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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan
Autoren: Strindbergs Stern
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einer Hand durch
die Locken. Erneutes Aufblitzen der Kamera. Er betrachtete das Resultat auf dem
Display des Apparats. Seine Haare hatten sich inzwischen, jetzt mit über
dreißig, ein wenig gelichtet, aber das fiel kaum auf. Die dunklen Ringe unter
seinen Augen verliehen ihm hauptsächlich einen dramatischen Ausdruck, dachte
Erik im Stillen.
    Dann ging
er in die Hocke und begab sich wieder in den Dunstkreis des Gestanks und der
Kälte. Versuchte auszublenden, dass keiner von seinem Aufenthalt hier wusste
und dass ihn niemand vermissen würde, falls er ertrinken oder irgendwo in den
Gängen weit unter der Erde verschwinden sollte.
     
    Dykedivers
hatten Ösen hinterlassen, an denen er sein Navigationsseil vor dem Tauchgang
sichern konnte. Als er es eingehakt hatte, zog er die Schwimmflossen über die
Riffelung seiner Gummischuhe, setzte die Tauchmaske auf, steckte den
Atemregler in den Mund und machte einen ersten prüfenden Atemzug. Noch bevor er
wieder ausatmete, hatte er einen großen Schritt ins Wasser gemacht. Die Spule,
die er mit dem einen Tauchhandschuh festhielt, spannte sich schnell, und mit
einem Blick nach oben konnte er sehen, wie sich die stabile Leine durch
mehrere Eisschichten schnitt, während sie seinem hinabsinkenden Körper folgte.
    Unter der
Wasseroberfläche schluckten die dunklen Wände der Grube den überwiegenden Teil
des Lichts seiner Stirnlampe. Dennoch war die Sicht verhältnismäßig klar, und
der Strahl reichte weiter, als er angenommen hatte.
    Dann
blitzte in dem spärlichen Lichtstrahl plötzlich etwas Metallenes auf. Es war
noch ein Stück entfernt..., oder? Erik stieß sich von der Wand des Schachts ab
und bewegte sich in den leeren Raum hinaus. Die Sicherheitsleine folgte ihm,
indem sie sich wie ein Schwanz durchs Wasser schlängelte.
    Im Schein
der Lampe an seiner rechten Hand wurde der Grund sichtbar. Vom Boden des
Schachts erhob sich eine bestimmt zwei Meter hohe Kupferzisterne. Und da war
auch noch etwas anderes, eine Ansammlung scharfkantiger Dreiecke ... Er bekam
das Blatt einer Kreissäge zu fassen.
    Als er
etwas daran rüttelte, zerbrach die rostige Nabe, und das abgelöste Sägeblatt
sank in einem stillen Wirbel auf den Grund hinab. Dort legte es sich zur Ruhe,
begraben unter einer Schicht aus bräunlich grünem Modder und Schlamm. Er ließ
den Tauchhandschuh weitergleiten und stieß dabei einige längliche Stangen um.
Vor ihm staubte es auf. Als die Sicht wieder klar wurde, erkannte Erik die
Reste der Loren, die man benutzt hatte, um das Erz aus den Stollen
abzutransportieren.
    Er bewegte
sachte seine Schwimmflossen und schwebte schwerelos über einer Schubkarre. Die
Unterwasserkamera blitzte mehrmals auf und fing die Bilder der Gerätschaften
ein, die vor langer Zeit dort vergessen wurden und liegen geblieben waren wie
feinmechanisches Werkzeug, Vorschlaghammer, Meißel und eine Axt. Er erblickte
geborstene Drainagerohre und noch weiter in der Tiefe ... Verstrebungen, die
wie Schienenstränge aussahen.
    Erik ließ
seinen Körper hinuntersinken und landete neben den schmalspurigen Schienen und
schaute auf den Tiefenmesser: einundzwanzig Meter unter der Wasseroberfläche.
Selbst für ein langsames Aufsteigen, mit dem er die Taucherkrankheit umgehen
konnte, hatte er noch genügend Sauerstoff. Er schwebte oberhalb der Gleise, die
ihn vom Mittelpunkt des Schachts wegführten. Hinter seinem Nacken strömten die
Blasen des Atemreglers heraus, und er hatte das Gefühl, auf dem Weg in einen
immer enger werdenden Keil zu sein. Vorsichtig drehte er die Enden der Schwimmflossen
nach außen, um das Tempo zu reduzieren. Dann erblickte er plötzlich eine
gezimmerte Öffnung im Stollen, vor der ein gelbes Stück Stoff an einem Haken
befestigt war.
    Erik glitt
noch ein paar Meter dichter heran und leuchtete es mit seiner Stirnlampe an.
Das, was dort am Eingang zur Grubenstrecke hing, war kein Stoff, sondern ein
Flicken aus sieben Millimeter dickem, knallgelbem Neopren. Dreifache Nähte,
hergestellt, um in trüben Gewässern gut gesehen zu werden. Die Mädels mussten
einen alten Nassanzug aufgeschnitten haben, um den richtigen Weg ins Innere zu
markieren.
    Der Gang
war vielleicht zwei Meter hoch, und in seiner Mitte stand eine verrostete
Erzlore. Oberhalb der Lore befand sich ein Zwischenraum, der aussah, als könnte
er groß genug sein, um daran vorbeizukommen. Vielleicht handelte es sich um den
Beginn eines kilometerlangen Systems von Orten und Strecken - doch ohne eine
Skizze oder Karte
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