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Wald der Masken

Wald der Masken

Titel: Wald der Masken
Autoren: Horst Hoffmann
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obwohl ihr Spogars Schicksal noch gut in Erinnerung war.
    Und die Maske antwortete ihr. Sie verstand jedes Wort, wenngleich ihre Stimme nicht einmal ein Flüstern war.
    »Wenn ihr die Masken entdeckt habt, muß auch Mythor Erfolg gehabt haben – vorausgesetzt, daß er lebt, Ilfa. Oggryms Totenmaske hat der grüne Wilde vernichtet. Also kann es gut sein, daß dein Freund eine andere fand, die ihn arglistig täuschte. Es gibt solche Geister der Aegyr, ich warnte dich ja davor. Sie warten darauf, daß jemand des Weges kommt und sie anlegt.«
    »Hör bitte auf!« stöhnte Ilfa. »Du verstehst mich nicht«, antwortete die Maske. »Es wäre die einzige Möglichkeit, Mythor doch noch zu finden. Denn einmal im Besitz eines neuen Körpers, wird jeder Aegyr danach trachten, einen der Paläste aufzusuchen und sich mit Waffen auszurüsten, die er als seiner würdig erachtet. Ich weiß, wo ein solcher Palast liegt. Sollte Mythor leben und von einem Aegyr-Geist besessen sein, kannst du ihn nur dort finden.«
    »Wer sagt mir, daß du nicht selbst darauf aus bist, frühere Macht wiederzugewinnen?« fragte Ilfa. Noch im gleichen Augenblick verwünschte sie sich dafür.
    »Ich will keine Macht, ich besaß sie nie«, vernahm sie. »Ich werde dich nie zu etwas zwingen, das du nicht willst. Ich sehne mich nicht so sehr nach einem neuen Körper wie andere gefangene Geister. Du hast mir geholfen, aus dem Schloß zu gelangen, wo das Chaos ebenso Einzug halten wird wie überall im Wald, Ilfa. Behalte mich oder lege mich an einem Ort ab, an dem ich in Frieden auf die Ewigkeit warten kann. Bis es aber soweit ist, möchte ich dir helfen, wenn ich es kann. Ich meine es ehrlich. Ich kann dich zu dem Palast führen.«
    Das Mädchen hatte schon vorher den Eindruck gehabt, ein Kind reden zu hören. Und war die Statue nicht die eines Jünglings gewesen? Sie fühlte ein brennendes Verlangen in sich, mehr über den Geist zu erfahren, der in dieser Maske aus Email wohnte.
    »Dazu müßtest du mich aufsetzen«, wisperte es. Es war keine Forderung, nicht einmal eine Bitte.
    »Ich vertraue dir«, sagte Helmonds Tochter. »Führe uns, sobald der Tag anbricht.«
    Bei der ersten fahlen Helligkeit brachen sie auf. Ilfa verbarg die Maske weiterhin und antwortete nicht auf die Fragen der Baumbewohner, woher sie plötzlich wisse, in welche Richtung sie sich zu wenden hatte.
    Sie marschierten fünf Stunden lang, bis Roar eine abgebrochene Dolchklinge fand. Ilfa erkannte sie an den einfachen Verzierungen auf Anhieb wieder.
    »Sie stammt von Mythors Messer«, sagte sie erregt. »Wir sind auf der richtigen Spur – und er lebt!«
    Das Wissen darum beflügelte sie. Alle Erschöpfung war wie weggeblasen. Ilfa schritt schneller aus. Bald lag der Marmorbruch hinter ihnen, und der Weg führte durch Täler und Wiesen, dann an den sanften Hängen von Hügeln entlang.
    Plötzlich war aus der Ferne Kampflärm zu hören. Ein leichter Wind trug das Klirren von Waffen herüber, dann die Schreie von Mangokriegern. Ilfa lief es kalt über den Rücken, als sie einmal glaubte, auch Mythors Stimme zu hören.
    »Schnell!« trieb sie die Begleiter an. »Vielleicht kommen wir noch rechtzeitig!«
    Sie sah sich nicht um, ob die anderen ihr folgten. Roar war jedenfalls an ihrer Seite, und als sie den Schauplatz des Kampfes erreichten, stand Cobor vor ihnen.
    Er schüttelte verzweifelt den Kopf, bevor Ilfa ein Wort sagen konnte.
    »Ich konnte nichts tun«, stieß er hervor. »Die kalten Reiter kamen so schnell aus den Nebeln, daß jede Gegenwehr sinnlos war. Sie umzingelten uns, und bevor einer von ihnen seinen Umhang vor mir öffnen konnte, erkannten sie Mythor. Zuerst glaubte ich, daß sie nur auf seine Maske aus seien. Dann aber stieß ihr Anführer ein höhnisches Gelächter aus und sagte, die Hexe Eroice hätte ihn ausgeschickt. Sie überwältigten Mythor und…«
    »Und du hast ihn im Stich gelassen?« fuhr Ilfa ihn an. »Du hast ihn verraten wie schon einmal und bist geflohen?«
    Er streckte ihr die Handflächen entgegen.
    »Warte, Ilfa! Ich verstehe dich ja, und ich habe nichts Besseres verdient als deine Verachtung. Doch höre mich erst an!«
    Und er berichtete von seiner Verschleppung durch Krant, von dem Versuch, den Marmornen mit sich in den Tod zu reißen und von seiner bitteren Einsicht. Er erzählte von der Rückkehr zum Wald der Masken, und wie Krant und er Mythor gefunden hatten. Als er vom Ende des Marmornen sprach, drohte seine Stimme zu ersticken.
    »Der Aegyr zwang
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