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Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Titel: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)
Autoren: Pamela Druckerman
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und sie respektiere, bringe ich sie ihrerseits dazu, mir zu vertrauen und mich zu respektieren, was eine schöne Vorstellung ist. Ehrlich gesagt, finde ich das sehr befreiend. Die gegenseitige Abhängigkeit, die einem die Luft zum Atmen nimmt, und all die Sorgen, die amerikanische Eltern an ihre Kinder ketten, kommen einem manchmal unausweichlich vor. Aber gut angefühlt hat sich das noch nie. Das sind keine guten Ausgangsbedingungen für eine gute Erziehung.
    Wer zulässt, dass Kinder ihr eigenes Leben leben, schickt sie nicht in die Wildnis und lässt sie auch nicht im Stich (obwohl französische Schulausflüge nach wie vor dieses Gefühl in mir auslösen). Es geht darum zu akzeptieren, dass Kinder nicht dafür da sind, den Ehrgeiz ihrer Eltern zu befriedigen oder ihre Träume zu erfüllen. Sie sind eigene Persönlichkeiten mit eigenen Fähigkeiten, Vorlieben und Erfahrungen. Sie habe sogar eigene Geheimnisse.
    Meine Freundin Andi hat ihren Ältesten schließlich doch ins Schullandheim in die Salzwiesen mitfahren lassen. Er war begeistert. Anscheinend musste er gar nicht jeden Abend ins Bett gebracht werden – Andi hatte es gebraucht, ihn ins Bett zu bringen. Als Andis Jüngster schließlich dieselben Klassenausflüge macht, lässt sie ihn leichten Herzens fahren.
    Vielleicht werde ich mich eines Tages auch noch an diese Fahrten gewöhnen, obwohl ich Bean noch zu keiner einzigen angemeldet habe. Meine Freundin Esther schlägt vor, dass wir unsere Töchter im nächsten Sommer gemeinsam in eine colonie de vacances schicken, wenn sie sechs Jahre alt sind. Für mich ist das nach wie vor schwer vorstellbar. Ich möchte auch, dass meine Kinder über Durchhaltevermögen verfügen, selbstständig und glücklich sind. Ich möchte sie nur nicht loslassen.
    61 Als französische und amerikanische Mütter gebeten wurden, die Bedeutung des Satzes zu bewerten, das Kind solle »nicht zu abhängig von seiner Mutter werden«, vergaben die amerikanischen Mütter für diese Aussage 0,93 von möglichen 5 Punkten, französische Mütter dagegen 3,336 Punkte. Marie-Anne Suizzo, »French and American Mothers’ Childrearing Beliefs: Stimulating, Responding and Long-Term Goals«, in: Journal of Cross-Cultural Psychology 35, 5 (September 2004): S. 606–626.
    62 Raymonde Carroll schreibt in Cultural Misunderstandings , dass es amerikanische Eltern möglichst vermeiden, ihre Kinder zu kritisieren, sich über deren persönliche Vorlieben lustig zu machen oder sie zu verbessern.
    63 Laut eines Berichts, der von der Prüfungskommission der University of Cambridge für britische Universitäten erstellt wurde, sind 16 von 20 Punkten »eine seltene, herausragende Leistung«. Zitiert aus »A Chorus of Disapproval« im Economist vom 20. September 2010.
    64 Das stellt ein Problem für Sozialwissenschaftler dar, wenn sie versuchen, das Leben in den Vereinigten Staaten mit dem in Frankreich zu vergleichen. »Amerikaner neigen dazu, ausführlich davon zu erzählen, wie gut es ihnen geht«, so die Autoren der Studie mit Frauen in Ohio und Rennes. Amerikaner antworten gern in Extremen wie »sehr zufrieden« oder »überhaupt nicht zufrieden«, während Französinnen das vermeiden. Die Forscher haben ihre Untersuchungsergebnisse entsprechend angepasst, um das auszugleichen.
    65 Po Bronson und Ashley Merryman , 10 schockierende Wahrheiten über Erziehung: Was eine Stunde Schlaf mit ADS zu tun hat, warum Sie Ihr Kind besser nicht loben sollten und warum besonders gut gemeinte Erziehung keine » Engel « produziert , Riemann Verlag, München 2010, 35.

Unsere Zukunft à la française
    Meine Mutter hat endlich akzeptiert, dass wir durch einen Ozean voneinander getrennt sind. Sie lernt sogar Französisch. (Auch wenn es nicht so gut läuft wie erhofft.)
    Ich habe drei Kinder in einer öffentlichen Schule und pflege freundliche Beziehungen zu Fischhändlern, Schneidern und Cafébesitzern in der Nachbarschaft. Paris legt endlich Wert darauf, dass ich hier bin.
    Ich schwärme immer noch nicht für diese Stadt. Mich ermüden die vielen bonjours und langwierigen Höflichkeitsfloskeln und dass ich alle, bis auf Kollegen und enge Freunde, siezen muss. Das Leben in Frankreich ist mir ein bisschen zu formell und widerspricht meinem spontanen Naturell. Wie sehr ich mich verändert habe, merke ich aber, als ich eines Morgens in der Métro instinktiv vor einem Mann zurückweiche, der neben dem einzig freien Platz sitzt. Er kommt mir irgendwie gestört vor. Doch dann wird
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