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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Autoren: Henry David Thoreau
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trug nur dazu bei, seine Verachtung gegen staatliche Einrichtungen zu steigern. Er weigerte sich beständig, Steuern an eine Regierung zu bezahlen, die sich dazu herabwürdige, den Handel mit Menschen zu billigen. "Die Regierung, die überhaupt nicht regiert," war seiner Ansicht nach die beste. Der Steuerbeamte, der dieser Weigerung ratlos gegenüberstand, erhielt auf seine Frage, was er nun tun solle, die Antwort: "Geben Sie ihr Amt auf." Kurze Zeit darauf ward Thoreau im Dorfe, wohin er einen Schuh zum Flicken getragen hatte, verhaftet. Als Emerson hörte, daß sein Freund die Einsiedelei am Walden mit der Gefängniszelle in Concord habe vertauschen müssen, eilte er sofort zu ihm. "Henry, warum sind Sie hier?" war seine erste Frage. "Warum sind Sie nicht hier," lautete Thoreaus ernste Antwort. Er erhielt bald (nachdem seine Familie die geringe Summe bezahlt hatte) seine Freiheit – und auch seinen Stiefel – zurück und wanderte wieder in seine Wälder, "von wo aus er den Staat nirgends erblicken konnte." Auch wenn er tagelang von seinem Hause abwesend war, verschloß er nicht die Tür. Abgesehen von einem Bändchen Homer wurde ihm nie etwas gestohlen und nur solche Menschen belästigtenihn, "die den Staat repräsentierten". Die Jahreseinnahme seiner Farm betrug dreiundzwanzig Dollars, denen an Ausgaben vierzehn Dollars gegenüberstanden. Als Tagelöhner verdiente er sich nebenbei während dieser Zeit zwölf Dollars. Im zweiten Jahre war das Ergebnis noch günstiger.
     
    Zwei Sommer und zwei Winter verbrachte Thoreau am Waldenufer und eine reiche, geistige Ernte ward ihm zuteil. Als der Sommer 1847 herannahte, fühlte er, daß er die Möglichkeiten, die ihm dieses Leben bot, erschöpft habe, daß es nun Zeit sei, eine andere Phase seines Lebens zu beginnen. Am 6. September 1847 zog er von Walden wieder nach Concord. "Warum ich die Wälder verließ", schrieb er einige Jahre später in sein Tagebuch, "das kann ich wahrlich nicht sagen. Vielleicht trug ich nach Abwechselung Verlangen. Es gab dort ungefähr um die zweite Nachmittagsstunde so etwas wie eine Stockung ..." Die herrlichste Frucht der Waldenjahre, sein "Walden", wurde der Menschheit erst 1854 geschenkt. Aus dem Romantiker, dem Naturschwärmer und Naturforscher seines ersten Werkes war ein Philosoph und Metaphysiker geworden, der oft in epigrammatischem Stil seine Weisheit kündete, die kühnsten Paradoxe liebte und die Stimmungen der Menschenseele wie der Natur bald mit den zartesten, bald mit den kräftigsten Strichen malte. Burroughs bezeichnet Thoreaus Erstlingswerk und sein Walden "als die beiden naturwüchsigsten und antiseptischsten Bücher der englischen Literatur". Doch "Walden" wurde vielfach gröblich mißverstanden. Man übersah, konnte oder wollte nicht sehen, daß Thoreau seine Einsiedeljahre selbst nur als ein Experiment bezeichnete. Man fragte unwillig und erstaunt, was aus den Menschen werden solle, wenn alle Thoreaus Rat und Beispiel folgen würden. Das Faß des Diogenes habe einen gesunderen Boden als die Hütte von Thoreau, behauptete die zeitgenössische Kritik. Diese Leute vergaßen jedoch, daß Thoreau der Menschheit niemals anriet, in Waldhütten zu wohnen und von Bohnen und Kartoffeln zu leben. Er hatte das Experiment gemacht, weil es ihm von seiner inneren Stimme befohlen wurde, weil er dieser Stimme stets zu gehorchen pflegte und weil er seineIndividualität ihre eigenen Wege wandern lassen wollte. Ja, die Ernte war reich, so reich, daß die dankbare Nachwelt freudig auch an dieser seiner schönsten Frucht sich kräftigt, daß Tausende von Menschen fühlen: Lebenswerter scheint uns das Leben, lieblicher duften die Blumen, heller leuchtet der Sonnenschein, holder singen die Vögel, munterer plätschern die Wellen, mit heißerem Bemühen suchen wir nach der Pforte unserer Seele, unablässiger strebt unsere Sehnsucht durch Nebelmeere zu wolkenloser Reinheit empor, seit wir dich kennen, den edlen feierlichen Menschen vom Waldensee ...
     
    Thoreau bezog in Concord wieder Emersons Haus und wohnte dort während der Abwesenheit des Freundes in Europa. 1849 siedelte er in das väterliche Haus über, wo er bis zum Ende seines Lebens verblieb. Schriftstellerei war jetzt seine Hauptbeschäftigung. Wahre Freude empfand er nur beim Schaffen eines Werkes. Er geizte nicht nach Erfolg: "Ich gebe ab und zu ein paar Worte aus, um mir Schweigen dafür zu kaufen." Außerdem hielt er in Städten und Dörfern Vorträge über alle möglichen Gebiete.
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