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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr
Autoren: Philip K. Dick
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Tijuana Fur & Dye Corporation auf Kathy treffen.
    Plötzlich wandte er sich an das Taxi. »Wenn deine Frau krank wäre …«
    »Ich habe keine Frau, Sir «, unterbrach das Taxi. »Aut o maten heiraten niemals; jeder weiß das. «
    »In Ordnung «, nickte Eric. »Wenn du dich an meiner Ste l le befinden würdest und deine Frau wäre krank, so schwer krank, daß keine Hoffnung auf Heilung besteht – würdest du sie verlassen? Oder würdest du bei ihr bleiben, selbst wenn du zehn Jahre in die Zukunft gereist wärest und erfahren hättest, daß ihr Hirnschaden mit absoluter Sicherheit irreparabel ist? Und bei ihr zu bleiben, würde bedeuten …«
    »Ich verstehe, was Sie meinen «, unterbrach das Taxi. »Es würde bedeuten, daß Sie Ihr ganzes Leben damit verbringen müßten, für sie zu sorgen. «
    »Das ist richtig «, bestätigte Eric.
    »Ich würde bei ihr bleiben «, entschied das Taxi.
    »Warum? «
    »Weil «, fuhr das Taxi fort, »das Leben aus den realen E r lebnissen besteht, denen man ausgesetzt ist. Sie zu verlassen, würde bedeuten: Ich kann die Realität nicht ertragen. Ich brauche leichtere Bedingungen. «
    »Ich glaube, du hast recht «, sagte Eric nach einer Weile. »Ich glaube, ich werde bei ihr bleiben. «
    »Gott segne Sie, Sir «, erklärte das Taxi. »Ich weiß, daß Sie ein guter Mensch sind. «
    »Danke «, murmelte Eric.
    Das Taxi brummte weiter in Richtung Tijuana Fur & Dye Corporation.
     
     
     

Nachwort
     
    Gleichgültig reagiert wohl kaum ein Leser auf die Werke von Philipp K. Dick. Entweder mag man sie gar nicht, oder man mag sie sehr. Ich mag sie sehr.
    Dick verwendet nicht wie einige andere Autoren eine gleichbleibende Welt der Zukunft als Handlungshintergrund für eine größere Anzahl von Werken, obwohl bestimmte Versatzstücke – zum Beispiel Simulacra und Roboterm e chanismen aller Art – immer wieder auftauchen. Dennoch hat man das Gefühl, daß dieser Autor im Grunde an einem einzigen großen SF-Roman schreibt. Zumindest gilt dies für seine Romane beziehungsweise für die herausragendsten unter ihnen: The Man in the High Castle (Das Orakel vom Berge), Martian Time Slip (Mozart für Marsianer), The Three Stigmata of Palmer Eldritch (LSD-Astronauten), The Simulacra (Simulacra), A Maze of Death (Irrgarten des T o des), Ubik (Ubik), Do Androids Dream of Electric Sheep? (Träumen Roboter von elektrischen Schafen?), Flow My Tears, the Policeman Said (Eine andere Welt) und einige andere, zu denen ohne Zweifel auch Now Wait for Last Year (Warte auf das letzte Jahr) gehört. Ist es also weniger die Außenwelt, die diese Texte einander zugehörig erscheinen läßt, so läßt sich das Verbindende in der Innenwelt erke n nen, in den ausweglos verstrickten Charakteren, in ihrem Kampf um die eigene Identität, um das Erkennen der wirkl i chen Struktur ihrer Umwelt.
    »Der Mensch auf der Suche nach Wahrheit und Realität, in einem widrigen, nicht kontrollierbaren Universum voller Tücken und Gefahren. Es sind keine strahlenden Helden, die in Dicks Romanen agieren, sondern unscheinbare Leute, Verkäufer oder Vertreter, gegen die sich die ganze Welt ve r schworen hat. « (Alpers/ Fuchs/Hahn/Jeschke: Lexikon der Science Fiction-Literatur)
    Im vorliegenden Roman Now Wait Vor Last Year (Warte auf das letzte Jahr) bewirkt eine Droge Zeitreise bezi e hungsweise die Reise in Parallelwelten – für Dick kein Grund für Euphorie. Nicht von ungefähr werden die beiden Hauptcharaktere von anderen dazu gebracht, diese Droge zu nehmen und damit süchtig zu werden. Nicht von ungefähr ist dieses Mehr an Erkenntnis und Erleben unmittelbar mit körperlichem Verfall und Tod verbunden. Nicht von ung e fähr auch kann Dr. Sweetscent mit seinen Drogenreisen in die Zukunft allenfalls etwas zur Veränderung der Außenwelt beitragen. Die Innenwelt, das heißt sich selbst, sein Leben, sein – wenn man so will – Schicksal vermag er nicht en t scheidend zu beeinflussen. Die einzige Art von Erkenntnis, die ihm wirklich zuteil wird, besteht darin, die Tatsache a k zeptieren zu lernen, daß er sich selbst und seiner Umwelt nicht entfliehen kann. Er nimmt beides an, als die Bürde, die er zu tragen hat – weil er angesichts der kleinen Roboterw ä gelchen, die verzweifelt um ihr bißchen Maschinenleben kämpfen, nicht resignieren mag. »Gibt es irgendeinen Au s weg? « heißt es an einer Stelle des Romans, und dieser Satz könnte auch als Frage an das Gesamtwerk des Philip K. Dick gerichtet werden. Nein, es gibt
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