Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe
Autoren: Barbara Hazard
Vom Netzwerk:
hattest Schlafschwierigkeiten. Und du hast gemerkt, dass die Ehe, selbst mit einem älteren Mann, mehr Anforderungen an dich stellte, als du gedacht hattest. Hat der Reitunfall, bei dem die vormalige Lady Moreston starb, dir keine Ruhe gelassen? Weil er kein Unfall war? Weil du sie dazu getrieben hast? Auch das habe ich mich immer gefragt."
    „Ich will mir das nicht anhören. Ich will nichts davon hören", sagte meine Tante. „Das alles sind Lügen. Ich habe keine Ahnung, was den Unfall verursacht hat. Ich war nicht bei meiner Vorgängerin. Jeder von euch weiß, dass ich gar nicht reiten kann. Ich befürchte, du wirst Moreston House verlassen müssen, Henny! Ich will dich hier nicht mehr sehen."
    „Du hast nicht die Macht, mich zu entlassen, Lavinia. Dafür hat dein Gatte gesorgt, und das steht ausdrücklich in seinem Testament. Ich glaube, er hat den Zeitpunkt kommen sehen, an dem du mich brauchen würdest, weil du geistig immer unausgeglichener wurdest. Ich habe ihm versprochen, der Familie zuliebe zu bleiben, und das werde ich tun."
    Meine Tante machte einige Male den Mund auf und zu und sank dann schweigend in die Polster des Sofas zurück.
    Ich wusste nicht, was die anderen Anwesenden dachten. Ich jedenfalls war entsetzt. Was Miss Mason uns berichtet hatte, klang durchaus plausibel. Hilflos schaute ich Hugh an, und er gab mir mit einem Blick zu verstehen, ich solle stark sein, da alles bald vorüber sei.
    „Ja, das ist gewiss interessant, aber es bringt uns zu weit von unserem ursprünglichen Thema ab", stellte er fest. „Und die Frage ist, wer derjenige war, der an Miss Ames geschrieben hat, wenn Miss Louisa nicht die Verfasserin der Briefe ist. Ich glaube nicht, dass Miss Hefferton sie geschrieben hat."
    Louisa schüttelte den Kopf. „Nein, sie hat es nicht getan. Es stimmt, sie war eifersüchtig auf Connie und wünschte, meine Cousine möge verschwinden. Sie hat sich jedoch nur eine Sache zu Schulden kommen lassen. An dem Abend, an dem wir im Theater waren, hat sie Connie auf die Straße gestoßen. Natürlich ist das schlimm genug."
    Ich schnappte nach Luft. „Sie hat Connie mit Paul reden sehen", fuhr Louisa fort. „Sie hat beobachtet, dass er beim zweiten Akt bei ihr geblieben ist, und wollte mir helfen. Alles geschah impulsiv, und sie war entsetzt, als plötzlich die Kutsche auftauchte und Connie vom Gespann erfasst wurde. Nachdem sie mir das gestanden hatte, war ich sehr böse auf sie."
    „Das werde ich ihr nie vergessen", sagte Hugh kalt. „Wenn sie jedoch nicht die Verfasserin ist, bleiben uns nur wenige Verdächtige. Wir haben jetzt noch Lord Bryce und Lord Moreston, Lady Moreston und Miss Mason. Natürlich sind anonyme Briefe selten die Waffe eines Mannes. Ehrlich gesagt, sehe ich keinen Grund, weshalb Lord Bryce in diese Angelegenheit verwickelt sein sollte."
    „Ich nehme an, dafür muss ich Ihnen dankbar sein", warf der Earl in sarkastischem Ton ein.
    „Ich glaube auch nicht, dass Sie die Briefe geschrieben haben, Lord Moreston. Soweit ich weiß, hatten Sie mit Miss Ames andere Pläne. Somit bleiben nur noch Miss Mason und Lady Moreston übrig."
    „Natürlich hat Henny das getan", sagte meine Tante rasch. „Sie ist so geheimniskrämerisch. Und Sie alle haben gehört, was sie soeben über mich geäußert hat! Sie würde alles sagen, um nicht beschuldigt zu werden, sogar mich bezichtigen, die arme, kranke Frau, weil sie sich retten will. Das ist abscheulich, aber ich werde mich sehr bemühen, ihr zu verzeihen. Das ist meine Christenpflicht."
    Miss Mason schwieg, doch ich sah, dass sie die Hände fester um ihren Arbeitsbeutel klammerte.
    Hugh hielt wieder das Päckchen hoch. „Haben Sie den Siegellack und das Siegel vergessen, Madam?" fragte er. „Beides lässt eindeutige Schlussfolgerungen darauf zu, wer der Schuldige ist."
    „Nein, nein!" entgegnete meine Tante. „Falls Sie diese Dinge in meinem Zimmer gefunden haben, dann nur, weil Henny sie dort versteckt hat!"
    „Das trifft nicht zu. Ich weiß jetzt, wer die Schuldige ist."
    Mir schwirrte der Kopf. Meine Tante hatte all diese grässlichen Briefe geschrieben? Meine Tante? Aber warum hatte sie das getan? Welchen Grund hatte sie dafür gehabt, da sie doch diejenige gewesen war, die mich zur Saison nach Moreston House eingeladen hatte?
    Als sie bemerkte, dass alle übrigen Anwesenden sie anstarrten, fing sie zu schreien an und raufte sich die Haare. Mit überstürzenden Worten versuchte sie, alles zu leugnen. Ich fühlte mich elend,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher