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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key
Autoren: Stephen King
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doch. Du erstellst einen Gesamtabschluss, damit wir eine Zahl haben, mit der wir arbeiten können. Dann teilen wir die Beute in vier gleich große Teile. Sie bekommt drei - fünfundsiebzig Prozent - für sich und die Mädchen. Ich nehme den Rest. Die Scheidung selbst... he, in Minnesota kann man sich einvernehmlich scheiden lassen, sie und ich können nach dem Lunch zu Borders gehen und zwei Exemplare von Scheidung für Dummies kaufen.«
    Er wirkte verblüfft. »Gibt’s so ein Buch wirklich?«
    »Habe ich mich bisher noch nicht nach erkundigt, aber wenn nicht, fresse ich ein Wesen.«
    »Ich glaube, es heißt: ›Ich fresse einen Besen.‹«
    »Habe ich das nicht gesagt?«
    »Schon gut, Eddie, aber nach einer solchen Teilung ist der Nachlass futsch.«
    »Das geht mir am Arsch vorbei. Mir liegt weiterhin an der Firma, und der Firma geht’s gut, sie ist intakt und wird von Leuten geführt, die ihr Geschäft verstehen. Was den Nachlass betrifft, schlage ich nur vor, auf den Egotrip zu verzichten, der meistens nur dafür sorgt, dass die Anwälte kräftig absahnen. Für alle ist reichlich da, wenn wir vernünftig sind.«
    Er trank sein Bier aus, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. »Manchmal frage ich mich, ob du noch derselbe Mann bist, für den ich früher gearbeitet habe«, sagte er.
    »Dieser Mann ist in seinem Pick-up gestorben«, erwiderte ich.
     
     
     
     
     
     
    VII Pam nahm das Angebot an, und ich glaube, sie hätte stattdessen auch wieder mich genommen, wenn ich es ihr angeboten hätte - das schloss ich aus dem Ausdruck, der wie ein durch Wolken fallender Sonnenstrahl auf ihrem Gesicht erschien und wieder verschwand, als wir beim Lunch saßen, um die Einzelheiten zu besprechen -, aber ich bot es nicht an. Ich war in Gedanken in Florida, diesem Zufluchtsort der frisch Verheirateten und fast schon Toten. Und ich denke, im Innersten wusste auch Pam, dass dies die beste Lösung war - sie wusste, dass der Mann, der aus seinem demolierten Dodge Ram gezogen worden war, mit seinem stählernen Schutzhelm um die Ohren, zerdrückt wie eine Katzenfutterdose, nicht mehr der Kerl war, der ihn zuvor bestiegen hatte. Mein Leben mit Pam und den Mädchen und dem Bauunternehmen war vorüber; es gab keine weiteren Räume mehr zu erforschen. Es gab jedoch Türen. Die mit der Aufschrift SELBSTMORD war im Augenblick eine schlechte Option, wie Dr. Kamen mir auseinandergesetzt hatte. Also blieb noch die andere, auf der DUMA KEY stand.
    Aber bevor ich durch diese Tür schlüpfte, passierte noch etwas in meinem anderen Leben. Nämlich die Sache mit Monica Goldsteins Jack-Russell-Terrier Gandalf.
     
     
     
     
     
     
    VIII Falls Sie sich mein Genesungsheim als ein Landhaus mit Seezugang vorgestellt haben, das in den nördlichen Wäldern am Ende einer selten befahrenen unbefestigten Straße herrlich einsam steht, sollten Sie noch mal darüber nachdenken - es geht hier um eine simple Vorortgegend. Unser Haus am See stand am Ende der Aster Lane, einer befestigten Straße, die von der East Hoyt Avenue ans Wasser hinunterführt. Unsere nächsten Nachbarn waren die Goldsteins.
    Mitte Oktober befolgte ich endlich Kathi Greens Rat und begann Spaziergänge zu machen. Das waren nicht die Großen Strandwanderungen, die ich später machte, und ich kam selbst von diesen kurzen Trips nie zurück, ohne dass meine kranke Hüfte um Gnade flehte (und mehr als einmal mit Tränen in den Augen), aber das waren Schritte in die richtige Richtung. Ich war auf dem Rückweg von einem dieser Spaziergänge, als Mrs. Fevereau Monicas Hund anfuhr.
    Ich hatte drei Viertel meines Heimwegs zurückgelegt, als die Fevereau in ihrem lächerlichen senfgelben Hummer an mir vorbeifuhr. Sie hatte wie immer ihr Mobiltelefon in einer Hand und eine Zigarette in der anderen; wie immer fuhr sie zu schnell. Ich achtete kaum auf sie und sah erst recht nicht, wie Gandalf vor ihr über die Fahrbahn schoss und nur Augen für Monica hatte, die auf der gegenüberliegenden Seite in voller Pfadfinderuniform die Straße entlangkam. Ich konzentrierte mich auf meine wieder zusammengeflickte Hüfte. Wie immer gegen Ende meiner kurzen Spaziergänge fühlte dieses sogenannte medizinische Wunder sich an, als wäre es mit ungefähr zehntausend winzigen Glassplittern gespickt.
    Dann kreischten die Reifen, und in dieses Geräusch mischte sich der Aufschrei eines kleinen Mädchens: »GANDALF, NEIN!«
    Einen Augenblick lang hatte ich ein unirdisch klares Bild davon, wie der Kran, der mich
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