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Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Titel: Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?
Autoren: Richard David Precht
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Erwachsene genauso wenig wie Kinder. Dabei sind vor allem die Menschen dumm, die glauben, dass sie alles wüssten …
    Für unsere vielen philosophischen Gespräche haben Oskar und ich uns Berlin ausgesucht. Die Stadt gehört zu unseren Lieblingsstädten. Es gibt unglaublich viel zu sehen, zu besichtigen und zu tun.
    Wie viele berühmte Philosophen, die ihre besten Gedanken beim Gehen hatten, haben wir viele Spaziergänge gemacht. Und so durften wir uns bei unseren Ausflügen in Berlin ein ganz klein wenig wie Jean-Jacques Rousseau fühlen, wie Martin Heidegger oder wie Immanuel Kant, nach dessen philosophischen Spaziergängen die Nachbarn sogar ihre Uhren gestellt haben sollen, weil sie so regelmäßig waren und so pünktlich …

Ich & Ich

Im Museum für Naturkunde

    Warum gibt es alles und nicht nichts?
    Solange er zurückdenken kann, hat sich Oskar für Dinosaurier interessiert, für ausgestorbene Säugetiere wie Säbelzahntiger und für die früheren Erdzeitalter. Unsere erste Station in Berlin ist darum immer das Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße.
    Schon von außen wirkt das Gebäude stattlich und beeindruckend. Ein großes altes Haus aus der Zeit des Kaiserreichs mit etwas abgebröckelter Fassade, die das Museum so alt aussehen lässt, wie es ist. In der Eingangshalle wartet schon das Skelett des Brachiosaurus auf uns – das größte komplett aufgebaute Dinosaurierskelett aus echten Knochen. Zwar weiß man heute, dass es in der Jura-Zeit noch größere Saurier gab als den Brachiosaurus, zum Beispiel Supersaurus und Argentinosaurus. Aber es ist noch immer ein beeindruckendes Gefühl, wenn man unter dem alten Skelett steht, das doppelt so hoch wie eine Giraffe ist und fast so lang wie ein Blauwal. Daneben stehen die Skelette anderer Jura-Dinosaurier wie Diplodocus und Allosaurus. Sie lassen sich mit Computer-Simulationen gleichsam zum Leben erwecken. Und natürlich gibt es noch das wertvolle Fossil des Urvogels Archaeopterix in seinem Kalkstein.
    Im Treppenhaus wird es richtig gemütlich. Hier befindet sich eine einladende Liegeinsel, auf die man sich am liebsten gleich draufwerfen möchte. Dies ist Oskars Lieblingsplatz im ganzen Museum. Wenn man sich auf den Rücken dreht, sieht man eine Multimediainstallation über die Entstehung des Universums, den Urknall, die Geschichte des Kosmos und der Erde. Entspannt und konzentriert sehen und lauschen wir, wie Galaxien entstehen und vergehen, Sterne aufblitzen und erlöschen. Bis wir am Ende in einen Spiegel schauen und uns selbst sehen, wie wir auf den Polstern liegen und nach oben blicken. Zwei winzige, aber hochvergnügte Kreaturen auf einem kleinen Planeten im riesigen Universum. Als wir das ehrwürdige alte Treppenhaus hochgehen in den ersten Stock, fragt Oskar auf einmal ganz ernst:
Papa, warum gibt es das alles?
Wie meinst du das, Oskar?
Ich meine, warum es das alles gibt. Warum gibt es alles und nicht nichts?
Du meinst, warum es Sterne, Planeten, Pflanzen, Tiere und Menschen gibt?
Ja, warum ist das alles überhaupt da?
    Warum gibt es alles und nicht nichts? Wie oft haben sich Menschen das schon gefragt. Immer und immer wieder. Wahrscheinlich ist es die älteste Frage der Philosophie überhaupt. Die Frage, die vor allen anderen steht. Immer wieder und in allen Ländern haben Menschen versucht, Antworten darauf zu geben. Und meistens haben sie dafür Geschichten erfunden.
    Die alten Chinesen erzählen im » Buch der Berge und Meere« vom Chaos als Urzustand. Das Chaos ist ein bunter Vogel ohne Gesicht, der auf sechs Füßen tanzt. Die Germanen nannten das Chaos Ginnungagap – die gähnende Schlucht. Die Juden nannten es Tohuwabohu – das große Durcheinander. (Auch heute noch benutzen viele Eltern das Wort, wenn sie meinen, dass ihr in den Zimmern mal wieder ein Tohuwabohu angerichtet habt. Aber ihr dürft ihnen dann ruhig erklären, dass es kein Tohuwabohu ist, sondern ein Ginnungagap…)
    Für die alten Ägypter stand am Anfang das Urwasser, aus dem sich eines Tages der Urhügel – die Erde – erhob. In einer anderen altägyptischen Geschichte entstehen die Götter aus dem Urschlamm. Der Erste, der sich daraus befreit, ist Atum, der Schöpfergott. Er erzeugt die Welt, indem er den Gott der Luft und die Göttin des Feuers hervorbringt. Die Geschichte vom Urhügel oder Weltenberg findet sich auch bei den Sumerern, die ihre Tempel nach dem Modell des Weltenbergs bauten.
    Eine andere beliebte Erzählung in vielen Kulturen ist, dass die Welt aus
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