Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)
Autoren: Uwe Post
Vom Netzwerk:
knurrt ihm der Magen. Also willigt er ein. Van Heslings Sprössling wird er schon irgendwie abwimmeln. Zur Not übertreibt er maßlos bei der Wiedergabe seiner Erlebnisse. Das hat bisher immer geholfen.

1 Olympus-Freizeitpark, Mars
     
    Walpar Tonnraffir vergnügt sich gerade im Magen eines Tyrannosaurus, als sein Pinguin klingelt. Vergnügen? Ja sicher, immerhin ist es die größte und nebenbei bemerkt teuerste Attraktion des Olympus-Freizeitparks, sich von einem geklonten Dinosaurier verschlucken zu lassen.
Walpar zieht seinen Pinguin aus der Hosentasche, verliert das Gleichgewicht, als der Dino einen unerwarteten Spaziergang beginnt, fährt instinktiv die stützende Hand aus, rutscht an der glitschigen Magenschleimhaut ab und platscht der Länge nach in den Verdauungssaft.
Der Pinguin klingelt immer noch. Walpar wischt sich Schleim aus dem Ohr und hält sich das Mobiltelefon ans Ohr.
»Jaapf?«, spuckt er.
»Ich bin's, Nera.«
»Oh«, macht Walpar und kommt auf die Knie. »Das … das ist gerade wirklich ungünstig, Schwiegermama.«
»Wo bist du?«
»Ich bin gerade in einem, äh …« Walpar hält sich an der schwankenden Magenwand fest.
»Walpar!«
»Äh, nicht was du denkst. Nur das Übliche. Geheime Mission.«
»Du darfst nicht drüber sprechen?« Nera klingt nicht so, als würde sie Walpar ernst nehmen. Meistens bemüht sie sich wenigstens, diesmal nicht.
So was merkt man sofort.
»Genau, äh …« In diesem Moment öffnet sich der Magenausgang, und Walpar kommt ins Rutschen. »Ich … ah, ich rufe zurück, dringende … äh, Geschäfte.«
Walpar schafft es gerade noch, dem Pinguin auf den Schnabel zu drücken, um das Gespräch zu beenden. Dann flutscht er durch den Darm des Dinosauriers und landet kurz darauf mit dem Hinterteil auf dem staubigen Boden.
»Boah, krasser Spaß, was?«, ruft sein Neffe Kerbil und hüpft auf und ab.
»Du warst ja lange drin! Ich will nochmal, du auch?«
»Ich … äh, nee, ich muss dringend telefonieren …« Walpar begutachtet traurig seine verschleimte Kleidung. Glücklicherweise handelt es sich bei dem Magensaft des Dinos um eine spezielle Substanz, die sich beim Kontakt mit Luft sofort verflüchtigt. Die Macher des Freizeitparks haben an alles gedacht.
Sogar an einen Rabatt für einen zweiten Durchgang.
»Rrrrr«, macht der Tyrannosaurus und zwinkert Walpar und seinem Neffen zu.
»Bitte friss ihn, nicht mich«, sagt Walpar und zeigt auf Kerbil.
»Ja, friss mich, schluck mich runter, ja!« Kerbil hüpft dem Saurier förmlich ins Maul.
»Bitte die Abbuchung von 3,99 statt 4,99 für eine Person bestätigen«, sagt die elektronische Geldbörse in Walpars Pinguin. Der streichelt dem Pinguin die Brust, sein Fingerabdruck wird erkannt und die Transaktion durchgeführt. »Der Olympus-Park sagt Danke und weist auf die besonders günstigen Geschenkabonnements hin«, flötet der Pinguin.
Der Tyrannosaurus grunzt und klemmt sich Kerbil zwischen die Zähne.
Die sehen zwar furchteinflößend aus, verursachen aber keinen einzigen Kratzer, weil sie aus einem speziellen Patentgummi gemacht sind, dessen exakte Bezeichnung bei Werkstoffwissenschaftlern feuchte Träume auslöst.
Kerbil jauchzt, als der Dino ihn mit dem Maul in die Luft wirft, mit dem Kopf voran auffängt und den Rachen hinuntergleiten lässt. Das Jauchzen wird deutlich leiser.
»Mama, ich will auch!«, kreischt ein Mädchen mit goldener Mangafrisur, das plötzlich neben Walpar aufgetaucht ist.
Die zugehörige Mutter geht das Risiko ein, dem Kind den Arm auszureißen, als sie versucht, es vor dem Dino zu retten. »Du wirst auf keinen Fall, ich wiederhole, auf gar keinen Fall «, donnert die Frau, »mit einem fremden Jungen spielen, und erst recht nicht in einem Sauriermagen, wo niemand sieht, was ihr tut. Und Sie …« Sie stößt Walpar den Zeigefinger zwischen die Lungenflügel. Walpar schaut sich kurz um, aber der Finger ist wider Erwarten nicht hinten wieder rausgekommen. »Sie! Schauen Sie mich gefälligst an, wenn ich Sie beschimpfe!«
»Ja, aber …«, bringt Walpar hervor. Es ist immer dasselbe. Mit Frauen kommt er einfach nicht klar. Meistens kommt er nicht einmal zu Wort.
»Sie verleiten meine Tochter gefälligst nicht zu schmutzigen Spielchen mit Ihrem Sohn! Meine Henriette wird mal eine anständige Frau, und damit kann man gar nicht früh genug anfangen!«
»Er ist nur mein Neffe. Und ich wollte gerade telefonieren«, sagt Walpar schwach.
»Als wenn das etwas ändern würde! Ich will auch ständig telefonieren, aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher