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Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Titel: Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?
Autoren: Richard David Precht
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zerrissenen Kleidern. Und sie bekämpfen sich fürchterlich untereinander. Oder sie laufen auf vier Beinen …?
Das klingt nach Trollen oder Orks. Richtige Monster hätten wir werden können. Stell dir mal vor, wie unser Leben wäre, wenn wir zum Beispiel viel längere Arme hätten und ganz kurze Beine.
Dann wären die Tische viel niedriger, Papa. Treppen gäbe es auch nicht.
Nein, vielleicht nur so Rampen wie für Rollstuhlfahrer …
Die Autos sähen auch anders aus.
Wenn es überhaupt welche gäbe! Diese Menschen würden bestimmt auch keinen Fußball spielen.
Nein, Papa, nur Handball und Basketball. Wegen der langen Arme.
Ja, niemand weiß, wie sich das Leben auf der Erde entwickelt hätte, wenn die Zufälle alles anders gemacht hätten.
    Unsere zweite philosophische Einsicht heißt:
    Der Mensch ist durch viele Zufälle entstanden. Und wir haben wenige Gründe zu vermuten, dass es dahinter einen Sinn gibt.
    Für viele Menschen ist das nicht leicht zu akzeptieren. Überall in unserem Leben suchen wir nach Sinn. Kann es dann sein, dass es einen solchen großen Sinn nicht gibt? Dass unsere Existenz nur von Zufällen abhängt? Normalerweise ist es nämlich sehr wichtig für uns, dass alles einen Sinn haben soll. Wenn wir etwas tun, tun wir es, weil es sinnvoll ist. Wir essen, trinken und schlafen, weil es sinnvoll ist, das zu tun. Ansonsten würden wir sterben. Auch mit unserer Familie und unseren Freunden sind wir zusammen, weil es uns etwas bedeutet. Wir gehen in die Schule, weil es sinnvoll ist, viel zu lernen. Und wir arbeiten, weil es in unserer Welt wichtig ist, dass wir Geld verdienen. Jedes Ballspiel hat sinnvolle Regeln. Unsere Wörter haben eine Bedeutung. Und unsere Sätze ergeben einen Sinn.
    Der Mensch ist vielleicht das einzige Tier, das ganz ohne Sinn in seinem Leben gar nicht leben kann. Selbst den Tieren, die wir nicht selbst gemacht haben und die schon lange vor uns da waren, geben wir Bedeutungen – durch ihre Namen.
    = Woher haben die Tiere ihre Namen?

Im Aquarium

    Woher haben die Tiere ihre Namen?
    Unsere zweite Station in Berlin ist immer das große alte Aquarium am Zoo. Es sieht ziemlich ehrwürdig und imposant aus und wurde von Tiervater Brehm gegründet. In den Wänden sind Reliefs mit Dinosauriern eingelassen. Und auch drinnen gibt es einige furchterregende Kreaturen. Den Teppichhai zum Beispiel, Schaufelnasenhammerhaie, einen Geigenrochen und unsere gefährliche alte Freundin, die Sandtigerhaidame » Nicki«.
    Auch dieses Mal gehen wir als Erstes ins Aquarium. Wir schauen in die großen Meerwasserbecken, ob unsere schuppigen Freunde noch da sind. Und dann gehen wir zu den Süßwasseraquarien. Hier interessieren uns besonders die vielen Arten von elektrischen Rüsselfischen, von denen wir auch in unserer Kölner Wohnung einen ganzen Schwarm haben. Von allen Tieren auf der Welt haben sie das größte Gehirn im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht, und ohne Zweifel sind sie auch sehr intelligent.
    Tatsächlich gab es dieses Mal neue Rüsselfische zu sehen, Tamandua-Rüsselfische aus Westafrika. In der Natur schwimmen die Fische im Kongo-Fluss und ertasten ihre Beute mit einem elektrischen Taststab, der wie ein kleiner Rüssel aussieht. Die Tamandua-Rüsselfische haben aber nicht nur den Taststock, sondern dazu tatsächlich einen kleinen Rüssel. Sie sehen aus wie Delfine oder mehr noch wie schwimmende Nasenbären oder eben wie ein Ameisenbär. Der Ameisenbär, dem sie am ähnlichsten sehen, ist der Tamandua-Ameisenbär aus dem südamerikanischen Regenwald. Tamanduas haben nicht so einen langen Rüssel wie ihre berühmteren Verwandten, die Großen Ameisenbären. Und sie sind nicht graubraun, wie ihr großer Vetter, sondern schwarz-weiß gescheckt. Und so ähnlich ist es auch mit dem Tamandua-Rüsselfisch. Er hat eine mittellange Nase und ist braun-weiß gescheckt. Nachdem ich Oskar all das erklärt habe, fragt er mich plötzlich:
Papa, woher haben die Fische ihre Namen?
Aber Oskar, das habe ich dir doch gerade erklärt, der Tamandua-Rüsselfisch heißt Tamandua-Rüsselfisch, weil er aussieht wie ein …
Nein, Papa, das meine ich doch nicht.
Nicht?
Nein, ich will wissen, woher man weiß, wenn man einen Fisch entdeckt, dass der so heißt.
So heißt? Wie meinst du das?
Ich meine, wenn man einen neuen Fisch entdeckt, wie findet man dann heraus, wie sein wirklicher Name ist? Woher weiß man, dass er nicht ganz anders heißt?
Ganz anders? Was meinst du?
Ja, dass er nicht in Wahrheit anders heißt,
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