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Wald der Masken

Wald der Masken

Titel: Wald der Masken
Autoren: Horst Hoffmann
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müssen die kalten Reiter abfangen, bevor sie die Burg der Eroice erreicht haben!«
    Sie trat hinter dem Felsen hervor und sah das Entsetzen in den Gesichtern der Freunde. Roar brüllte auf und wollte sich auf sie stürzen. Sie wich aus, stellte ihm ein Bein und erklärte schnell, was geschehen war.
    »Sorgt euch nicht um mich«, sagte sie. »Wir sind nun zu sechst.«
*
    Die Spur der Reiter war zunächst gut zu verfolgen, später auf felsigem Boden sehr viel schwerer. Nun schlug Roars Stunde. Der Kruuk verschwand immer wieder in den Nebeln, und erst als er rief, folgten die Gefährten. Er erwies sich als wertvoller Spurensucher, und als es bereits wieder dunkler wurde, kam er aus der Düsternis zurück und grollte. Heftig streckte er seinen Arm immer wieder in eine bestimmte Richtung aus.
    Die Baummenschen hatten sich inzwischen an Ilfas Maske gewöhnt. Zwar bemerkte sie dann und wann noch ihre scheuen Blicke, doch mit jeder Stunde, die ohne Zwischenfall verging, schien ihre Furcht zu schwinden.
    »Was hast du gesehen, Roar?« fragte Cobor.
    Der Kruuk knurrte ihn an, als ob er sagen wollte: Sei leise!
    »Du hast sie gefunden?« flüsterte Cobor. »Die Mangokrieger und Mythor?«
    Roar nickte schnell und winkte wieder.
    Die Abenteurer zogen die Schwerter. Ilfa holte den Bogen vom Rücken und legte einen Pfeil an die Sehne. Leise und vorsichtig schlichen sie über das zerklüftete Gelände, auf dem nichts mehr wuchs, bis sie den Rand einer Schlucht erreichten. Sie spähten hinab und sahen die kalten Reiter unter den bogenförmigen Ästen von drei großen Mangobäumen, die in diese Einöde wie hingezaubert wirkten.
    »Dort ist Mythor«, flüsterte Zomfar. »Sie haben ihn auf eines der Pferde gefesselt. Aber wir kommen nicht an ihn heran. Sie bewachen ihn.«
    Drei kalte Reiter hatten sich um Mythor herum postiert. Fünf andere pflückten Herzfrüchte von den Mangobäumen und steckten sie sorgsam in tönerne Gefäße, die sie an Gurtschlaufen ihrer Reittiere hängten.
    »Jetzt steigen sie ab und rasten«, flüsterte Cobor. Er drehte den Kopf. »Das ist seltsam.«
    »Was?« fragte Ilfa. Ihr sehnlichster Wunsch hatte sich erfüllt: Mythor lebte! Aber die Gruppe dort unten bestand aus mindestens zwanzig kalten Reitern. Sie anzugreifen, hätte Selbstmord bedeutet.
    »Die Bäume«, sagte Cobor leise. »Dort hinten stehen ebenfalls Mangobäume mit Herzfrüchten. Die Früchte sind sogar noch größer und reifer als die dort unten. Warum nehmen die Krieger nicht sie?«
    Da meldete sich die Stimme der Jünglingsmaske:
    »Ich kenne den Grund, Ilfa. Manche Mangobäume sind von Spinnen befallen, die die Früchte durch ihr Gift zum Verfaulen bringen. Und da die Mangoreiter Herzen aus Mangofrüchten haben, verfaulen auch ihre Körper, wenn sie von den Spinnen gebissen werden. Bestimmt sind diese Bäume dort hinten vom Ungeziefer befallen und werden deshalb gemieden.«
    »So einfach soll das sein?« fragte Helmonds Tochter ungläubig. »Du meinst, wir brauchten nur einige dieser Spinnen zu sammeln und sie ins Lager der Krieger zu schmuggeln?«
    »Ich weiß es ganz sicher«, kam es von Mermer. »Aber seid vorsichtig! Die Spinnen sind handgroß, und ihr Gift ist auch für euch Menschen nicht ungefährlich.«
    Ilfa weihte die Gefährten ein, und noch bevor sie ganz zu Ende gesprochen hatte, waren Cobor und Roar schon unterwegs. Sie wagte kaum zu atmen, als sie sie in den Nebeln verschwinden und kurz darauf bei den befallenen Bäumen wiederauftauchen sah. Cobor setzt sein Leben in vollem Wissen aufs Spiel! Er will viel zuviel wiedergutmachen!
    Mit umwickelten Händen kam der Baumbewohner zurück. Seine Unterarme waren rot angelaufen. Er biß die Zähne zusammen und mußte große Schmerzen haben, doch in seinem Fellwams, das er sich ausgezogen und zusammengeschnürt hatte, brachte er zwei Dutzend der Spinnen.
    »Das sollte reichen«, knurrte er. »Das Wams ist lose gebunden. Jetzt paßt auf!«
    Schon zeigten sich schwarzbehaarte, häßliche Spinnenbeine, und einige der Tiere schoben sich zwischen den Falten des Wamses hervor. Cobor wartete keinen Atemzug zu lange, er warf das Bündel und sah zu, wie es mitten zwischen den Mangoreitern aufschlug und auseinanderfiel.
    Die Krieger sprangen auf, doch zu spät merkten sie, welches Geschenk ihnen da gemacht worden war. Alles Geschrei und jeder Versuch, sich in Sicherheit zu bringen, fruchteten nichts mehr. Die Spinnen quollen aus dem Wams und huschten an ihren Opfern hinauf.
    »Sie kriegen sie!«
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