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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat
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das denn?«, fragte Forrest, als sie so weit von dem Kasten weg waren, dass die Musik nur noch penetrant war.
    »Das sind Ra-Di-O-Wellen, törichter Faun«, rief das Ungeheuer auf der anderen Seite des Teichs. »Sie sind RAsend DIsharmonisch und Ohrenbetäubend. Nur Teenager vermögen die Nähe der Juxbox zu ertragen.«
    Forrest und Imbri kamen nicht umhin, dem Ungeheuer Recht zu geben. Sie kehrten zu ihm zurück. »Wie heißt du?«, erkundigte sich Forrest.
    »Arne. Erratet ihr nun mein Talent?«
    »Du bist ein Ungeheuer mit ungeheuer spitzen Zähnen?«
    »Einmal falsch geraten. Offenbar fehlen euch die passenden Worte.«
    »Offenbar«, stimmte Forrest ihm säuerlich zu.
    Er blickte wieder in den Teich, der vollkommen klar zu sein schien. Mit einem Huf berührte er zaghaft die Oberfläche. Augenblicklich schoss ein Strahl heraus, und fast hätte Forrest den Huf nicht schnell genug zurückgerissen. Gerade rechtzeitig war er noch ausgewichen. »Was war das?«
    »Ein Strahl«, sagte Artie. »Vermagst du nun meine Begabung festzustellen?«
    Forrest berührte das Wasser noch einmal. Wieder schoss ein Strahl heraus, und diesmal konnte Forrest beobachten, dass er von einer großen unförmigen Kreatur tief unter der Oberfläche kam. Ob man dort gefahrlos schwimmen konnte? Er zweifelte daran. Vielleicht gefiel es dem Wesen dort unten nur, die Tiefen zu erhellen – aber vielleicht erzeugte es das Licht, um seine Beute besser sehen zu können.
    »Was für ein Strahl war das denn?«
    »Ein Sonnenstrahl.«
    Da fiel es Forrest wie Schuppen von den Augen. Der Teich war ein Sonnenbad, und das Ungeheuer, das mit Strahlen hinaus feuerte, eine Solarbatterie. Nein, unmöglich konnten sie den Teich durchschwimmen. Ein Sonnenbad verpasst jedem Schwimmer eine Sonnenbräune, die bis zu den Knochen reicht.
    »Ich glaube, ich weiß, welches Talent dieses Zahnmonster besitzt«, sagte Imbri in einem kleinen Traum zu ihm. »Hörst du nicht, wie es spricht? Sein Talent muss die Aussprache sein.«
    »Artie Kulation heißt du!«, rief Forrest. »Jetzt kenne ich dein Talent! Du drückst dich gehoben und korrekt aus!«
    »Flüche, schon wieder überwunden«, sagte das Ungeheuer und gab den Weg frei.
    So konnten sie den Teich umrunden, doch das verscherzte Gebiet hatten sie noch nicht hinter sich gelassen. Vor ihnen lag ein Dickicht, und als sie sich einen Weg hindurch bahnten, ließen sich zwei winzige orangefarbene Teufelchen auf ihre Schultern fallen. Sie waren zwar unsichtbar, doch Imbri erschuf einen kleinen Traum, in dem sie zu sehen waren.
    »Wer seid ihr?«, wollte Forrest wissen und versuchte zugleich, sein Teufelchen abzuschütteln.
    »Wir sind Ulkinder«, erklärte der auf seiner Schulter. »Wir sind Ulknudeln, die in den Ulkenbäumen zwischen den Ulkenhecken leben. Wenn jemand vorbeikommt, stört er uns beim Ulkulelenspielen, und das finden wir überhaupt nicht ulkomisch, sondern werden sauer wie ein Ülk und ulken jedem einen Ulkus an, bis er stöhnt.«
    Ja, zum Stöhnen war Forrest nun schon länger zumute. Wenigstens wirkten die Teufelchen verhältnismäßig harmlos. Ohne das Geplapper der kleinen Geschöpfe zu beachten, pflügten Imbri und er sich durch das Gestrüpp und sprangen schließlich über den Rand der Possenzone. Die Teufelchen hüpften ihnen in letzter Sekunde von den Schultern, denn sie wollten nicht aus ihrem Element gerissen werden. »Ihr werdet nie sicher sein können, dass wir nicht gleich wieder zuschlagen!«, riefen sie Forrest und Imbri hinterher.
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen, gingen die beiden weiter. Endlich hatten sie nun das Gebiet der Faune erreicht. Doch ob Forrest hier wirklich einen Faun fand, wie er ihn suchte?
    Dann plötzlich blieb Forrest wie vom Blitz getroffen stehen, denn er sah etwas, was er noch nie gesehen, was er sich in seinen kühnsten Träumen noch nicht ausgemalt hatte: es hatte Ziegenhufe, einen Schweif und den Oberkörper eines Menschen. Aber es war weiblich.
    »Hallo«, rief sie ihm zu, sprang herbei und hielt an. Sie hatte einen gewaltigen blonden bauschigen Haarschopf, der ihren Oberkörper bis zu den Hüften einhüllte, ohne irgendetwas zu verbergen. »Ich bin Deanna Fauna. Wie kann ich dir helfen, Besucher von weither?«
    »Fauna?«, wiederholte er dumpf. Dabei war es doch völlig einleuchtend: Faune sind Kreuzungen zwischen Menschen und Ziegen; warum sollte es keine weiblichen Kreuzungen geben? Forrest hatte zwar nie von ihnen gehört, doch war er hier auf der Welt der
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