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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung
Autoren: A Baker
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letzten, trotzdem kam
es ihr wie eine Veränderung vor. Ihre noch verbliebenen Schmerztabletten spülte sie in der Toilette hinunter. Sie hatte sich innerlich auf einen Selbstmord vorbereitet, doch dann hatte sie den Zeitpunkt zum Handeln verstreichen lassen.
    Sie setzte sich aufs Bett. Ihr Leben bestand aus einer Abfolge von einsamen Zimmern.
    Ein Doppelpiepser aus dem Wandlautsprecher draußen auf dem Flur und eine Lautsprecherdurchsage, die auf der gesamten Plattform übertragen wurde, hallte durch die menschenleeren Flure und wirbelte sachte Staubpartikel in entlegenen Kabinen auf.
    »Reverend Blanc, bitte kommen Sie sofort in das Büro des Managers.«
     
    Rawlins’ Büro befand sich auf der obersten Ebene des Verwaltungstrakts. Ein breites Plexiglasfenster gestattete ihm einen Blick auf das Oberdeck der Raffinerie. Eine unüberschaubare Gerüststadt aus Querverstrebungen, Trägern und Destillationstanks, beleuchtet von der arktischen Sonne.
    Rawlins kontrollierte die Anlage von seinem Schreibtisch aus. Auf einem Wandpaneel war ein Plan der Plattform zu sehen, gesprenkelt mit grün leuchtenden Lämpchen.
    Unterwasserkameras überwachten die Bodenpipeline, eine Sammelleitung aus Beton, die auf dem Meeresgrund verankert war.
    Er saß am Funkgerät. Aus Lautsprechern drang das Zischen und Pfeifen atmosphärischer Störungen.
    Jane zog einen Stuhl heran. »Kein Signal vom Festland?«
    »Mal hört man was, dann wieder nicht«, meinte Rawlins.
»Manchmal empfange ich Fetzen von Musik. Ab und zu eine Geisterstimme. Hören Sie das?«
    Ein Mann, undeutlich, voller Verzweiflung: »Gelieve te helpen ons. Daar iederen is? Kann iederen me horen? Gelieve te helpen ons.«
    »Was ist das?«, fragte Jane. »Schwedisch? Norwegisch?«
    »Weiß der Himmel. Irgendeine arme Sau, die irgendwo da draußen festsitzt und um Hilfe ruft. Ich kann ihn hören, er aber nicht uns.«
    »Das macht mir allmählich eine Heidenangst.«
    »Sehen Sie mal hier«, sagte Rawlins. Er richtete den Monitor auf seinem Schreibtisch aus. »Das konnte ich vor ein paar Wochen von der Nachrichtenseite der BBC kopieren.« Er klickte auf Abspielen .
    Scharfschützen der Polizei, die durch einen Supermarkt kriechen, das Material war dicht über dem Boden aufgenommen. Hinter einer Kasse kauerte ein Reporter.
    »… griff unvermittelt die Sanitäter an und verließ fluchtartig den Ort des Geschehens. Offenbar hat sie sich in den rückwärtigen Teil des Ladens zurückgezogen. Die Polizei hat das Gebäude geräumt und rückt jetzt vor …«
    Für einen winzigen Augenblick war irgendetwas zwischen den Regalen zu erkennen, eine kriechende, verwilderte Gestalt.
    »Da ist sie …«
    Plötzlich eine Nahaufnahme: das Gesicht einer Frau, fauchend, blutverschmiert.
    Polizei: »Nehmen Sie die Hände hoch. Lassen Sie sie dort, wo wir sie sehen können …«
    Sie stürzt vor. Schüsse. Sie wird schwer in der Brust getroffen und nach hinten gegen ein Regal mit Kaffeegläsern geschleudert.

    Sie bewegt sich noch immer. Ein Scharfschütze setzt ihr einen Stiefel auf die Brust, spannt seine Waffe und feuert ihr mitten ins Gesicht.
    Zurückspulen, Standbild. Das blutbesudelte, fauchende Gesicht.
    »Was zum Teufel …?«, sagte Jane.
    »Darüber wollte ich mit Ihnen reden«, sagte Rawlins.
    »Aber nicht hier. Draußen.« Er warf Jane einen Parka in Übergröße zu. »Gehen wir ein Stück.«
     
    Über eine Metalltreppe, die sich um einen der mächtigen Schwimmauflager der Ölplattform wand, stiegen sie nach unten.
    Der Winter war im Anzug, um die Auflager hatte sich Eis abgesetzt. Bald schon würde die Rampart auf einem massiven Eisfloß stehen. Wenn dann die Tage kürzer wurden und die Temperatur weiter fiel, würde das Meer gefrieren, und die Bohrinsel wäre über eine Brücke aus Eis mit der Insel verbunden.
    Rawlins trat hinaus aufs Eis. Jane blieb auf der Treppe zurück und betrachtete die gewaltige Unterseite der Bohrinsel, eine riesige Fläche aus von Eis überzogenen Rohrleitungen und Stahlträgern.
    »Also, was wollen Sie von mir?«, fragte Jane. Sie war jetzt seit fünf Monaten auf der Ölplattform, und dies war das erste Mal, dass Rawlins um ein Gespräch mit ihr gebeten hatte.
    »Die Richtfunkverbindung zum Festland… Ich hatte gehofft, Sie könnten vielleicht einen Plan ausarbeiten. Den Jungs helfen, sich für ihre Telefonzeiten einzutragen.«
    »Rechnen Sie damit, dass sie jemanden erreichen werden?«

    »Genau davon rede ich. Navtex ist nicht mehr erreichbar, unser
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