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Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Titel: Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?
Autoren: Richard David Precht
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Iguandon« nun schon mal in all den Büchern stand, behielt man ihn einfach bei.
    All das weiß Oskar schon lange, denn er ist ein richtiger Dinosaurier-Experte, der mich auch immer verbessert, wenn ich es wieder nicht so genau weiß wie er. Als wir tiefer in den Zoo gehen, fällt uns auf, wie kurz viele Besucher vor bestimmten Tieren stehen bleiben. Hirsche zum Beispiel erscheinen vielen Zoobesuchern überhaupt nicht spannend, Affen, Seelöwen und Raubkatzen dagegen sehr. Aber woran liegt das eigentlich, dass wir manche Tiere spannender finden als andere? Klar, ein Grund ist das Aussehen: je spektakulärer, größer, putziger oder gefährlicher, umso besser. Besonders beliebt sind vor allem auch die Tiere, die sich viel bewegen und miteinander spielen und toben wie Fischotter oder Erdmännchen. Doch es gibt noch etwas anderes, was darüber entscheidet, ob uns ein Tier sympathisch ist oder nicht …
    Einer der ältesten Zoos befindet sich in London im Regent’s Park. Er wurde vor fast 200 Jahren gegründet und ist damit noch etwas älter als der Zoo in Berlin. Manche der alten Tierhäuser sind auch heute noch erhalten. Es gibt sehr seltene Tiere wie zum Beispiel Komodo-Warane, die größten Echsen der Welt. Und in einem alten Tierhaus aus künstlichen Felsen gibt es eine beeindruckende Sammlung von tödlichen Giftschlangen wie grüne und schwarze Mambas und zwei wirklich furchterregende Königskobras.
    Vor manchen Tieren bleiben die Besucher gerne lange stehen. Bei anderen hingegen gehen sie oft achtlos vorbei. Die Zoologische Gesellschaft von London wollte es einmal genau wissen, was die Zoobesucher anspricht. Sie machte ein Experiment zu der Frage: Welche Tiere finden Zoobesucher sympathisch, und welche finden sie unsympathisch? Die Angestellten des Londoner Zoos machten dafür über fünfzig Postkarten. Und auf jeder Postkarte war das Foto eines Tieres aus dem Zoo zu sehen. Zum Beispiel ein Affe, ein Bär oder eine Schlange.
    Die Zooleute baten die Besucher, die Postkarten zu ordnen. Das Foto mit dem sympathischsten Tier sollte nach ganz oben. Danach sollte das zweitsympathischste Tier kommen und so weiter. Und das unsympathischste Tier sollte ganz nach unten geordnet werden.
    Die Besucher, die an diesem schönen Sommertag in den Londoner Zoo strömten, machten gerne bei dem Spiel mit. Und was wenig überraschend war: Sie waren sich ziemlich einig. Das süße kleine Nagetier zum Beispiel kam auf einen der vordersten Plätze. Der Affe, der ein bisschen lustig, aber auch ein bisschen hässlich aussah, kam in die Mitte. Und die fiese Riesenschlange landete ziemlich weit unten. Es war alles ungefähr so gekommen, wie die Zooleute vermutet hatten.
    Am nächsten Tag wiederholten sie das Experiment. Wieder zeigten die Zooleute den Besuchern die Postkarten mit den Tierbildern. Aber dieses Mal gab es einen wichtigen Unterschied. Die Zooleute schrieben unter jedes Foto den Namen des Tieres, denn bei vielen Tieren hatten die Besucher gar nicht genau gewusst, um was für ein Tier es sich handelte. Wer weiß denn schon, wie ein Fingertier aussieht? Oder ein Nachtaffe? Oder eben ein Vielfraß?
    Diesmal ordneten die Besucher die Tiere in eine ganz andere Reihenfolge. Das süße Nagetier, das am Vortag auf einen der vorderen Plätze gekommen war, stürzte ganz tief nach unten ab. Denn auf dem Foto stand: » Beutelratte«. Das fanden die meisten Besucher ziemlich fies und eklig. Am Tag zuvor hatten viele Zoobesucher die Ratte süß gefunden. Aber die wussten auch nicht, dass es sich bei dem Tier um eine Ratte handelte. Die Besucher am zweiten Tag, die das Wort » Ratte« auf dem Foto lesen konnten, sahen das Tier mit ganz anderen Augen. Wer findet schon Ratten niedlich? (Vielleicht nur diejenigen, die Ratten als Haustiere halten und deshalb genau wissen, was für zärtliche, anschmiegsame und intelligente Gefährten Ratten sind.)
    Auch die Beurteilung der anderen Tiere veränderte sich. Die fiese Riesenschlange, die vorher weit unten stand, in der Nähe der Vogelspinne und dem Warzenschwein, rutschte auf einmal viel weiter nach oben. Auf dem Foto stand nämlich: » Königspython«. Und da die Engländer alles, was mit ihrer Königin und ihrer königlichen Familie zu tun hat, besonders wertvoll und spektakulär finden, fanden sie auch die königliche Schlange gleich viel weniger scheußlich.
    Der neue Sieger aber war der Affe, der es vorher nur ins Mittelfeld geschafft hatte. Denn auf dem Foto stand: » Diana-Meerkatze«. Da
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