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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern
Autoren: Elizabeth Moon
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tüchtiger; angesichts seiner Sorge fühlte sie sich geliebt. Dabei 17
    war ihr nach wie vor unbehaglich zumute: Sie hatte nie wirklich über Liebe nachgedacht, darüber, dass jemand sie liebte, und sie konnte kaum glauben, dass es passiert war oder dass es Bestand haben könnte. Aber immer noch spürte sie seine Hände auf ihrem Gesicht… Sie kämpfte sich von dieser Erinnerung frei und zwang sich, an das zu denken, was als Nächstes kam.
    Sie warf erneut einen Blick auf die Raumkampfszene und
    konnte nicht umhin, den Kopf zu schütteln.
    »Schauerlich, nicht wahr, Sir?«, fragte der Sergeant an der ersten Sicherheitsstation. »Angeblich sehr alt und wertvoll, aber eigentlich – sieht es so aus, als hätte es ein nur halb talentierter Amateur geschaffen.«
    »Wahrscheinlich hat man nur so jemanden kriegen können«, antwortete Esmay lächelnd. Sie legte ihre Befehle und ihre Identifikation vor.
    »Lieutenant, die neuen Bestimmungen verlangen eine
    vollmedizinische ID-Prüfung, ehe Sie Stationsschilder erhalten.
    Wenn Sie der gelben Linie zum nächsten Posten folgen, wird man dort anfangen.«
    Die Sicherheitsvorkehrungen waren überall im Raum der
    Familias verstärkt worden, die natürliche Folge all dessen, was im zurückliegenden Vierteljahr geschehen war. Trotzdem hatte Esmay nicht mit dem gerechnet, was man hier an Bestätigungen verlangte – auf einer Ausbildungsbasis, die man nur über eine von der Flotte kontrollierte Orbitalstation erreichen konnte. Wie sollten Eindringlinge es bis hierher schaffen?
    Eine Stunde später wartete sie vor einer weiteren Kontrollstelle des Sicherheitsdienstes. Das war ja lachhaft! Wie lange dauerte es, eine Netzhautprüfung vorzunehmen, ja sogar einen 18
    vollen Neuroscan? Esmay knurrte der Magen, was sie daran erinnerte, dass sie gegen eine der Leitregeln des militärischen Lebens verstoßen hatte: Iss, wann immer du eine Gelegenheit findest. Sie hätte sich einen Imbiss schnappen können, ehe sie von Bord des Transporters ging, aber (wie ihr Gedächtnis spöttisch erklärte) der Weg hinunter nach Copper Mountain hätte nur ein paar Stunden dauern sollen.
    Endlich ging es hinein zur Netzhautkontrolle. »Folgen Sie einfach der gelben Linie, Lieutenant…«, sagte die Stimme hinter dem Schirm.
    »Aber können Sie nicht einfach …«
    »Folgen Sie der gelben Linie.«
    Diese führte erneut zu einer Bank, wo sie saß, bis man ihren Namen aufrief. Vor ihr wartete eine ganze Korporalschaft neuroverstärkter Kampftruppen … von denen Esmay schon
    gehört, die sie aber noch nie aus der Nähe gesehen hatte. Sie sahen aus wie jeder andere auch, der mit doppelt so viel Muskeln bepackt war und nur halb so viel Fett wie der Rest der Welt hatte. Sie hatten miteinander geplaudert, wurden aber still, als Esmay zur Bank vortrat. Sie kam sich neben diesen Leuten zerbrechlich vor.
    »Entschuldigen Sie, Lieutenant…« Esmay blickte auf und
    stellte fest, dass sie sich neu gruppiert hatten, sodass jetzt eine der Frauen direkt neben ihr saß.
    »Ja?«
    »Sind Sie der Lieutenant Suiza, der auf der Despite und der Koskiuskov war ?«
    Esmay nickte.
    19
    »Lieutenant, ich freue mich wirklich, Sie kennen zu lernen.
    Ich … wir haben uns schon immer gefragt, wie es ist, wenn man die Überlichtfahrt von außerhalb des Schiffes erlebt. Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns davon zu erzählen? Man hat uns gesagt, es würde noch weitere sechs Monate dauern, bis die Infosims herauskommen.«
    »Es ist… wirklich seltsam«, sagte Esmay. »Zuerst verschwinden die Sterne…« Sie brach ab, als sie aufgerufen wurde.
    »Falls wir Sie jetzt nicht drannehmen, sitzen Sie noch
    stundenlang hier«, sagte der Sekretär. »Bei diesen Neuroverstärkten dauert es ewig.«
    Esmay spürte, wie eine Woge kalter Abneigung von den
    Soldaten aufstieg, und hoffte, dass sie dem Sekretär galt und nicht ihr. »Entschuldigen Sie«, sagte sie zu ihnen.
    »Natürlich, Lieutenant«, sagte die Frau, die ihr die Frage gestellt hatte. Sie hatte grüne Augen, die in ihrem dunklen Gesicht überraschten. Dann blickte sie an Esmay vorbei auf den Sekretär, und Esmay war nicht erstaunt zu registrieren, dass diesem der Atem stockte.
    Einen kompletten Neuroscan hatte sie seit der Akademie
    nicht mehr erlebt, und es war noch immer so langweilig wie eh und je, im dunklen Schlund der Maschine festzusitzen und den Anweisungen zu folgen: Denken Sie an dieses, an jenes, oder stellen Sie sich vor, Sie würden den linken kleinen Finger
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