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War against people

War against people

Titel: War against people
Autoren: Noam Chomsky
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lateinamerikanischen Menschenrechtsverächter der neunziger Jahre, dem nun
    — und auch das folgt altbewährten Mustern -großzügige militärische Hilfsleistungen seitens
    der USA zukommen sollen.
    Der Beitrag der USA zur kolumbianischen Schreckensgeschichte geht auf die Regierung
    Kennedy zurück. Eine der bedeutsamsten Hinterlassenschaften dieser Regierung war ihre
    1962 getroffene Entscheidung, die Aufgabe des lateinamerikanischen Militärs von der
    »Verteidigung der Hemisphäre« auf die »innere Sicherheit« zu verlagern und parallel dazu
    die Mittel und Ausbildungsmöglichkeiten bereitzustellen. Charles Maechling, der von 1961
    bis 1966 den Planungsstab für innere Verteidigung und Anti-Guerilla-Aktivitäten (counterin-
    surgency) leitete, hat beschrieben, wie diese historische Entscheidung dazu führte, daß aus
    der Duldung »der Raubgier und Grausamkeit des lateinamerikanischen Militärs« die »direkte
    Komplizenschaft« mit »von Himmlers Todeskommandos übernommenen Methoden« wurde.
    Die Folgen müssen nicht weiter erläutert werden; sie wirken fort, auch nachdem der
    Staatsterror seine unmittelbaren Ziele erreicht hat. Eine von Jesuiten geförderte Konferenz,
    die 1994 in San Salvador abgehalten wurde, verwies vor allem auf die langfristigen
    Auswirkungen dieser »Kultur des Terrors, die darauf abzielt, die Hoffnungen der Mehrheit
    auf Alternativen zu den Vorstellungen der Herrschenden zu zähmen.« Auch das ist nicht neu,
    sondern ein einflußreicher Faktor der Menschheitsgeschichte bis in die heutige Zeit.11
    So ziemlich das gleiche gilt für andere Teile des »Südens«. 1958 dirigierte Präsident Eisen-
    hower eine der umfangreichsten Geheimoperationen der USA, die darauf abzielte, die
    parlamentarischen Institutionen Indonesiens auszuhebeln, wodurch dem massiven Terror
    der folgenden vierzig Jahre der Boden bereitet wurde. Zugleich hintertrieb Washington die
    ersten (und letzten) freien Wahlen in Laos, unterstützte einen Angriff auf Kambodscha,
    unterminierte die Regierung in Burma und intensivierte den Terrorkrieg des Satellitenregimes
    in Südvietnam, der von Kennedy ein paar Jahre später zum direkten Aggressionskrieg
    ausgeweitet wurde. In jedem Falle waren die langzeitigen Auswirkungen katastrophal. 12
    Um ihr Gesetz allen anderen aufzwingen zu können, muß eine Schurken-Supermacht
    »Glaubwürdigkeit« bewahren: Wer nicht kuscht, wird bestraft. Damit wird staatliche Gewalt
    gerechtfertigt, und »Glaubwürdigkeit« war das einzig plausible Argument für die Bevorzugung
    des Kriegs gegenüber anderen Mitteln im Fall Kosovo zu Beginn des Jahres 1999. Vorgeblich
    war es die »Glaubwürdigkeit der NATO«, die auf dem Spiel stand, aber wer meinte wirklich,
    es sei die Glaubwürdigkeit von Belgien oder Italien, die den potentiell ungehorsamen
    Elementen hätte eingebleut werden müssen? Diese Elemente waren »Schurken« in der
    propagandistischen Verwendung des Begriffs: die »Abweichler, die Trägen, die Missetäter«,
    die »unordentlichen« Elemente in der Welt, die den selbsternannten »aufgeklärten Staaten«
    das Recht auf Gewaltanwendung absprechen, wo und wann immer diese sie »für gerechtfertigt
    halten« und dabei die »restriktiven alten Regeln« über Bord werfen, um »modernen Begriffen
    von Gerechtigkeit« zu folgen, die sie sich je nach Bedarf zurechtmodeln.13
    »Glaubwürdigkeit« ist auch bei der langfristigen Planung ein bestimmender Faktor, der, um
    ein Beispiel zu nennen, in einer 1995 vom Strategischen Kommando der USA (STRATCOM)
    erstellten Untersuchung zur »Abschreckung in der Ära nach dem Kalten Krieg« eine Rolle
    spielt. Washingtons »Abschreckungsstrategie«, so heißt es dort, müsse »überzeugend« und
    von den Führern von »Schurkenstaaten« sofort erkennbar sein. Die USA sollten sich »das
    ganze Spektrum an Reaktionen«, insbesondere durch Nuklearwaffen, offenhalten, weil »im
    Unterschied zu chemischen oder biologischen Waffen die von einer nuklearen Explosion
    hervorgerufene Zerstörung unmittelbare Wirkung zeigt und kaum durch irgendwelche
    Gegenmaßnahmen einzudämmen ist«. Bioterrorismus mag eine Waffe der Schwachen sein,
    die mächtigen Schurkenstaaten jedoch bevorzugen wirksamere Methoden, um Angst,
    Schrecken und Zerstörung zu verbreiten. »Obwohl wir Nuklearwaffen wahrscheinlich [sic!]
    nur einsetzen werden, wenn es sich um Probleme von größter nationaler Bedeutung oder
    um Extremfälle handelt, werfen solche Waffen ihren Schatten über alle
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