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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga
Autoren: Henning Mankell
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möglich«, beharrte Wallander. »Wer in Gottes Namen kann einem solchen Verbrecher Hafturlaub geben?«
    »Schweden ist phantastisch«, sagte Björk. »Es kann einem richtig schlecht werden.«
    »Aber dafür trägt doch jemand die Verantwortung? Derjenige, der ihm Hafturlaub gewährt hat, sollte seine Zelle im Gefängnis übernehmen. Wie kann so etwas nur passieren?«
    »Das werde ich noch eingehender untersuchen«, erwiderte Björk. »Aber so ist nun mal der Stand der Dinge. Der Kerl ist verschwunden.«
    Wallander dachte an den unfaßbar brutalen Doppelmord an dem alten Ehepaar aus Lenarp zurück. Dann sah er Björk mit einem resignierten Blick an.
    »Was macht das noch für einen Sinn?« fragte er. »Warum sollen wir uns noch weiter damit befassen, Verbrecher zu jagen, wenn der Strafvollzug sie sofort wieder auf freien Fuß setzt?«
    Björk antwortete nicht. Wallander stand auf und ging zum Fenster.
    »Wie lange hält man das durch?« fragte er.
    »Wir müssen durchhalten«, antwortete Björk. »Sagst du mir jetzt, was du über diese Männer in dem Schlauchboot hast?«
    Wallander erstattete Bericht. Er fühlte sich bleiern, müde und enttäuscht. Björk machte sich ein paar Notizen, während Wallander sprach.
    »Russen«, sagte er, als Wallander fertig war.
    »Oder Osteuropäer. Mörth schien sich seiner Sache sicher zu sein.«
    »Dann werde ich mich ans Außenministerium wenden«, sagte Björk. »Es ist ihre Sache, Kontakt mit der russischen Polizei aufzunehmen. Oder der polnischen, der Polizei in den Ostblockstaaten.«
    »Es kann sich natürlich auch um Russen handeln, die in |36| Schweden leben«, meinte Wallander. »Oder in Deutschland. Oder warum nicht in Dänemark?«
    »Die meisten Russen leben immer noch in der Sowjetunion«, erwiderte Björk. »Ich werde sofort Verbindung mit dem Außenministerium aufnehmen. Die wissen, wie man sich in einer solchen Situation zu verhalten hat.«
    »Wir könnten die Leichen ja wieder zurück in das Boot stopfen und die Küstenwacht bitten, es in internationales Gewässer zu schleppen«, sagte Wallander. »Dann würden wir uns alle weiteren Bemühungen in dieser Angelegenheit sparen.«
    Björk schien das nicht zu hören.
    »Wir brauchen Hilfe, um sie identifizieren zu können«, sagte er. »Durch Fotografien, Fingerabdrücke, Kleider.«
    »Und eine Tätowierung. Einen Krummsäbel.«
    »Einen Krummsäbel?«
    »Ja, genau. Einen Krummsäbel.«
    Björk schüttelte den Kopf und streckte sich nach dem Telefonhörer.
    »Warte mal«, sagte Wallander.
    Björk ließ die Hand sinken.
    »Ich denke an diesen Mann, der angerufen hat«, sagte Wallander. »Laut Martinsson handelte es sich um jemanden, der mit schonischem Dialekt sprach. Wir sollten versuchen, ihn zu finden.«
    »Haben wir eine Spur?«
    »Keine. Und deshalb wollte ich vorschlagen, daß wir uns an die Öffentlichkeit wenden. Wir können ganz allgemein bleiben, nach Personen fragen, die ein rotes, umhertreibendes Schlauchboot gesehen haben, und sie bitten, sich bei uns zu melden.«
    Björk nickte.
    »Ich muß sowieso mit der Presse reden. Die löchern mich schon die ganze Zeit. Wie sie so schnell herausfinden konnten, was an einem verlassenen Strand passiert ist, geht über mein Fassungsvermögen. Gestern hat es gerade mal eine halbe Stunde gedauert.«
    |37| »Du weißt doch, daß wir eine undichte Stelle haben«, sagte Wallander und erinnerte sich wieder an den Doppelmord von Lenarp.
    »Wer ist wir?«
    »Die Polizei. Die Polizei im Polizeidistrikt von Ystad.«
    »Wer hält denn da nicht dicht?«
    »Woher soll ich das wissen? Es sollte eigentlich deine Aufgabe sein, die Leute hier an die nötige Diskretion und an ihre Schweigepflicht zu erinnern.«
    Björk schlug wütend mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, so als habe er damit eine symbolische Ohrfeige ausgeteilt. Aber er sagte nichts.
    »Wir wenden uns an die Öffentlichkeit«, sagte er nur. »Um zwölf, vor den Nachrichten. Ich möchte, daß du bei der Pressekonferenz dabei bist. Aber jetzt muß ich Stockholm anrufen, um Instruktionen zu bekommen.«
    »Es wäre schön, nichts mehr damit zu tun zu haben«, sagte Wallander.
    »Womit?«
    »Mit der Suche nach den Mördern der Männer im Boot.«
    »Ich werde mal hören, was Stockholm sagt«, entgegnete Björk und schüttelte nur den Kopf.
     
    Wallander verließ den Raum. Martinssons und Svedbergs Türen standen immer noch offen. Er sah auf die Uhr. Fast halb zehn. Er ging in das Untergeschoß des Polizeipräsidiums. Dort
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