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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr
Autoren: Philip K. Dick
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entschied Eric.
    »Schauen Sie den Katalog an. « Er reichte Eric eine große Mappe; er schlug sie auf. Frauen mit vier Brüsten, und jede Brust gab einen ganzen Satz von sich. Nein, so etwas nicht; er blätterte weiter. Raketenschiffe, aus deren Heckdüsen Rauch quoll. Nein. Sie erinnerten ihn an sein 2056er Selbst, das er enttäuscht hatte. Ich bin für die Riegs, entschied er dann. Tätowiere mir diesen Spruch ein, damit ihn die Mil i tärpolizei des Lilisterns entdeckt.
    Selbstmitleid, dachte er. Oder nicht? Nun, es spielte keine Rolle.
    »Nun, haben Sie sich entschieden? « fragte ihn der Tät o wierer, der inzwischen mit dem anderen Kunden fertig war.
    »Ich möchte «, erklärte Eric, »daß Sie mir folgenden Satz auf die Brust schreiben: ›Kathy ist tot.‹ Klar? Wieviel wird das kosten? «
    »›Kathy ist tot‹ «, wiederholte der Tätowierer. »Woran ist sie gestorben? «
    »Am Korsakow-Syndrom. «
    »Soll ich das ebenfalls schreiben? Kathy ist tot, gestorben an – wie wird das buchstabiert? « Der Tätowierer nahm P a pier und Bleistift zur Hand. »Ich möchte es richtig machen. «
    »Gibt es hier in der Gegend Drogen zu kaufen? « fragte Eric. »Sie wissen schon, richtige Drogen. «
    »Auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der Apoth e ke. «
    Er verließ den Tätowiersalon und überquerte die Straße. Die Apotheke machte einen altmodischen Eindruck, und im Schaufenster waren Schuheinlagen und Bandagen und Pa r fümfläschchen ausgestellt. Eric öffnete die Tür und trat an die Theke.
    »Ja, Sir? « Ein grauhaariger, respektabel und tüchtig wi r kender Mann in einem weißen Kittel sah ihn abwartend an.
    »JJ-180 «, erklärte Eric. Er legte einen Fünfzig-Dollar-Schein auf den Ladentisch. »Drei oder vier Kapseln. «
    »Das macht einhundert Dollar. « Rein geschäftlich, ohne Anteilnahme.
    Er holte noch zwei Zwanziger und zwei Fünfer hervor. Der Apotheker verschwand. Als er zurückkehrte, hielt er eine Glasphiole in der Hand und legte sie vor Eric auf die Theke; er nahm die Scheine und deponierte sie in seiner a l tertümlichen Registrierkasse. »Danke «, sagte Eric. Er stec k te die Phiole ein und verließ die Apotheke.
    Dann wandte er sich in die Richtung, in der er das Cäsar-Hotel vermutete. Als er es erreichte, begab er sich zum Po r tier. Er schien der gleiche Mann zu sein, der ihn und Di Do Zi früher am Tag bedient hatte. Ein Tag, dachte Eric, der viele Jahre lang gedauert hat.
    »Erinnern Sie sich noch an den Rieg, mit dem ich hie r herkam? « fragte er den Portier.
    Der Portier sah ihn schweigend an.
    »Ist er noch immer hier? « fuhr Eric fort. »Wurde er wir k lich von Corning, dem Sternbastard in diesem Gebiet, in Stücke geschnitten? Zeigen Sie mir das Zimmer. Ich möchte es nehmen. «
    »Sie müssen im voraus zahlen, Sir. «
    Er zahlte, nahm den Schlüssel und fuhr mit dem Aufzug hinauf in den richtigen Stock; er folgte dem mit dunklen Teppichen ausgelegten leeren Korridor bis zur Tür des H o telzimmers, schloß es auf, trat ein und tastete nach dem Lichtschalter.
    Es wurde hell, und er sah nichts; das Zimmer war leer. Als sei der Rieg nur fortgegangen. Er hat recht gehabt, dac h te Eric, als er mich bat, ihn zurück in das Kriegsgefangene n lager zu bringen; er hat es die ganze Zeit gewußt. Gewußt, wie er enden würde.
    Er stand da und stellte fest, daß das Zimmer ihm Angst einflößte.
    Er öffnete die Glasphiole, nahm eine Kapsel JJ-180 he r aus, legte sie auf den Tisch und schnitt sie mit einem Zeh n centstück in drei Teile. Er entdeckte eine gefüllte Wasserk a raffe, spülte ein Drittel der Kapsel hinunter, trat ans Fenster und begann zu warten.
     
    Es wurde Tag. Er befand sich noch immer in dem Hote l zimmer, doch es war Zeit vergangen, obwohl er nicht wußte, wieviel. Monate? Jahre? Der Raum wirkte unverändert, aber wahrscheinlich würde er immer so aussehen; er war ewig und statisch. Er verließ das Zimmer, fuhr hinunter in die H o telhalle und bat am Zeitschriftenstand neben der Rezeption um eine Zeitung. Die Verkäuferin, eine dicke Mexikanerin, reichte ihm die neueste Ausgabe der Los Angeles Times; er stellte fest, daß er zehn Jahre in die Zukunft versetzt worden war. Man schrieb den 15. Juni 2065.
    Also hatte er die richtige Dosis JJ-180 genommen.
    Er ging in eine Videofonzelle, warf eine Münze in den Apparat und wählte die Nummer der Tijuana Fur & Dye Corporation. Es war Mittag.
    »Ich möchte mit Mr. Virgil Ackerman sprechen. «
    »Wie ist Ihr Name?
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