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Wald der Masken

Wald der Masken

Titel: Wald der Masken
Autoren: Horst Hoffmann
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und Mythor…«
    Er sprach nicht aus, was alle dachten und Ilfa nicht wahrhaben wollte.
    »Wenn wir zusammengefunden haben, wird auch er uns finden«, redete sie sich wider besseres Wissen ein.
    Sie brachen auf, drei Menschen und ein Kruuk, vier von vormals dreizehn. Sie gingen mit gesenkten Köpfen. Spogars Schwert steckte in Roars breitem Hüftgürtel.
    Ein Ende des Waldes war auch nach Stunden noch nicht in Sicht.
*
    Geseds Geist lenkte Mythors Hand, seine Beine, seinen Kopf. Mythor sah wie durch Schleier, was um ihn herum geschah. Durch seine Ohren hörte er die Todesschreie der zornigen Reiter. Alles ging viel zu schnell, als daß er sich hätte wehren können. Als die Nebel vor seinen Augen verschwanden, lagen die Leichen der Mangokrieger neben ihren toten Pferden.
    Das habe ich nicht getan! dachte Mythor, entsetzt über die Grausamkeit, mit der der Aegyr gewütet hatte.
    »Natürlich nicht du«, sagte die Geisterstimme in ihm. »Dein Körper ist nur noch mein Werkzeug, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich auch deinen Geist daraus verdrängt habe. Versuche nicht noch einmal, dich zu wehren. Ich müßte sonst deine Hand gegen dein eigenes Fleisch führen.« Die Stimme lachte höhnisch. »Spürst du es?«
    Mythor wollte sich so leicht nicht geschlagen geben. Er versuchte alles, um seine Glieder wieder zu beherrschen, doch kein Finger ließ sich ohne Geseds Befehl mehr rühren.
    »Gib es auf, wenn du klug bist. Ich mußte zu lange warten, bis sich ein Narr in meine Nähe verirrte und ich ihn anlocken konnte. Oh, du warst vorsichtig, mein Freund. Sicher hättest du meine Maske nicht aufgesetzt, wenn ich dich nicht zu den Zornigen geführt hätte. Verstehst du? Selbst als ich noch nicht die volle Gewalt über dich besaß, war ich dir überlegen.«
    Schweig! dachte Mythor. Er setzte sich in Bewegung. Wohin? Er wollte es nicht, aber nichts vermochte den Aegyr davon abzuhalten, seinen Körper zu benutzen, als hätte sein Geist immer schon darin gewohnt. Du kannst nicht so stark sein, sonst wüßtest du meinen Geist sofort zu verdrängen. Also brauchst du ihn noch!
    Seine Hand hob sich und schlug ihm ins Gesicht.
    »Genügt dir dies als Antwort, Mythor? Ich habe zu lange gewartet, um dich jemals wieder freizugeben. Manche Aegyr mögen damit zufrieden sein, bis in alle Ewigkeit aus ihren Maskengefängnissen heraus auf eine Welt zu blicken, die dem Chaos anheimfällt. Mich aber dürstet es nach neuen Taten. Oh, du hast mir einen guten Körper geschenkt. Er wird mich in vielen Kämpfen bestehen lassen. Nun aber sträube dich nicht. Ich führe dich aus dem Wald, auf daß ich mich in den verfallenen Palästen der Aegyr mit Waffen ausrüste, die meiner würdig sind.« Wieder das Lachen. »Wie ist es? Soll ich versuchen, eine Magie zu wirken, die deinen Geist in eine Totenmaske überwechseln läßt?«
    Es war bitterer Hohn, und plötzlich wußte Mythor, was seine Träume bedeutet hatten. Ihn hatte er darin gesehen, Gesed te Ruuta, dessen Geist in der Gefangenschaft von der Gier nach einem neuen Körper zerfressen worden war.
    Konnte er überhaupt noch seine Gedanken vor Gesed verbergen?
    »Es wäre eine vergebliche Mühe und würde die Kraft kosten, die ich benötige«, sagte die Geisterstimme.
    Mythor mußte weitergehen. Offenbar kannte Gesed den Weg aus dem Wald heraus tatsächlich ganz genau. Es ging tiefer in das Dickicht hinein. Mythors Faust umklammerte eines der Schwerter, die den zornigen Reitern gehört hatten. Sie schlug eine Bresche in das Unterholz.
    Mythor wußte nicht mehr aus noch ein. Sollte er sich zurückhalten, bis Gesed ihn ins Freie geführt hatte, um dann erneut den Kampf aufzunehmen? Aber wuchs die Macht des Aegyr nicht mit jedem Atemzug über ihn?
    Atemzug!
    Mythor versuchte, sich nicht von dem Hohngelächter des Wahnsinnigen beeindrucken zu lassen, als er nach Möglichkeiten suchte, den Aegyr doch noch zu bezwingen. Er durfte ihn nicht zu dem Werkzeug machen, das sich am Ende vielleicht gegen die eigenen Gefährten richtete.
    Also schön, Gesed! Du weißt, was ich tun will! Aber kannst du es auch verhindern!
    Er hörte zu atmen auf. Was nützte dem Aegyr ein Körper, der zu sterben drohte?
    »Ich warne dich!«
    Mythor triumphierte fast. Er kämpfte gegen den Drang an, nach Luft zu schnappen. Gesed tobte in ihm. Er versuchte, ihn wieder zum Atmen zu bringen. Ein schrecklicher Druck legte sich auf Mythors Geist. Er sah schwarze Punkte vor den Augen und spürte, wie sein Körper schwer wurde und
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