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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern
Autoren: Elizabeth Moon
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bewegen…
    Endlich war es geschafft, und die letzte gelbe Linie führte sie zum Empfangsschalter zurück, wo ihre Reisetasche auf sie wartete, zusammen mit einer Hand voll ID-Schilder, die sie 20
    tragen musste, um die Einrichtungen zu betreten, die ihr jetzt offen standen.
    »Zu den Unterkünften und dem Kasino der Subalternoffiziere hier entlang, Sir«, sagte der Sergeant und salutierte forsch, nachdem er sie hindurchgewinkt hatte. Esmay erwiderte den Gruß und nahm den angewiesenen Weg. Sie hatte Kurse in
    Kommandoausbildung versäumt, als sie sich für die technische Laufbahn entschied, und musste das Versäumte jetzt nachholen
    – noch mehr Schule also! Ihre eigene Schuld, wie sie sich erinnerte, und doch wiederum nichts, worüber sie groß
    nachdenken wollte. Ihr Altiplano-Gewissen zeigte sich besorgt über die Schnelligkeit, mit der ihre umgeschulten Neuronen diese kurzfristigen Gewissensbisse verdrängten, und sie lachte es in Gedanken aus. Ihr Altiplano-Gewissen konnte ebenso wie ihre Altiplano-Familie dort bleiben, wo es hingehörte … auf Altiplano.
    Sie trug sich in den Offiziersunterkünften und der
    Offiziersmesse ein, wobei sie jedesmal ihre Zutrittsschilder vorwies, und nahm dann einen Dienstplan und einen
    Unterrichtsplan zur Hand. Sie warf ihre Sachen in 235-H, ein anonymes Kämmerchen in einer Reihe anonymer Kämmerchen, und ging zur Offiziersmesse. Auch wenn jetzt nicht Essenszeit für die Kursteilnehmer war, hielt man dort sicher etwas für Offiziere bereit, die aus anderen Zeitzonen eintrafen.
    Der Speiseraum war fast leer; als Esmay eintrat, steckte ein Messesteward den Kopf aus der Küche und kam dann auf sie zu.
    »Lieutenant?«
    »Ich bin gerade angekommen«, sagte Esmay. »Unser Schiff war auf…«
    21
    »Flottenstandard. Ich verstehe, Lieutenant … Sie warten schon lange auf das… Mittagessen, nicht wahr? Möchten Sie eine komplette Mahlzeit oder nur eine Kleinigkeit?«
    »Nur eine Kleinigkeit.« So passte sie sich schneller an den Tagesrhythmus des Planeten an, auch wenn sie sich zur Zeit hohler fühlte als ein neu gebauter Schiffsrumpf.
    Der Steward brachte sie an einem Tisch unter, der in diskreter Distanz zu den beiden schon besetzten Tischen stand, und ging, um ihr das Essen zu holen. Esmay blickte beiläufig zu den anderen hinüber und fragte sich, ob sie wohl zu ihrer Klasse gehörten. Eine junge Frau in Arbeitsuniform ohne
    Rangabzeichen, das lockige blonde Haar kurz geschnitten, saß über etwas gebeugt, das nach einem Suppenteller aussah. Neben ihr saß ein älterer Mann in der Uniform eines Lieutenant Commanders und erklärte wohl gerade, nach seiner Haltung zu urteilen, was in irgendeinem Punkt Sache war.
    Esmay wandte den Blick ab. Ungewöhnlich, jemanden durch die Mangel zu drehen, der gerade aß, aber es wäre unhöflich gewesen, das laut zu sagen. Waren das womöglich Vater und Tochter? Am anderen Tisch saßen drei junge Männer in
    Trainingsanzügen, die, wie Esmay feststellte, sie betrachteten.
    Sie erwiderte ihren Blick kühl, und sie wandten sich ab – nicht so, als wären sie verlegen, sondern eher mit einem Ausdruck, als hätten sie alles gesehen, was sie wollten. Die Augen dieser Männer wanderten gleichmäßig durch den Raum, und sie
    ignorierten dabei das Durcheinander aus Tellern und Tassen vor ihnen.
    Der Steward brachte ein Tablett mit Sandwiches, Gebäck und rohen Gemüsestückchen, die in einem Fächermuster ausgelegt waren. Esmay verspeiste ein Sandwich mit dünn geschnittenem 22
    Cattleope, bestrichen mit Meerrettichsauce, sowie mehrere Karotten; sie überlegte sich gerade, ob sie eines der gerollten Gebäckstückchen nachschieben sollte, die so köstlich nach Zimt und heißem Apfel dufteten, als die blonde Frau explodierte.
    »Ich werde nicht aufhören!«, sagte sie laut genug, dass Esmay es unmöglich überhören konnte. Die Frau saß jetzt aufrecht und war ein wenig rot geworden. Dadurch entdeckte Esmay die unregelmäßigen Flecken frisch verheilten Gewebes
    … sie hatte in einem Regenerationstank gesteckt, um
    Verletzungen am Gesicht auszukurieren sowie an – Esmay
    konnte sich nicht verkneifen hinzusehen – Händen und Armen.
    Mit einem warnenden Blick auf Esmay knurrte der Mann
    etwas, das sie nicht verstand.
    »Nein!«, erwiderte die Blonde. »Es ist etwas anderes - etwas Wichtiges. Ich weiß…« Dann drehte auch sie sich um,
    begegnete Esmays Blick und wurde still.
    Irgendein Instinkt bewegte Esmay, nicht einfach den Blick zu senken,
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