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Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden

Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden

Titel: Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Integral Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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etwas geben wollen. Zwei Hungrige treffen hier aufeinander, zwei Bedürftige, ja zwei Bettler in der Hoffnung, der andere möge sie doch bitte satt machen. Dies ist den meisten nicht bewusst. Sie sagen zum anderen: »Ich liebe dich!«, aber sie meinen in Wirklichkeit: »Ich brauche dich! Ich will etwas von dir haben. Vielleicht bist du dieses Mal der Richtige, der mich satt machen kann. Und wenn du mir sagst, dass du mich liebst, dann habe ich wieder Hoffnung, diesmal wirklich satt zu werden. Bitte sage mir, dass du mich liebst. Sag es mir bitte oft, damit ich es wirklich glauben kann.«
    Beziehungen, die in den ersten zwei Jahrzehnten des Erwachsenenlebens eingegangen werden, sind daher in fast allen Fällen zunächst einmal Notgemeinschaften zweier Menschen, die es aus Sehnsucht und Hunger nach Liebe zueinandergetrieben hat. Aus dieser Notgemeinschaft wird dann bald eine Handelsgesellschaft mit einem stillschweigenden  – oder in der Ehe einem schriftlichen – Vertrag, der kurz gefasst lautet: »Wenn du mir versprichst, mir das zu
geben, was ich brauche, verspreche ich, dir das zu geben, was du brauchst.« Das heißt: »Wenn du mich liebst, dann liebe ich dich auch. Wenn du nett zu mir bist, dann will ich auch versuchen, nett zu dir zu sein.« Ich nenne diese Gesellschaft gern »GGBB« (Gesellschaft zur gegenseitigen Befriedigung von Bedürfnissen). In einer weniger verdächtigen Form heißt dies: »Eine Beziehung ist ein Geben und Nehmen.« Dieser Satz wird fast ausschließlich von Menschen zitiert, die das Gefühl haben, in ihrer Beziehung zu kurz gekommen zu sein. Von Menschen, die sich innerlich satt und glücklich fühlen, die gerne aus ihrer Fülle heraus geben und sie mit anderen teilen wollen, kommt dieser Satz nicht. Anstatt zu nehmen, empfangen diese, indem sie geben.
    Aufgrund unserer vielen Beziehungserfahrungen wissen wir mittlerweile, dass die beiden hungrigen Kinder nie satt werden. Wenn sich zwei Bettler gegenseitig in die Tasche greifen, werden sie erstaunt feststellen, dass der andere auch nichts in der Tasche hat, wie Osho, der größte Liebeslehrer des letzten Jahrhunderts, es so schön formuliert hat. Zwei Hungrige können einander nicht satt machen, denn sie haben sich nichts zu geben. Die natürliche Folge dieses Irrtums, dieser Täuschung lautet: Ent-Täuschung, Frust, Wut und meist Trennung und viele erneute Versuche der gleichen Art.
    Merkwürdig, wie lange wir brauchen, um aus diesem Teufelskreis auszusteigen und zu begreifen, dass wir auf diesem Weg nicht glücklich werden können. Die meisten haben es bis heute nicht gelernt, und ich hoffe, dass viele Menschen bald aufhören, sich diese schmerzhaften Blessuren zu holen.
    Das Kind in uns hasst sich selbst
    Für das Glück in der Zweierbeziehung erschwerend kommt hinzu, dass die Kinder, die sich hier in den Erwachsenen begegnen, nicht nur nach Liebe und Geborgenheit hungern, sondern sich darüber hinaus selbst auf das Tiefste verurteilen, niedermachen und hassen. Auch wenn manch einer dies heute noch für übertrieben halten mag, eines Tages wird es jeder erkennen: Tief in uns hassen wir uns selbst. Wir liegen im Krieg mit uns selbst. Wie kamen wir zu diesem Selbsthass?
    Ein Kind kommt auf die Welt und erfährt durch seine Umwelt täglich Zuwendung mit der Auflage von Bedingungen, die es zu erfüllen hat – das heißt Liebe, die an Wünsche, Erwartungen und Forderungen geknüpft ist und immer wieder vorenthalten, also nicht gegeben wird, solange eben diese Erwartungen und Forderungen nicht erfüllt sind. Muss dieses Kind daraus keine Rückschlüsse über sich selbst und seinen Wert ziehen? Ein Kind, das nicht um seiner selbst willen geliebt wird, also mit allem, was es zeigt und ist, muss zu der Schlussfolgerung gelangen: »Mit mir stimmt etwas nicht! Ich bin nicht in Ordnung, sonst würden die Erwachsenen mich anders behandeln! Ich bin nicht liebenswert! Ich bin schlecht und muss mich anstrengen, um besser zu werden. Ich bin schuld, dass es meinen Eltern schlecht geht bzw. daran, dass sie so viel Ärger und Arbeit haben. Ich bin eine Belastung. Ich bin zu viel. Es wäre besser, wenn ich nicht da wäre, wenn ich nicht geboren worden wäre.«
    Gedanken wie diese, welche auch die meisten, mittlerweile erwachsenen Kinder über sich haben, ohne dass sie es preisgeben würden, führen dazu, dass sie sich tief innen selbst hassen. Dieser Selbsthass ist so unerträglich und
schmerzhaft, dass das Kind ihn verdrängen und gleichzeitig

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