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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz
Autoren: Russo Andrea
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Sache mit dem bösen Blick ist gar nicht so schwer! Genüsslich beuge ich mich hinunter,
drehe das kalte Wasser auf und lasse den Becher volllaufen. Und ohne den Hahn wieder zuzudrehen, mache ich mich wieder auf den Weg ins Wohnzimmer.
    Ich bin schon fast an der Couch, als ich Tom laut »Scheiße« sagen höre. Kurz danach gieße ich lächelnd das Wasser über Daniels Kopf und finde mich dabei äußerst gnädig, schließlich hätte ich ja auch einen Eimer nehmen können.
    Â»Wenn ich nachher nach Hause komme, dann ist der ganze Müll hier weg«, erkläre ich bestimmt, als Daniel mich sehr verschlafen und ungläubig anguckt. »Der Müll oder ich!«

2 Mein Bauch zieht sich augenblicklich zusammen, aber der kann ja auch nicht denken
    Wie bereits erwähnt, mache ich immer die gleichen Fehler. Als ich am Mittwoch müde und mit immer noch schmerzendem Po von der Arbeit nach Hause gekommen bin, war Daniel nicht mehr da. Aber dafür hatte er einen Zettel für mich an den Kühlschrank geheftet: »Hallo, mein schöner Engel. Ich muss ins Studio, bin schon spät dran. Ich räum später auf, versprochen. Nicht böse sein, ja?«
    Daraufhin hätte ich gleich meine Sachen packen müssen und meine Drohung wahrmachen sollen. Dann wäre ich, wie vorher angekündigt, einfach weg gewesen. Aber ich musste mir ja unbedingt erst Urlaub dafür nehmen und bis heute damit warten …
    Heute ist Samstag, eigentlich der ideale Tag, um meinen Ehemann zu verlassen, und zwar ganz genau um zweiundzwanzig Uhr fünfzehn. Das ist gewöhnlich die Uhrzeit, zu der Daniel sich mit einer Flasche Bier und einer Tüte Chips gemütlich auf die Couch verkrümelt. Dabei trägt er jedes Mal sein dämliches Bayerntrikot, auf das er so stolz ist. Dass Daniel Bayernfan ist, habe ich nie verstanden. Hier im Ruhrgebiet fiebert man mit vielen Mannschaften mit, aber ganz bestimmt nicht mit der Konkurrenz aus
München. Jeden Samstag hallt also die Titelmelodie des Aktuellen Sportstudios romantisch und viel zu laut durch unsere ganze Wohnung. Ich mag diese Melodie nicht. Und das Aktuelle Sportstudio kann ich auch nicht leiden, genauso wenig wie Daniel, der mich in letzter Zeit eigentlich nur genervt hat und wahrscheinlich niemals lernen wird, endlich mal Verantwortung zu übernehmen.
    Das Schlimme daran ist, dass ich wahrscheinlich selbst daran schuld bin. Anfangs machte es mir nämlich wirklich Spaß, Daniel nach Strich und Faden zu verwöhnen und ihn mit den verschiedensten Leckereien zu versorgen, wenn er es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht hat. Und dann habe ich mich auch noch zu ihm auf die Couch gelegt und mit ihm gemeinsam Sendungen angesehen, die mich gar nicht interessierten, nur um in seiner Nähe zu sein. Daniel hat sich in den letzten drei Jahren anscheinend daran gewöhnt. Er ist bequem geworden, sehr bequem.
    Dazu passt die Tatsache, dass er Sport studiert, eigentlich gar nicht, denn da muss er sich schließlich auch sehr viel bewegen. Aber das macht ihm ja Spaß, das ist natürlich was ganz anderes! Abgeschlossen hat er sein Studium allerdings immer noch nicht. Wozu auch? Ich verdiene ja das Geld, da kann er ruhig ewiger Student bleiben! Dazu kommt noch, dass er wirklich ständig alles stehen und liegen lässt, und ich bin dann auch noch so blöd und räume seine Plörren wieder weg, so wie am Mittwoch nach dem Pokern. Ich konnte den Saustall irgendwann einfach nicht mehr ertragen, dann habe ich doch geputzt und war danach auch noch sauer auf mich selbst.

    Im Bett lief wochenlang auch so gut wie gar nichts mehr. Wie auch, wenn mein Ehemann plötzlich all seine alten Kumpels wiederentdeckt und ausgerechnet dann aus dem Haus geht, wenn ich abends müde von der Arbeit komme? Daniel hat sich verändert, und zwar nicht zu seinem Vorteil.
    Oder war er vielleicht schon immer so, und ich habe es nur nie bemerkt? Wie auch immer, bestimmt haben seine Eltern ihn nicht oft genug auf den Bauch gedreht, als er noch ein Baby war. Liegt man in diesem zarten Alter nämlich nur auf dem Rücken, dann soll man später faul werden. Der Körper gewöhnt sich quasi an die Bequemlichkeit, alles ohne Mühe beobachten zu können. Wird man hingegen auf den Bauch gedreht, muss man sich anstrengen und den Kopf anheben, wenn man etwas sehen will. Das weiß ich aus einem Artikel der Apotheken Umschau , für die ich bis vor
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