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Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Titel: Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
Autoren: Tom Clempson
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Klassenzimmer und habe meine Bücher schon rausgeholt, als der Lehrer hereinkommt und ich erst in diesem Moment bemerke, dass ich im falschen Raum bin. (Ist auch schon mal vorgekommen, aber erst einmal. Und nie wieder!)
    Während das Unglück seinen Lauf nimmt, hat Amy Norvich damit begonnen, mit klarer und fester Stimme den ersten Abschnitt vorzulesen. Miststück. Wie kann sie nur so gelassen sein? Weiß sie denn nicht, dass sich in diesem Moment alle Blicke auf sie richten und nach jedem winzigen Makel in ihrem Gesicht, an ihrem Körper und ihrer Kleidung suchen? Weiß sie nicht, dass in diesem Raum nichts als ihre Stimme zu hören ist und alle nur darauf warten, dass sie irgendeinen Fehler macht, damit sich alle ausschütten können vor Lachen? Es ist eine grausame Welt, doch Amy Norvich scheint das nichts anzugehen. Die ist echt nicht normal.
    Ich zähle durch… eins, zwei, drei, vier… sieben, acht, neun… nein, acht Leute sind vor mir dran, ehe es an mir ist, mich zu blamieren. Noch achtzehn Minuten bis zum Ende der Stunde. Die Tatsache, dass Driskell eine unerbittliche Zuchtmeisterin ist, wenn es ums Vorlesen geht, mag mir in diesem Fall zu Hilfe kommen. Während die meisten Lehrer dich allenfalls ein, zwei Absätze lesen lassen, vielleicht eine ganze Seite, falls der Text dies erfordert oder es den Leser glücklich macht, scheint Driskell es zu genießen, ihre Schüler auf die Probe zu stellen. Manchmal unterbricht sie den Leser schon nach dem ersten Absatz, obwohl er seine Sache hervorragend macht (so wie sie es eben bei Amy getan hat), oder sie lässt dich mehrere Seiten am Stück lesen, selbst wenn du dabei durch die Hölle gehst. Ich glaube, sie mag es, uns leiden zu sehen. Das ist wahrscheinlich das Highlight ihrer Woche. Einmal musste ich bei ihr vier ganze Seiten lesen, obwohl ich das Wort » Analyse« im ersten Absatz total falsch ausgesprochen hatte. In einem aussichtslosen Versuch, mich zu korrigieren, bin ich dabei immer wieder über die ersten beiden Silben des Wortes gestolpert. Jetzt hoffe ich nur, dass die sechs Leute vor mir möglichst lange Sätze bekommen, damit die Stunde vorbei ist, ehe ich an die Reihe komme.
    Jetzt ist Kevin Jones dran und… OH , GOTT ! Der musste nur drei Zeilen lesen! Alter Glückspilz! Also noch fünf Leute in elf Minuten. Ich spüre schon, wie meine Nervosität heißes Adrenalin durch meinen Körper jagt. Meine einzige Hoffnung ruht auf Mike Peters, der direkt vor mir dran ist und genauso nervös zu sein scheint wie ich. Der wird bestimmt auch eine Weile, wenn nicht gar bis zur Pause, auf dem heißen Stuhl sitzen müssen. Allerdings ist der Typ Legastheniker, was ihm bei Driskell zwar kein Mitleid einbringt, aber manchmal hat sie die Schnauze voll, ihm die Wörter ständig vorlesen zu müssen, dann lässt sie ihn billig davonkommen, um sich nicht länger mit ihm rumzuärgern. Beim Rest der Klasse verschafft ihm seine Legasthenie eine Art Freifahrtschein, was bedeutet, dass sie ziemlich nachsichtig mit ihm sind, wenn er seinen Bockmist baut. Ich selbst habe keine solche Ausrede– ich bin einfach das Arschloch.
    Noch fünf Leute und mir wird langsam übel. Ich nehme einen raschen Zug aus meinem Inhalator. Mein rechter Fuß zuckt unkontrolliert. Vielleicht könnte ich ja aufs Klo gehen. Aber wahrscheinlich würde sie den Braten riechen und mich extra lange lesen lassen. Verflixt. Mein Magen knurrt wie verrückt. Noch ein Stoß Sauerstoff aus dem Inhalator. Falls ich nicht kotze, mache ich mir wahrscheinlich in die Hose. Im Moment tut es mir leid, je über John gelacht zu haben. Meine Atmung geht stoßweise, was bedeutet, dass meine Stimme sich wacklig und stockend anhören wird, als würde ich jeden Moment in Tränen ausbrechen. Ganz ruhig! Meine Handschrift sieht aus, als würde ich in ZWEI Bussen sitzen.
    Okay, der Trick ist, einfach nicht dran zu denken. Konzentrier dich auf etwas anderes. Ems Hand hat sich gerade sanft auf meinen Oberschenkel gelegt, um mein Bein zur Ruhe zu bringen. Mein Bein kommt zur Ruhe, aber ihre Hand bleibt da. Hilfe! Sie ist vielleicht nicht das Mädchen meiner Träume, aber schließlich bin ich ein Mann und immer noch Jungfrau, und jeder physische Kontakt ist ein absolutes Novum. Denk nicht dran. KONZENTRIER DICH !
    Ich muss irgendeinen Punkt finden, an dem sich mein Blick festklammern kann. Eine Fußbodenfliese, ein Stuhlbein, ein…
    OH , MEIN GOTT !
    ICH KANN SALLY KIRK UNTER DEN ROCK GUCKEN ! Und ihr Slip ist fast durchsichtig!
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