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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe
Autoren: Barbara Hazard
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hatte keine Ahnung, was Miss Mason dachte.
    Der Stallmeister berichtete pflichtgemäß, Miss Louisa habe am vergangenen Abend um zehn Uhr ihr Pferd satteln lassen, weil sie mit Freunden einen mitternächtlichen Ritt unternehmen und dann auf dem Land übernachten wollte.
    „Gut, gut, das war alles", erwiderte Lord Moreston und fuhr sich durch das ohnehin schon zerzauste Haar. Sobald die Tür sich hinter dem Bediensteten geschlossen hatte, murmelte er:
    „Es wird Weeza Leid tun, wenn ich sie zu fassen bekomme! Sehr Leid!"
    „Ich kann Ihren Standpunkt nur billigen, Sir", stimmte Hugh zu. „Sie müssen sie jedoch zuerst erwischen, ehe Sie ein Umerziehungsprogramm beginnen können. Ich glaube nicht, dass wir genötigt sind, sie aufzuspüren. Lord Bryce wird sie so schnell wie möglich herbringen. Er dürfte kaum den Wunsch hegen, ein Leben lang an sie gefesselt zu sein. Zumindest habe ich in dieser Saison bei ihm kein diesbezügliches Anzeichen feststellen können."
    „Nein, nein, er will sie nicht", gab Lord Moreston zu.
    Er befahl, Erfrischungen zu reichen. Hugh nutzte die Gelegenheit und ging zum Fenster. Er drehte uns den Rücken zu, doch ich sah, dass er die Papiere aus der Jacke zog und sie eingehend betrachtete.
    Hibbert servierte Portwein und Sherry und reichte Gebäck. Dann verbeugte er sich und verließ den Salon.
    Hugh und der Viscount unterhielten sich über ein Pferderennen. Meine Tante versank auf dem Sofa in einen tranceartigen Zustand. Sie hatte die Augen geschlossen und die Hände im Schoß gefaltet. Miss Mason setzte sich auf einen etwas abseits stehenden Stuhl. Bald war sie emsig mit ihrem neuesten Projekt beschäftigt, das sie aus ihrem Arbeitsbeutel geholt hatte.
    Ich ging zu den zur Park Lane gelegenen Fenstern, und deshalb war ich es, die den Wagen vor der Haustür halten sah. Louisas Pferd wurde von einem fremden Diener geritten, der der Equipage gefolgt war. Lord Bryce stieg als Erster aus der Kutsche und streckte die Hand aus.
    Er sah nicht nur finster aus, sondern sogar wütend. Das wunderte mich nicht. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Louisa aus dem Fahrzeug stieg. Sie ließ sich nicht von Lord Bryce helfen und blickte hocherhobenen Hauptes an ihrem Retter vorbei. Hinter ihr erschien eine füllige, resolute Bedienstete, und ich musste unwillkürlich lächeln. Das sah Lord Bryce ähnlich! Er ließ sich nicht kompromittieren. Nein, er nicht!
    „Louisa ist da", verkündete ich, als die kleine Gruppe zur Freitreppe ging. „Lord Bryce hat sie nach Haus gebracht."
    Hibbert meldete das Erscheinen der drei mit so betont gleichmütiger Miene an, dass ich ihm beinahe applaudiert hätte. Das Gesicht meiner Cousine war weiß, und sie hatte die Fäuste geballt. Ich hoffte, sie würde uns keine Szene von historischen Ausmaßen machen. Meine Besorgnis war indes völlig überflüssig.
    Lord Bryce ergriff sie am Arm, führte sie zu einem Sessel und stieß sie fast hinein. Als sie ihn erbost anschaute, sagte er: „Verzichte auf dein dramatisches Gehabe, Louisa! Du wirst hier still sitzen bleiben, oder ich lasse dich von Tilda in dein Zimmer schaffen."
    Ich nahm an, Tilda sei die robuste Person, die gelassen an der anderen Seite des Salons wartete. Wie schade, dass jemand wie sie nicht in Louisas Entwicklungsjahren zur Verfügung gestanden hatte.
    „Gestern Abend ist Louisa sehr spät nach Brycedale gekommen", begann der Earl. „Sie behauptete, sie könne es nicht mehr ertragen, zu Haus zu leben, und liefere sich meinem Wohlwollen aus. Nun, weiter müssen wir nicht darauf eingehen. Ich bekam auch eine ziemlich wirre Geschichte über horrende Schulden zu hören, und Louisa wollte, dass ich ihr Geld leihe, um sie zu begleichen. Sie sagte, sie könne dich nicht darum bitten, Cameron, weil das schon das vierte aufeinander folgende Quartal sei, in dem sie nicht mit ihrem Taschengeld ausgekommen ist."
    „Auf wie viel belaufen sich diese Schulden?" fragte der Viscount.
    „Auf fünfhundert Guineen", antwortete Lord Bryce.
    Meine Tante schnappte nach Luft und stöhnte. Miss Mason legte ihre Handarbeit beiseite. Ich hätte nicht gedacht, dass Cameron noch blasser werden könne, doch ich hatte mich geirrt.
    Prüfend schaute ich Louisa an. Trotzig starrte sie mich an, als wollte sie sagen: Hättest du mir bloß geholfen, Connie! Dann wäre es nie dazu gekommen. Alles ist deine Schuld.
    „Ich versichere dir, Cameron, dass deine Schwester die ganze Zeit beaufsichtigt war, so, wie es sich gehört", sagte Lord
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