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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern
Autoren: Elizabeth Moon
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hinausging, um dort Posten zu beziehen. Als wäre sie eine Gefangene. Als wäre sie ein unartiges Kind. Als wäre es ihre Schuld, dass jemand auf sie geschossen hatte.
    Ihr Vater hatte es wieder mal geschafft. Es wäre ihr prima gegangen, hätte er sich nur irgendwo anders aufgehalten, hätte sie nur die Zeit gehabt, wieder gesund zu werden, ehe er auftauchte. Aber nein! Er musste ja hierher kommen, immer noch unsicher darüber, ob sie so was wie diese Ausbildung machen sollte, um sie vor lauter Profis in Verlegenheit zu bringen…
    Vor Esmay Suiza.
    Sie drehte sich um, nahm die Fernbedienung zur Hand,
    schaltete den Würfelleser ein und ging das Auswahlmenü durch, bis sie gefunden hatte, was sie suchte.
    Damals bei Xavier, während Brun betrunken und nicht
    einsatzfähig war (wie ihr Vater mehr als einmal geäußert hatte), hatte Esmay Suiza den Verrat ihrer Kommandantin überlebt und die sich anschließende Meuterei, um dann allen – einschließlich Brun – die Haut zu retten, indem sie das feindliche Flaggschiff 35
    wegpustete. Brun hatte anschließend das Kriegsgerichtsverfahren gegen die Besatzung der Despite in den Nachrichten verfolgt; dabei fragte sie sich in einem fort, wie diese ruhige junge Frau mit dem ungebärdigen Haar das alles geschafft hatte.
    Sie sah gar nicht nach etwas Besonderem aus – aber etwas an ihrem Gesicht, an diesen Augen, die nie unsicher wurden, packte Brun.
    Und dann wurde dieselbe junge Frau erneut zur Heldin, in einem Abenteuer, das aus einer Abenteuerwürfelserie zu
    stammen schien … Sie hing während der Überlichtfahrt an der Außenseite eines Schiffes und überlebte; sie besiegte einen weiteren Feind. Wieder mal füllte ihr Gesicht die
    Nachrichtendisplays, und erneut malte sich Brun aus, wie es wäre, ihr zu begegnen … mit ihr zu reden … ihre Freundin zu werden – was, da war sie überzeugt, durchaus geschehen
    konnte.
    Als sie erfuhr, dass Esmay Suiza hierher kommen würde –
    nach Copper Mountain –, dass sie vielleicht sogar dieselbe Klasse besuchen würde, da war Brun so sicher gewesen, dass sich ihre kühnsten Hoffnungen erfüllten. Hier hatte sie endlich die Frau, die ihr helfen konnte, so zu werden wie sie, ihre unkooperativen früheren Erfahrungen zu dem Selbst zu
    kombinieren, das Brun entwickeln wollte.
    Und jetzt hatte der eigene Vater das ruiniert! Er hatte Suiza als Profi behandelt, als jeden Respekts würdig; und er hatte deutlich gemacht, dass er Brun lediglich für ein dickköpfiges Kind hielt. Was würde Esmay Suiza jetzt denken – was konnte sie denken, nachdem der Sprecher des Großen Rates, Bruns eigener Vater, seine Tochter so präsentiert hatte? Jetzt war 36
    unmöglich, dass Suiza sie noch als kompetente Erwachsene betrachtete.
    Brun war nicht bereit, das hinzunehmen. Sie würde sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen! Sie musste eine Möglichkeit finden, Suiza zu überzeugen, dass sie mehr war als ein alberner Wuschelkopf. Bei Wuschelkopf musste sie an Suizas Haare denken, die sicherlich mehr Aufmerksamkeit gebrauchen
    könnten … Vielleicht erwies sich Suiza zunächst von Mädchen zu Mädchen als zugänglich, was Brun anschließend Gelegenheit gab, weitergehende Fähigkeiten zu beweisen…
    *
    Zur nächsten Hauptmahlzeit, wenige Stunden später, kehrte Esmay ins Kasino zurück und setzte sich an einen mit Jigs und Lieutenants besetzten Tisch, die alle einen Tag früher
    eingetroffen waren. Ein paar Gesichter kannte sie schon von der Akademie her, aber sie hatte bislang mit keinem davon
    zusammen gedient. Die Leute kannten allerdings ihre kürzlichen Abenteuer und waren erpicht darauf, darüber zu diskutieren.
    »Wie ist es, ein Kaperschiff der Bluthorde zu fliegen?«, fragte Vericour, ein weiterer Lieutenant. In den sechs Jahren, seit sie gemeinsam den Abschluss gemacht hatten, hatte er mehrere Kilos zugelegt und zeigte inzwischen einen adretten roten Schnurrbart.
    »Es macht Spaß«, sagte Esmay, die sehr wohl wusste, welche Antwort erwartet wurde. »Geht ab wie Schmidts Katze, selbst wenn man die Sicherheitsspielräume nicht überschreitet.«
    37
    »Schilde?«
    »Keine nennenswerten. Aber die Waffenbestückung ist für die Größe erstaunlich. Der Innenraum wird vorwiegend von den Waffen beansprucht und bietet nur wenig Platz für die
    Besatzung.«
    »Sie müssen miese Schützen sein, wenn sie dich verfehlt haben …«
    »Sie haben zunächst gar nicht geschossen«, entgegnete
    Esmay. »Schließlich saß ich in ihrem Schiff. Sie
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