich nicht hasste, aber er reagierte nicht, wandte sich von mir ab, ließ mich stehen.
Schließlich ging ich. Ich ging und ging, ziellos, wie durch Nebel, wie in Watte gepackt.
Die Zeit um mich herum rannte, nur ich schlich geradezu. Ich spürte nichts, ich nahm nichts war. Gefangen in Gedanken, die sich immer schneller in meinem Kopf zu drehen begannen. Menschen wichen mir aus, weil ich mitten auf dem Gehweg stand, desorientiert und wirr. Keiner bot mir seine Hilfe an, alle machten einen Bogen um mich.
Ohne Orientierung lief ich einfach umher. Keine Anlaufstelle, niemanden dem ich mich erklären konnte. Meine Eltern? Oh Gott, nein. Noch früh genug würden sie erfahren, was ich getan hatte. Freunde? Wie sollte ich ihnen das erklären? Einen Seitensprung, ja, aber das, das konnte ich niemandem erklären, nicht einmal mir selbst. Wie dumm und naiv
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