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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan
Autoren: Strindbergs Stern
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einen schmalen roten Streifen, doch dann drangen
die ersten Strahlen in die Kabine des Helikopters. Durch sein Visier sah Don,
wie sich das Sonnenlicht brach, doch dann schloss er die Augen und wanderte in
Gedanken zu Eva Strand.
    Für ihn
lag sie immer noch dort im Dunkel der Unterwelt in Staubschleier eingehüllt.
Und er sah aufs Neue, wie es oberhalb ihrer Augen zu leuchten begann, und im
monotonen Rauschen der Rotorblätter versuchte er sich zum Einschlafen zu
zwingen.
     
    Don hatte
jegliches Zeitgefühl verloren, als Elena ihn schließlich wach rüttelte. Sie
wies auf etwas im Wasser, das wie Treibeis aussah, und erst, als der
Helikopter an Höhe verlor, sah er die gezackten Felsen aufragen.
    Die Insel
war bis auf einen schmalen Küstensaum schneebedeckt, und Don rief, dass sie auf
dem südwestlichen Teil landen sollten. So weit er sich erinnern konnte, hatte
man dort den Gedenkstein aufgestellt, und was Dinge wie diese betraf, irrte er
sich nur selten. Während Elena die Kufen in die richtige Position brachte,
hielt er sich an den Rändern seines Sitzes fest, und kurz darauf waren sie bereits
auf dem frostigen Kies gelandet.
     
    Don
streifte sich den Helm ab und warf sich die rote Jacke mit der Aufschrift
»Early Fall Arctic Cruise« über. Am Fuße der Metalltreppe des Helikopters sah
er zu Elena hinauf, die ihm signalisierte, er solle sich beeilen.
    Er begann
im Laufschritt die scharfkantigen Steinschären zu erklimmen und erreichte den
Hügel, auf dem das Monument stand. Nachdem er die Namen auf dem Messingschild
gelesen hatte, schaute er hinunter auf das, was er bei sich hatte: die
verbrannten Gegenstände, die einmal Strindbergs Stern und Kreuz gewesen waren.
    Die beiden
Teile sahen in seiner Hand so harmlos aus, und er fragte sich, wie sie ihn
dennoch bis hierher hatten führen können. Dann bettete Don den Stern und das
Kreuz auf dem Zementsockel zur letzten Ruhe.
     
    Als er
zurück ins Cockpit kam, hatte Elena ihren Helm abgestreift und saß bequem
zurückgelehnt in ihrem Sitz. Er war überrascht, wie grün ihre Augen waren, als
sie ihren Blick auf ihn richtete und sagte:
    »Es gibt
da eine Sache, über die ich lange nachgedacht habe.«
    Don hörte
ihr skeptisch zu, während sie ihm ihren Vorschlag unterbreitete. Dass etwas so
Kompliziertes letztlich so einfach sein konnte, diese Erfahrung hatte er
wahrlich noch nicht gemacht.
    Doch Elena
schien keine Risiken zu befürchten, zumindest nicht, was ihre eigene Person
betraf. Offiziell betrachtet bestanden nämlich Zweifel daran, dass sie
tatsächlich existierte, dafür hatte Vater schon vor langer Zeit gesorgt.
     
    Sie
diskutierten die Sache weiter, während die Flügel des Helikopters zu rotieren
begannen und die Kufen kurz darauf vom gefrorenen Boden abhoben. Die
Rotorblätter peitschten die Maschine auf die Höhe des Hügels hinauf, wo sie einen
Augenblick über dem einsamen Monument der Insel verharrte. Der Luftzug unter
ihnen ließ das Kreuz und den Stern erzittern, doch dann stieg der Helikopter
immer höher und drehte ab.
     
    Das
Einzige, was im Sonnenschein an der letzten Lagerstätte der Expedition auf
Vitön zurückblieb, waren zwei schwarz verfärbte Gegenstände und die Namen auf
dem Gedenkstein:
     
    S. A. AND REE N. STRINDBERG K. FRANKEL .1897.
     
    Der Brief
     
    Ein paar
Wochen später schlossen sich im Nieselregen in Falun die automatischen Türen
von Ählens mit einem zischenden Geräusch hinter einem Rentner mit schweren
Einkaufstüten. Vor dem Systembolag standen einige Jungs um ein Moped herum, und
auch wenn es sich in dem Moment keiner von ihnen bewusstmachte - Faluns
Shoppingmeile Äsgata war wirklich verdammt öde.
    Wenn man
den Fluss überquerte, gelangte man in den Teil der Stadt, der am nächsten zum
Kupferbergwerk lag und auf jahrhundertealter Schlacke erbaut worden war. Auf
dieser Seite lag direkt hinter der Brücke das Polizeipräsidium von Falun, in
dessen Vernehmungsraum eine Neonröhre an der Decke monoton knackte.
    Gegen die
Lehne eines Stuhls gestützt saß eine gekrümmte Gestalt mit Samtjackett und
Pilotenbrille. Ihm gegenüber saß ein Polizist mit Schnauzbart.
    Auf einem
Notizblock genau in der Mitte zwischen ihnen lag ein Brief mit deutschem
Stempel. Die einzigen Geräusche, die man hörte, waren das monotone Knacken von
der Decke und das Rauschen des Ventilators.
    Dann
räusperte sich der Schnauzbart, um das Gespräch abzuschließen:
    »Sie haben
also keine Ahnung, wer ihn an uns geschickt haben könnte? Und
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