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Walküre

Walküre

Titel: Walküre
Autoren: Craig Russell
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Hörer aufgelegt hatte, wurde an die Tür geklopft, und Dirk Hechtner trat ein.
    »Wie fühlst du dich, Chef? Ich meine ...«
    »Ich weiß, was du meinst. Alles in Ordnung. Danke der Nachfrage. Was liegt vor?«
    »Wir haben die Herkunft der in Margarethe Paulus' Wohnung sichergestellten Pistole ermittelt. Sie hat einem Kroaten namens Zlatko Ljubicic gehört. Und nun kommt's: Ljubicic wurde bei derselben verdeckten Aktion verhaftet wie Goran Vujacic. Er war Vujacics Leibwächter.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Das versuche ich herauszufinden«, erwiderte Hechtner. »Die dänische Polizei musste ihn ziehen lassen. Es ist nicht illegal, als Leibwächter eines Gangsters zu arbeiten, solange man nicht nachweislich selbst etwas Illegales getan hat. Eine Zeit lang war er in Kopenhagen als Wachmann tätig. Was danach passiert ist, weiß ich noch nicht. Aber es ist schon ein extremer Zufall, dass es nun doch eine Verbindung zu Vujacic gibt.«
    »Noch etwas?«
    »Ja. Ich habe Svend Langstrup überprüft, Gina Bransteds Sicherheitschef. Keine Vorstrafen. Aber er hat früher als Offizier beim Jaegerkorpset, der dänischen Spezialeinheit, gedient. Er besitzt die dänische und die deutsche Staatsangehörigkeit. Eine Weile hat er eine eigene Sicherheitsfirma betrieben ... Und ja, um dir zuvorzukommen: Ich lasse von der dänischen Polizei überprüfen, ob Zlatko Ljubicic für ihn gearbeitet hat. Allem Anschein nach bezieht er ein Riesengehalt. Er wohnt in Blankenese.«
    »Okay, bleib dran an der Sache. Ich gehe runter in die Einsatzzentrale.«
     
    Die Einsatzzentrale war zum Bersten voll, und Fabels Stimmung sank auf den Tiefpunkt, als er nicht nur van Heiden, sondern auch Polizeipräsident Steinbach in der Menge erblickte. Die Anwesenheit seiner Vorgesetzten während einer Ermittlung gab ihm das Gefühl, ein Schüler zu sein, dem der Lehrer bei den Hausaufgaben über die Schulter schaut. Und er konnte an van Heidens Gesicht ablesen, dass die schlechten Nachrichten noch längst nicht beendet waren.
    »Wir haben eine weitere Kollegin verloren«, sagte der Polizeidirektor. »Das Aas hat noch eine Beamtin ermordet.«
    »Wen?«
    »Eine junge Polizistin namens Annika Büsing. Sie war vierundzwanzig, Jan.«
    »Wo?«
    »Am Rothenbaum«, schaltete sich Henk Hermann ein. Sein langes, schmales, sommersprossiges Gesicht unter dem roten Haarschopf war bleich und verbissen. Er blätterte in seinem Notizblock. »Die Täterin fuhr eine schwarze Limousine, Lexus GS 450H. Sechs Monate alt. Die Eigentümerin heißt Jana Eigen. Sie wohnt in Blankenese. Wir haben sie nicht angetroffen.«
    »Gut, Henk, du und Dirk – ihr kümmert euch um den Mord am Rothenbaum. Ich fahre zu der Wohnung von Frau Eigen.« Er wandte sich an van Heiden. »Mein gesamtes Team ist im Einsatz. Ich brauche jemanden, der mich nach Blankenese begleitet.«
    »Das übernehme ich selbst«, erwiderte van Heiden.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Karin Vestergaard ebenfalls gern mitnehmen. Ein Wagen ist zu ihr unterwegs. Sie hat ein berechtigtes Interesse daran, dass dieser Fall aufgeklärt wird. Wir sind nicht die Einzigen, die Kollegen verloren haben.«
    Fabel bemerkte jemanden neben sich – Hans Gessler von der Abteilung Wirtschaftsdelikte. »Ich habe von Anna gehört, Jan«, sagte er. »Es tut mir wirklich leid. Wie geht es ihr?«
    »Sie wird gerade operiert.«
    »Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich Frolows Informationen über Gina Bronsted und NeuHansa durchgearbeitet habe. Uns liegt erdrückendes Beweismaterial vor, um sie festzunageln. Allerdings nicht wegen dieser Morde, sondern wegen Steuerhinterziehung, Fälschung von Ausfuhrgenehmigungen und Betrug.«
    »Aber es muss doch irgendetwas geben, das eine Auftragserteilung für die Walküre-Morde erkennen lässt.«
    »Bisher nicht. Vielleicht können wir ein Schweizer Nummernkonto von Drescher ausfindig machen, das uns weiterführt ... Ich werde der Sache nachgehen.«
    »Tu dein Bestes, Hans. Ich bin dir für jede Spur, jeden Hinweis dankbar.«
     
5.
    Es war nicht der ideale Tag für einen Strandspaziergang. Das Wasser der Elbe schäumte und schnappte nach dem eiskalten Wind, der es aufpeitschte, und nach dem trüben, stahlgrauen Nebel, von dem es eingehüllt wurde. Er hatte die Fäuste tief in die Manteltaschen gesteckt und eine Wollmütze fest über die Ohren gezogen, doch er schritt ungebeugt dahin und setzte sein feuchtes, durchgefrorenes Gesicht dem Wind aus. Zwei Sommer zuvor war er hier mit seiner Frau
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