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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr
Autoren: Philip K. Dick
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«
    »Dr. Eric Sweetscent. «
    »Ja, natürlich Mr. Sweetscent. Einen Moment, bitte. « Der Bildschirm flackerte, und dann erschien Virgils Gesicht, und es war noch immer so vertrocknet und faltig wie immer und hatte sich nicht im geringsten verändert.
    »Ich will verdammt sein! Eric Sweetscent! Wo, zum Te u fel, stecken Sie, Bursche? Teufel auch, es muß … wie lange ist es her? Drei Jahre? Vier? Wie steht es in …«
    »Was ist mit Kathy? « fragte er.
    »Bitte? «
    »Ich will wissen, was mit meiner Frau ist. Wie ist ihr G e sundheitszustand? Wo befindet sie sich? «
    »Sie meinen Ihre Ex-Frau. «
    »In Ordnung «, nickte er. »Meine Ex-Frau. «
    »Woher soll ich das wissen, Eric? Seit sie hier gekündigt hat, habe ich sie nicht mehr gesehen, und das ist – das wi s sen Sie doch – schon sechs Jahre her. Kurz nach dem Wi e deraufbau. Kurz nach dem Krieg. «
    »Sagen Sie mir alles, was mir helfen könnte, sie zu finden. «
    Virgil dachte nach. »Nun, Herrgott – Eric, Sie wissen doch, wie sich ihr Zustand verschlechterte. Diese psychop a thischen Wutanfälle …«
    »Ich weiß nichts davon. «
    Virgil wölbte die Augenbrauen. »Sie haben doch die Überweisungspapiere unterschrieben. «
    »Sie meinen, sie befindet sich jetzt in einer Anstalt? Noch immer? «
    »Wie Sie mir selbst erklärten, handelte es sich um eine i r reversible Hirnschädigung. Hervorgerufen durch diese gift i gen Drogen, die sie genommen hat. Also nehme ich an, daß sie sich noch in der Anstalt befindet. Vermutlich in San Diego. Ich glaube, Simon Ild hat es irgendwann einmal e r wähnt; soll ich ihn fragen? Er sagte, er hätte jemanden g e troffen, der einen Freund in einem psychiatrischen Kranke n haus nördlich von San Diego besuchte und …«
    »Fragen Sie ihn. « Er wartete, während Virgil auf einer anderen Leitung mit Simon sprach.
    Schließlich wurde das längliche, bekümmerte Antlitz se i nes ehemaligen Lageristen auf dem Monitor sichtbar. »Sie wollen wissen, was mit Kathy geschehen ist «, sagte Simon Ild grußlos. »Ich werde Ihnen sagen, was mir ein Freund erzählt hat. Er hat sie im Edmund-G.-Brown-Krankenhaus für Neuropsychiatrie getroffen; damals litt er an einem Ne r venzusammenbruch, wie Sie es bezeichnen würden. «
    »Das würde ich zwar nicht «, brummte Eric, »aber fahren Sie fort. «
    »Sie besaß keine Selbstkontrolle mehr «, berichtete S i mon. »Ihre Wutanfälle, ihre selbstzerstörerischen Saufto u ren, bei denen sie alles kurz und klein schlug, traten immer häufiger auf. Man lieferte sie ein und setzte sie unter Ph e nothiazin, und das half ihr zu Anfang, wie sie meinem Freund selbst sagte, doch schließlich nützte selbst die größte Dosis Phenothiazin nichts mehr. Ich schätze, es lag an einer Schädigung ihres vorderen Gehirnlappens. Und sie hatte Schwierigkeiten, sich zu erinnern. Und Verfolgungswahn; sie glaubte, daß jeder gegen sie war und versuchen würde, sie zu verletzen … keine großartige Paranoia, sondern eher eine unentwegte Reizbarkeit, die dazu führte, daß sie alle Leute bezichtigte, ihr etwas vorzuheucheln, ihr etwas zu verschweigen – sie beschuldigte wirklich jeden. « Er schloß: »Sie hat auch über Sie gesprochen. «
    »Was hat sie gesagt? «
    »Sie hat Ihnen und diesem Psychiater – wie war doch gleich sein Name? – vorgeworfen, Sie in das Krankenhaus hineingebracht zu haben, um sie nie wieder hinauszulassen. «
    »Weiß sie, warum wir das getan haben? « Warum wir das tun mußten, dachte er.
    »Sie sagte, sie liebte Sie, aber Sie wollten sie loswerden, um eine andere zu heiraten. Und Sie hätten geschworen, damals, als Sie sich scheiden ließen, daß es keine andere Frau gäbe. «
    »In Ordnung «, nickte Eric. »Danke, Simon. « Er unte r brach die Verbindung und rief dann das Edmund-G.-Brown-Krankenhaus für Neuropsychiatrie in San Diego an.
    »Edmund-G.-Brown-Krankenhaus für Neuropsychiatrie «, leierte eine nervöse, überarbeitete Frau mittleren Alters he r unter, die in der Telefonzentrale des Krankenhauses saß.
    »Ich möchte mich nach Mrs. Katherine Sweetscents B e finden erkundigen «, sagte Eric.
    »Einen Moment, Sir. « Die Frau sah in ihren Unterlagen nach und leitete dann das Gespräch zu einer der Stationen weiter; Eric erblickte eine junge Frau, die statt der weißen Schwesterntracht ein normales geblümtes Wollkleid trug.
    »Mein Name ist Dr. Eric Sweetscent. Wie ist Mrs. Kath e rine Sweetscents Befinden? Macht sie irgendwelche For t schritte? «
    »Seit Ihrem
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