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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat
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und du solltest hier bleiben.«
    »Aber ich habe hier nicht genügend Masse zum Galoppieren«, wandte sie ein. »Deshalb laufe ich ja nur als Nymphe herum.«
    »Nun, dann vielleicht auf Pyramid, wo du eine vollgültige Stute sein kannst.«
    »Dann müsste ich aber den größten Teil meiner Seele hier auf Ptero lassen, und das würde mich auf Dauer nervös machen.«
    Forrest seufzte. »Du hast Recht. Nun, ich freue mich jedenfalls, dass du mich noch eine Weile begleitest. Ich hoffe, der Gute Magier weiß wirklich eine gute neue Weide für dich.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte Imbri, aber sie klang mit einem Mal nicht mehr besonders zuversichtlich.
    Sie lösten ihre Körper auf und verwandelten sich erst in große undeutliche Schemen, dann in Wolken und schließlich in Gebilde sich ausdünnender Seelen, die in den Himmel aufstiegen. Forrest sah, wie sich unter ihm das Fleckenmuster Pteros ausdehnte, und ein Gefühl der Nostalgie stieg in ihm auf. Hinter ihm lag ein großartiges Abenteuer, das er sehr genossen hatte, besonders die Neckereien mit Dawn und Eve. Doch von vornherein hatte er gewusst, dass nichts davon ewig währte. Vielleicht war es am besten, dass ihre Beziehung so abrupt mit der Entdeckung von Prinzen ihrer eigenen Welt geendet hatte. Leider jedoch hatten sie ihre Spuren an ihm hinterlassen: Bei Nymphen würde Forrest nur noch Enttäuschung finden, das hatte die Episode mit Deanna ihm nur allzu deutlich vor Augen geführt. Das Abenteuer hatte ihn verdorben; er wäre niemals mehr zufrieden mit der Existenz, die er geführt hatte. Vielen Dank, Guter Magier!, dachte er voll Ironie.
    Nun blickte er in Prinzessin Idas riesiges Gesicht. Noch immer expandierte er und orientierte sich nach seinem ruhenden Körper im Wandteppichzimmer Schloss Roognas.
    Doch er sah Imbris Körper gar nicht. Was war damit geschehen?
    Dann fiel ihm ein, dass Imbri in Xanth keinen Körper besaß. Hier hatte sie nur eine halbe Seele und existierte nicht als lebendige Person. Die wunderbare, tatkräftige Führerin, die mit ihm drei bizarre Welten bereist hatte, konnte in seiner natürlichen Umgebung nicht bei ihm bleiben. Der Verlust, den das bedeutete, gewann plötzlich eine ganz andere Größenordnung.
    Er landete auf seinem Körper, breitete sich darin aus und belebte ihn wieder. Eine glückliche Heimkehr war das nicht. Was blieb ihm schon? Gescheitert war er, und vor ihm lag unerträgliche intellektuelle Einsamkeit.
    Er öffnete die Augen und setzte sich auf. »Ach, ihr seid wieder da!«, rief Prinzessin Ida. »Hast du deine Antwort?«
    »Nein.«
    »Aber wie ist das nur möglich? Du musst etwas übersehen haben. Humfrey hätte dich nicht umsonst dorthin geschickt.«
    Forrest war der ganzen Geschichte zu müde, um zu streiten. »Vielleicht. Ich mache mich am besten auf den Heimweg.«
    Als sie am unteren Ende der Treppe ankamen, erhob sich ein Tumult, und zwei sechsjährige Mädchen schossen um die Ecke, erspähten sie und hielten übereilt an.
    »Tante Ida!«, schrie Dawn.
    »Forrest Faun!«, fügte Eve hinzu.
    Die Zwillinge blickten Forrest durchdringend an und tauschten ein Grinsen aus. Auf unheimliche Weise wirkten sie sehr wissend.
    Konnten die Mädchen irgendwie die Erwachsenenbeziehung spüren, die ihre Alter Egos einer anderen Welt zu ihm unterhalten hatten?
    »Lass dich von ihnen nicht stören«, raunte Ida ihm zu. »Dawn weiß nicht, was in deinem Kopf vorgeht, solange sie dich nicht berührt, und Eve kann nicht sagen, wo du gewesen bist, bevor sie einen Gegenstand berührt, der mit dir dort war.«
    Das war immerhin eine Erleichterung. Einen Augenblick später stoben die Zwillinge davon, und jede warf ihm über die Schulter ein halbes »Tschautschau« zu. Damit blieb er wenigstens von einer möglicherweise peinlichen Szene verschont.
    Ida brachte sie zum Tor. »Ich bin sicher, dass du deine Antwort kennst«, sagte sie. »Vielleicht weißt du es nur noch nicht.«
    Forrest zuckte mit den Schultern. »Danke für die Benutzung deiner Welten«, sagte er.
    »Du musst uns besuchen und mir davon erzählen«, bat Ida. »Ich bin sehr neugierig, was auf Ptero geschehen ist.«
    »Das werde ich tun«, versprach er. »Sobald ich mich vergewissert habe, dass es meinem Baum gut geht.«
    Dann schritt er über die Zugbrücke und fühlte sich furchtbar einsam.
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich dich ein Stück begleite?«
    »Imbri!«, rief er aus. »Ich dachte, du wärst schon fort.«
    Ihre undeutliche Menschengestalt stellte sich neben ihn.
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