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Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition)
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
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Walter Ulbricht entlarvte darin die Demagogie des Faschismus überzeugend und wies nach, dass da von Sozialismus überhaupt keine Rede sein konnte.
    Aus den Gesprächen und Diskussionen mit meinen Arbeitskollegen gewann ich so meine ersten Kenntnisse über die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Wenn sie auch noch sehr bescheiden waren, verstand ich doch bald, dass der Wiederaufbau eines neuen, friedlichen Deutschlands nur gelingen könne, wenn die bisher in KPD und SPD gespaltene Arbeiterbewegung wieder vereinigt würde und sie zusammen mit allen demokratischen Kräften die Gesellschaft gestaltete. Mein Platz für politisches Wirken konnte daher nur die aus der Vereinigung von KPD und SPD hervorgegangene Sozialistische Einheitspartei Deutschlands sein, der ich nach ihrer Gründung beitrat und bis zum Ende der DDR angehörte. Damit war Walter Ulbricht in einem gewissen Sinne ständiger Begleiter meines bewussten Lebens geworden, denn sein politisches Wirken als Generalsekretär oder Erster Sekretär der Partei übte darauf einen ganz erheblichen Einfluss aus.
    Nun begann ich mit dem intensiven Studium des Marxismus und wurde zu einem aktiven Mitstreiter für die Ideale des Sozialismus. Dabei war ich nicht immer einer Meinung mit Walter Ulbricht und hatte deshalb auch manche Konflikte und Auseinandersetzungen zu bestehen.
    Die indirekte Bekanntschaft mit Walter Ulbricht wurde nach Studium und dem Beginn meiner Tätigkeit an dem 1951 in Berlin gegründeten Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED auch zu einer direkten. Zwar nahm er an der offiziellen Eröffnung des Instituts wegen anderer Verpflichtungen nicht teil, bekundete aber sein lebhaftes Interesse an der Arbeit und Entwicklung dieser Einrichtung, indem er sie mehrmals besuchte und mit den Mitarbeitern zusammenkam. Ich hatte inzwischen verschiedene Mitglieder der Parteiführung kennengelernt, so die beiden Vorsitzenden Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl, auch Fred Oelßner, Paul Wandel und Kurt Hager. Jeder von ihnen hatte seinen besonderen Charakter, seine Sprache, seine Attitüde und Wirkung.
    Wie wirkte Walter Ulbricht bei der ersten Begegnung auf mich, den jungen, noch unerfahrenen angehenden Wissenschaftler?
    Das liegt nun über 60 Jahre zurück, und in meiner Erinnerung ist geblieben, dass er erstens sehr normal wirkte und sich mit uns wie mit Gleichen unterhielt, ohne den über uns stehenden Parteiführer irgendwie spüren zu lassen. Zweitens, dass im Gespräch über unsere Aufgaben im Institut wie auch über aktuelle Fragen seine immense politische Erfahrung und sein theoretisches Wissen deutlich wurden, und drittens, dass er kein hervorragender Redner war wie etwa Otto Grotewohl, der seinen eigenen Stil hatte.
    Doch seine oft völlig frei gehaltenen Reden, die ich im Lauf der Zeit hörte, waren inhaltlich immer sehr klar, gut argumentierend und von logischer Stringenz, und das war letztlich wichtiger als die dialektgefärbte Aussprache.
    Persönlich hatte ich mit Ulbricht im Laufe der Zeit mehrmals direkt zu tun, und zwar aus verschiedenen Anlässen.
    Der eine hing mit seinem Interesse an dem Buch »Weltall – Erde – Mensch« zusammen, das Anfang der 60er Jahre von einer größeren Zahl von Wissenschaftlern speziell für die Teilnehmer der Jugendweihe geschrieben wurde, welche es als Geschenk erhielten. Die Jugendweihe war eine alte Tradition der deutschen Arbeiterbewegung, die auch Walter Ulbricht aus seiner sozialdemokratischen Jugendzeit kannte. Daher interessierte er sich für das Manuskript des Buches und machte Vorschläge zu seiner Verbesserung, weil er fand, dass die sehr guten einzelnen Beiträge zu isoliert aufeinander folgten, ohne die Erkenntnisse und Ergebnisse der verschiedenen Wissenschaften zu einem philosophisch verallgemeinernden Weltbild zusammenzuführen. Er beauftragte Kurt Hager 1 , einen Autor für ein solches Einleitungskapitel zu finden, um das Buch gewissermaßen abzurunden. Hager rief mich in sein Büro, erklärte mir Ulbrichts Idee und bat mich, dieses Kapitel möglichst schnell zu schreiben. Nach einer Woche lieferte ich das Manuskript ab, und wenige Tage später sollte ich erneut zu ihm kommen.
    Hager gab mir mein Manuskript, das mit zahlreichen handschriftlichen Bemerkungen versehen war, und sagte, dass Walter Ulbricht es gut finde, aber noch einige Vorschläge habe. Ich solle mir seine Notizen auf dem Manuskript ansehen und dann überlegen, was ich davon noch berücksichtigen könne.
    Bei der
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