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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Autoren: Henry David Thoreau
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Jefferies, der wie Thoreau die Tradition verachtete, leidenschaftlich die Wälder, Felder und Ströme liebte und über die gleiche Kraft der Sprache verfügte, um Geschautes zu verkünden. Nein, als Ganzes genommen hatte er nicht seinesgleichen. Er war, wie Emerson sagt, ein Protestant à l'outrance . Er hatte keinen ausgesprochenen Beruf, heiratete nicht, wählte nicht, ging nie zur Kirche und hielt keinen Sabbat, weigerte sich Steuern zu bezahlen, aß kein Fleisch, trank keinen Kaffee oder Wein und gebrauchte keinen Tabak. Er wollte dadurch reich sein, daß er seine Bedürfnisse herabsetzte, und das, was er gebrauchte, mit eigenen Händen sich schuf. Sein Mantel war nachts seine Decke, seine Bücher band er selbst ein, seine Möbel waren seiner Hände Werk. Was er für recht hielt,verteidigte er rückhaltlos. Er kannte keine Zugeständnisse. Wie Nietzsche handelte er nach dem Grundsatz: "Ein Weg – ein Ziel – eine gerade Linie." Wahrheit kündeten all sein Worte, all seine Taten. Er liebte sein Vaterland von Kerzen und seine Abneigung gegen englische und europäische Sitten grenzte oft an Verachtung. Er wollte nicht auf "Ruinen" wohnen. Concord selbst war ihm das Zentrum der Welt. Die Natur seiner engeren Heimat lehrte ihn die Natur des Kosmos begreifen. Freunde luden ihn ein nach dem Yellowstone, nach Südamerika mit ihnen zu reisen. Er lehnte ab. Er fand, daß die Flora von Massachusetts fast alle wichtigen Pflanzen Nordamerikas aufwies, und einem Freunde, der ihm ein Buch über eine arktische Expedition geliehen hatte, gab er es mit der Bemerkung zurück, daß die meisten in dem Buche geschilderten Phänomene auch in Concord zu beobachten seien. So innig wie sein ganzes Wesen sich zum Waldenteich und zu den Waldenwäldern hingezogen fühlte, ist jetzt seine Name mit diesem Stückchen Erde verknüpft.
     
    Thoreaus kurze Gestalt zeigte hängende Schultern und eine auffallend flache Brust. Seine Gesichtsfarbe war hell, die Stirn nicht besonders hoch oder breit, aber voll Energie. Die Augen waren tiefblau, seine Lippen etwas vorstehend. In späteren Jahren trug er einen Vollbart. Seine Sinne waren wunderbar ausgebildet. Sie waren ihm die Eingangspforten zur Seele. Er hielt sie offen und unbefleckt. Er sah eine Wasserlilie oder ein Wasserläuferinsekt in Entfernungen, wo kein anderer sie zu erblicken vermochte. Er roch den Dampf einer Tabakspfeife oft eine Viertelmeile weit. Er konnte in der tiefsten Dunkelheit den Weg durch die Wälder finden. Es war ihm ein leichtes, die Höhe eines Baumes mit den Augen genau zu messen. Das Gewicht eines Schweines oder einer Kuh konnte er angeben wie ein Viehhändler. Die Entfernung wußte er zu schätzen wie ein Indianer. Der schlechte Geruch, den nachts die Wohnhäuser ausströmen, war ihm zuwider. Täglich lehrte ihn die Natur Neues. Burroughs sagt mit Recht: "Thoreau erforschte nicht so sehr die Natur wie das Übernatürliche; er schaute nicht die Natur an , sondern durch sie hindurch , darum machte er im naturwissenschaftlichenSinne auch keine großen Entdeckungen." Allerdings: er beobachtete jede Blume, jeden Vogel, die Ameise so gut wie die Bisamratte oder das Murmeltier. Er fühlt mit erstarrendem Finger durch den Schnee nach Pflanzen und untersucht sie unter dem Wasserspiegel. Er scheut keine Mühe, die wiederkehrenden Wasservögel zu belauschen und kriecht deswegen über Hügel und Sümpfe. Aber hinter all diesen Beobachtungen und Tatsachen sieht er die kosmischen Gesetze. Er ist betrübt, wenn er erkennt, daß kein Mensch flink genug ist, um bei der "ersten Frühlingsstunde zugegen zu sein". Etwas wie "Größe" kennt er nicht. Der Waldenteich ist ihm ein kleiner Ozean und der atlantische Ozean ein großer Waldenteich. Alle seine Beobachtungen trägt er in sein Tagebuch ein. Er hat ein Verzeichnis der Pflanzen, die an einem bestimmten Tage blühen werden. Wasserlilien, Gentian und Immergrün erfreuen sich seiner besonderen Vorliebe. Er entzückt sich am Echo, "an des Waldes Stimme". Mit Betrübnis sieht er, wie man überall die Bäume fällt. Gottlob! Die Wolken am Himmel konnte man ihm nicht abhacken!
     
    Mit den Tieren stand er auf fast ebenso vertrautem Fuße. Hören wir, was Emerson darüber sagt: "Thoreau konnte unbeweglich stundenlang auf einem Felsen sitzen bleiben, bis die Tiere, die vor ihm geflohen waren, Vogel, Reptil oder Fisch, zurückkehrten und ihre Gewohnheiten wieder aufnahmen, ja, von Neugier getrieben, näher kamen, um ihn zu beobachten." Wir
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