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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012)
Autoren: Peter Temple
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er sein Kumpel in dem Holden, trinken Jim Beam, sind jetzt beide knülle und warten darauf, dass der arme Kerl eintrifft.«
    »Dann war’s also reine Zeitverschwendung«, stellte Villani fest.
    »Auf keinen Fall, Chef«, sagte die Frau. »Da treiben sich so viele Spinner rum. Wir haben den beiden Idioten einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Den Wagen lassen sie bis morgen stehen und nehmen ein Taxi nach Hause.«
    Villani parkte in der Auffahrt, nahm die Hintertür. Corin wartete, mit besorgter Miene. Er klärte sie auf.
    »Verzeih mir, Dad.«
    Er küsste sie auf die Stirn, sie streckte die Hand aus, rieb seinen Hinterkopf.
    »Ich verzeihe es dir nicht, wenn du mich mal nicht anrufst«, sagte er. »Meine Güte, ist das heiß.«
    Corin sagte: »Irgendwie glaubst du, kugelsicher zu sein, weil dein Dad ein Cop ist.«
    »Das bist du. War nur irgendein Auto auf der Straße.«
    »Stimmt. Blöde. Schon gegessen?«
    »In letzter Zeit nicht, nein.«
    »Bist du mit TKT einverstanden?«
    »TKT und Z. Ringe von Z.«
    »Falls eine Z da ist. Du raspelst den Käse.«
    Wie in alten Zeiten, Mädchen und Dad in der Küche, Seite an Seite, Villani bestrich Brot mit Butter, raspelte Käse, Corin schnitt eine Tomate in Scheiben, eine Zwiebel. Ohne ihn anzusehen, sagte sie: »Feuchte Haare.«
    Villani befühlte seine Haare. »Hab geduscht«, sagte er. »War ein langer Tag. Ein schweißtreibender Tag.«
    »Du duschst auf der Arbeit?«

    »Häufig. Der Leiter des Morddezernats muss sauber aussehen. «
    Corin sagte rasch: »Sam in meinem Seminar, der arbeitet im Schichtdienst in so ’nem Restaurant, und der sagt, du warst mit einer Frau da.«
    »Er kennt mich?«
    »Hat dich im Fernsehen gesehen.«
    »Eine kanadische Kriminologin«, sagte Villani. »Sie hat ein Stipendium bekommen, um über verschiedene Polizeibehörden des Commonwealth zu recherchieren. Ist besser, als sich im Büro interviewen zu lassen.«
    Eine komplizierte Lüge. Zu detailliert. Solche Flunkereien brachte man meist schon zu Fall, wenn man den Erzähler zehn Sekunden lang ansah.
    Corin ging zur Spüle.
    »Sam sagt, es war Anna Markham, die Frau aus dem Fernsehen. Es war nach Mitternacht.«
    »Eine Ähnlichkeit besteht«, sagte er. »Jetzt wo du’s erwähnst. «
    »Dad. Tu’s nicht.«
    »Was soll ich nicht tun?«
    »Mich anlügen. Ich bin kein Kind mehr.«
    »Hör zu, Kind«, sagte Villani. »Es war gar nichts.«
    »Was ist mit dir und Mum?«
    »Tja, ist schwierig, eine schwierige Phase.«
    »Liebst du sie nicht mehr?«
    Corin war einundzwanzig, da konnte man so eine Frage noch stellen.
    »Liebe bleibt nicht immer gleich«, sagte er. »Es gibt diese Liebe, und es gibt jene Liebe. Sie verändert sich.«
    In ihren Augen sah er, dass sie keinen blassen Schimmer hatte, was er meinte. »Egal«, sagte er. »Wo ist Lizzie?«
    »Sie wollte am Wochenende bei einer Freundin übernachten. «

    »Hast du sie heute schon gesehen?«
    »Gehört. Als ich ging, war sie im Bad. Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
    Villani wusste es nicht mehr genau. Schuldgefühle, immer diese Schuldgefühle. »Vor ein paar Tagen. Wo ist deine Mum zurzeit? Hab’s vergessen.«
    »In Cairns. Dreharbeiten.«
    »Hab nie begriffen, weshalb diese Leute ihren eigenen Caterer mitnehmen müssen. Wird in Cairns nicht gekocht? Essen die da oben nur frisches Obst?«
    »Ihr solltet mehr Zeit miteinander verbringen«, sagte Corin.
    Villani boxte spielerisch gegen ihren Arm. »Erst beendest du dein Jurastudium«, sagte er. »Dann machst du dein Diplom in Eheberatung.«
    Er aß seine Sandwichtoasts vor dem Fernseher und las The Age . Corin lag auf dem Sofa, Akten auf dem Boden, und machte sich Notizen. Er schlief ein, den Teller noch auf seinem Schoß, und schreckte hoch, als sie ihm den Teller wegnahm.
    »Geh ins Bett, Dad«, sagte sie. »Du musst mehr Schlaf kriegen. Schlaf, ordentliches Essen und Bewegung.«
    »Die heilige Dreieinigkeit«, sagte Villani. »Gute Nacht, mein Engel.«

B irkerts gesellte sich im Fahrstuhl zu ihm. »Kürzlich habe ich den Laienprediger der Kirche Jesu des Karrieristen ein paar Worte mit Mr. Kiely wechseln sehen«, sagte er. »Möglicherweise planen sie die Gründung einer mittäglichen Bibelgruppe. «
    »Weber bringt mir wenigstens ein wenig Respekt entgegen«, sagte Villani.
    »Wahrscheinlich betet er für dich«, sagte Birkerts. »Er könnte dir die Hand auflegen, was auch immer das heißen mag.«
    »Ich rate zu Gebeten«, sagte Villani. »Die Leute sollen beten, dass sie nicht für
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