Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
erreichen.«
    »Vielen Dank, wir werden darauf zurückkommen«, kündigte Morgenstern an und blieb stehen.
    Die drei Männer hatten sich inzwischen weit vom Hochsitz mit dem Leichnam entfernt und gingen nun schweigend zurück. Strahlend blau wölbte sich der Himmel über der Hochebene; das Herbstlaub leuchtete farbenprächtig. Es hätte ein wunderschöner Tag sein können, wenn nicht ein paar hundert Meter weiter vor ein paar Stunden ein Mensch brutal getötet worden wäre, dachte Morgenstern bitter. Kurz bevor sie den Toten erreicht hatten, fragte er: »Brauchen Sie in irgendeiner Form Beistand, Herr Schreiber?«
    »Beistand? Wie meinen Sie das?«
    »Äh, es gibt da seit einiger Zeit dieses Kriseninterventionsteam. Das sind Fachleute, die helfen, wenn jemand nach einem Unglücksfall psychische …« Schreibers Blick ließ Morgenstern verstummen. »War ja nur ein Angebot …«
    »Ich bin mit meinen Problemen immer schon alleine zurechtgekommen bin, und so werde ich das auch weiterhin handhaben. Dafür brauche ich keinen Seelenklempner.«
    Als sie sich getrennt hatten, sagte Hecht zu Morgenstern: »Mir scheint, Schreiber junior hat den Tod seines alten Herrn überraschend gut weggesteckt.«
    »Sieht ganz danach aus.« Morgenstern grinste ironisch. »Jäger weinen nicht.«
    »Doch«, widersprach Hecht. »Wenn man ihnen eine Gams wegschießt.«
    »Wir haben also einen toten Jäger, der sich in letzter Zeit beobachtet fühlte«, fasste Morgenstern zusammen, als sie im Auto saßen. »Und wir haben einen vagen Hinweis auf Wilderei. Das ist nicht viel, aber besser als nichts. Wie machen wir weiter?«
    »Wir sollten mit den Kollegen von der Eichstätter Inspektion reden, die kennen sich hier am besten aus«, schlug Hecht vor. »Wie heißt der Inspektionsleiter gleich wieder?«
    »Huber, Manfred Huber«, sagte Morgenstern. »Den kenne ich gut, wir spielen zusammen Volleyball, jeden Donnerstagabend hier in Eichstätt beim Polizeisportverein.«
    »Der soll mal sein Archiv bemühen«, meinte Hecht. »Wenn es hier Wilderei gibt oder gab, dann hat er den Überblick.«
    Sie fuhren an einem einsamen Forsthaus vorbei auf einer steilen, schmalen Straße hinab in die Stadt und auf der Bundesstraße bis zur Polizeiinspektion, die im äußersten Osten Eichstätts lag. Huber, den sie in seinem geräumigen Büro antrafen, war längst über den Tod des Jägers informiert. Er zeigte sich erleichtert, als er sah, dass Morgenstern und Hecht den Fall übernommen hatten.
    »Schön, dass sie dich geschickt haben, Mike. Ich kenne bei euch im Präsidium ein paar Typen, die ich nicht unbedingt in meinem Revier sehen will. Die wissen immer alles besser und halten uns hier draußen für einfältige Landgendarmen.«
    »Da musst du bei uns keine Sorge haben«, beteuerte Morgenstern. »Im Gegenteil: Wir brauchen dich und eure Kompetenz hier dringend. Was weißt du über Wilderei hier in der Gegend?«
    Huber stand von seinem Schreibtischsessel auf, ging zu einem Regal und holte einen Leitz-Ordner heraus. »Jagdfrevel« war mit dickem schwarzem Filzstift auf dessen Rücken geschrieben.
    »Ziemlich dünn, die Akte«, sagte Huber, nachdem er ein bisschen darin geblättert hatte. »Die meisten Fälle sind steinalt. 1973, das interessiert heute kein Schwein mehr.« Er hielt den beiden den Ordner hin.
    »Hasenjagd mit der Schlinge«, las Hecht und schaute sich interessiert ein Foto an, das auf die Seite geklebt worden war. »Widerlich! Schauen ja scheußlich aus, diese Hasenkadaver.«
    »Das war drüben im Anlautertal, bei Titting«, erklärte Huber.
    »Kannst du dich an eine Geschichte mit einer Gams erinnern? Eine Gams hier bei Eichstätt, die plötzlich verschwunden ist?«, fragte Morgenstern.
    »Vage. Das ist schon ein paar Jahre her. Soweit ich weiß, hat man nie herausgefunden, wer oder was dahintersteckte.« Huber blätterte in dem Ordner, fand aber nur eine kleine Notiz – die Anzeige, die Schreiber senior damals in der Inspektion gemacht hatte.
    »Der Sohn von Matthias Schreiber hat angedeutet, dass diese alte Geschichte seinen Vater lange beschäftigte«, meinte Hecht. »Dass er schließlich jemanden in Verdacht hatte. Und dass es nicht gut war, wenn man ihn sich zum Feind machte.«
    »Das habe ich auch schon läuten hören«, stimmte Huber zu.
    Hecht blieb hartnäckig. »Gibt es hier in der Gegend noch mehr Gerüchte über Wilderei? Es muss nicht gleich was Gerichtstaugliches sein.«
    »Ein paar Latrinenparolen würden uns fürs Erste schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher