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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe
Autoren: Barbara Hazard
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er darauf, mich heimzukutschieren.
    Zu Lady Beechs größter Belustigung konnte ich ihn nicht von diesem Vorhaben abbringen.
    Beim Abschied drückte sie mir verschwörerisch die Hand und sagte, sie hoffe, wir würden uns bald wiedersehen. Lord Bryce half mir auf den Sitz. Sein Phaeton war schmuck und bis auf die mit Gold abgesetzten Räder ganz in glänzendem Schwarz gehalten.
    „Der Weg zu Ihnen ist viel zu kurz", sagte mein Begleiter. „Ich hoffe jedoch, dass Sie mir die Ehre erweisen werden, Sie in allernächster Zeit ausfahren zu dürfen." Er schaute mich lächelnd an.
    Ich merkte, dass ich mich für ihn erwärmte. Es war ganz so, als hätte sein Lächeln die gleiche Wirkung wie eine Tasse dampfenden Tees an einem frostigen Tag - es wärmte von innen her.
    Als einer der Lakaien mich ins Haus ließ, war es darin sehr still. Ich fragte mich, wo alle seien, und ging nach oben, um herauszufinden, ob meine Tante sich in ihren Räumen aufhielt.
    In sanftem Ton hieß sie mich eintreten. Ich begrüßte sie und Miss Mason und überlegte, wo Louisa sein mochte. Es war seltsam.
    Irgendwie wusste ich, dass meine Stiefcousine nicht im Haus weilte, denn es war entschieden zu ruhig, als dass sie hätte anwesend sein können.
    Auf die Frage meiner Tante hin, ob ich einen angenehmen Nachmittag verbracht hätte, erzählte ich ihr von Lady Beech und den Leuten, die ich im Park gesehen und gesprochen hatte. Ich erwähnte jedoch weder Hugh Carlyle noch den Earl of Bryce. Meine Tante lächelte, warf hin und wieder ein paar Worte ein und wirkte wesentlich glücklicher als sonst.
    Nachdem sie den Salon verlassen hatte, um sich ein Weilchen auszuruhen, rückte Miss Mason ihren Sessel näher an meinen heran und sagte leise: „Ich weiß, Sie möchten nicht, dass ich über Miss Louisa rede, nicht wahr, Miss Constance? Dem stimme ich nicht zu. Es muss über sie gesprochen werden, denn noch ist es nicht zu spät, ihretwegen etwas zu unternehmen. Lavinia ist viel zu sanftmütig und zurückhaltend. Sie hätte schon vor Jahren, als sie Lord Moreston heiratete, ihre Autorität bei dem Mädchen ausüben müssen."
    „Wie alt war meine Stiefcousine, als meine Tante Viscountess wurde?" fragte ich, unwillkürlich neugierig geworden.
    „Zwölf. Und, wie ich hinzufügen möchte, ein ziemlich eigensinniges Kind. Sie trauerte noch immer um ihre Mutter, und die zweite Eheschließung ihres Vaters führte bei ihr nur zu Wutanfällen und Hysterie."
    „Ich bin überzeugt, dass es eine schwierige Zeit für sie war", meinte ich. Meine Mutter war bei meiner Geburt gestorben und mein Vater ein halbes Jahr später. Daher war mir der Schmerz über einen solchen Verlust fremd. Ich konnte jedoch Mitgefühl aufbringen.
    „Ja, Miss Louisa vergötterte die vormalige Lady Moreston." Miss Mason schüttelte bekümmert den Kopf. „Mr. Cameron war siebzehn und zumeist im Internat. Lavinia hätte bei Louisa die Zügel straffer halten sollen, statt Miss Pratt zu erlauben, ihre Stieftochter zu verhätscheln und zu verziehen."
    „Louisas Vater starb nur zwei Jahre später, nicht wahr?" warf ich ein. „Sie muss untröstlich gewesen sein, das arme Ding."
    „Das war sie nicht", widersprach Miss Mason. „Ich denke, sie hat aufgehört, ihn zu mögen, als er Lavinia ehelichte. Nein, sein Tod tat ihr kein bisschen Leid. Offen gestanden war ich immer der Ansicht, dass sie sich sogar darüber gefreut hat. Sie hat nie eine Träne um ihren Vater vergossen und zu jener Zeit angefangen, sich gegen die Konventionen aufzulehnen."
    „Gefreut?" wiederholte ich. Selbst bei jemandem, der nicht trauerte, schien das ein befremdliches Wort zu sein. Schließlich war Lord Moreston ihr Vater, und sein Ableben hatte sie zur Waise gemacht.
    „Ja. Der Viscount hatte eine strenge Hand mit ihr und duldete ihren Unsinn nicht. Nach seinem Tod wusste sie, dass sie sich rücksichtslos über ihre Stiefmutter hinwegsetzen konnte, und das tat sie. Wie Sie selbst erlebt haben, tut sie das nach wie vor. Ich habe Lavinia immer wieder gewarnt, doch sie hört nicht auf mich. Und nun sehen wir, wohin ihre Gleichgültigkeit uns gebracht hat. Wir haben eine junge zügellose Frau, eine, die überdies von jedermann im ton schief angesehen wird. Denken Sie an meine Worte! Sie wird Schwierigkeiten haben, einen guten Mann zu finden, der sie heiratet." Miss Mason seufzte. „Oder überhaupt einen Mann, was das betrifft", sagte sie mehr zu sich selbst. Sie hob den Kopf, fing meinen Blick auf und fuhr fort: „Sie
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