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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern
Autoren: Elizabeth Moon
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begriffen hatte …
    »Ich hatte es mir mal gewünscht«, antwortete Brun und
    musterte dabei ihren Vater. »Jetzt – bin ich mir nicht mehr sicher.«
    »Sie möchte nicht gezwungen sein, irgendwann mit
    langweiligen Pflichten festzusitzen«, erklärte Thornbuckle. Brun wurde rot.
    »Das ist es nicht!«
    »Nein? Als Kommandantin Serrano darauf hinwies, wie viel Zeit sie auf langweilige Routine verwendet, hast du gesagt, dir gefiele diese Aussicht nicht besonders.«
    »Das tut sie auch nicht, aber es ist Teil jedes Lebens. Ich begreife das, genauso, wie ich begreife, dass der aufregende Teil gefährlich ist. Du denkst anscheinend …«
    Esmay mischte sich erneut ein, des eigenen Seelenfriedens ebenso zuliebe wie der Hoffnung, hilfreiche Informationen zu erhalten. »Vielleicht sagen Sie mir, wie ich Ihrer Meinung nach helfen kann?«
    »Sie braucht einen …« Thornbuckle legte eine Pause ein, und Esmay war sicher, dass er an das Wort Aufpasser dachte. » …
    Mentor«, fuhr er stattdessen fort. »Falls sie hier zu bleiben gedenkt, muss ich einfach wissen, dass jemand von…« Eine 32
    weitere Pause, in deren Verlauf Esmay die unausgesprochenen, wieder verworfenen Möglichkeiten fast hören konnte: ihrem gesellschaftlichen Stand, ihrem Rang, ihrer Art, ihren Fähigkeiten … »Dass jemand, den sie vielleicht respektiert und auf den sie hört, in ihrer Nähe ist. Sie hat viel von Ihren Abenteuern geschwatzt…«
    »Ich schwatze nicht«, presste Brun zwischen den Zähnen
    hervor.
    »Also dachte ich mir, dass Sie vielleicht…«
    »Sie hat hier eigene Aufgaben«, wandte Brun ein. »Und da sind schließlich noch die … Wachleute.« In die Lücke gehörte irgendein Beiname, und Esmay war froh, dass die Wachleute ihn nicht zu hören bekommen hatten.
    »Möchtest du mir damit sagen, dass du jetzt die
    Sicherheitsmaßnahmen akzeptieren wirst, über die wir gesprochen haben?«
    »Ehe wir Lieutenant Suiza zur Last fallen, ja.« Brun bedachte Esmay mit einem herausfordernden Blick.
    »Sie wird mit den eigenen Kursen beschäftigt sein; man gibt hier Offizieren nicht dienstfrei, damit sie Gouvernanten für reiche Mädchen spielen.«
    Esmay folgerte daraus, dass es weniger um ihre eigenen
    Interessen ging als um Bruns Entschlossenheit, sich keine Gouvernante zuzulegen.
    Thornbuckle blickte von einer zur anderen. »Ich habe schon führende Staatsminister erlebt, die kooperativer waren«, sagte er. »Was immer wir mit deinen Genen gemacht haben, Brun, es wird nicht noch mal geschehen.«
    33
    »Ich hatte nicht darum gebeten«, sagte Brun. Wieder spürte Esmay, dass ein alter Streit unter der Oberfläche lauerte.
    »Nein, aber das Leben gibt einem eine Menge, worum man
    nicht gebeten hat. Nun, falls du mir jetzt versprichst, mit dem neuen Sicherheitskonzept zu kooperieren…«
    »In Ordnung«, sagte Brun, und es klang nicht ganz
    verdrießlich. »Ich mache mit.«
    »Dann, Lieutenant Suiza, tut es mir sehr Leid, dass wir Ihre Zeit verschwendet haben. Und ich muss Ihnen noch einmal für das danken, was Sie kürzlich geleistet haben; Sie haben Ihre darauf erfolgte Auszeichnung wohlverdient.« Er deutete mit dem Kopf auf das neue Ordensband an ihrer Uniform.
    »Danke«, sagte Esmay und fragte sich, ob sie jetzt einfach gehen und vergessen sollte, dass dieses Gesprächje
    stattgefunden hatte. Sie wandte sich an Brun und stellte überrascht einen fast wehmütigen Ausdruck in deren Gesicht fest. »Falls wir in derselben Klasse landen, teile ich gern Unterlagen mit Ihnen. Es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen.«
    Brun nickte; Esmay stand auf, dem Beispiel Thornbuckles folgend, der sie dann zur Tür begleitete. »Offiziell heiße ich weiterhin Smith«, sagte er.
    »Das verstehe ich, Sir.« Sie verstand mehr, als ihr lieb war oder als er vermutete. Sie war froh, in die eigene Unterkunft zurückkehren zu können, wo sie Gelegenheit hatte, sich in aller Zurückgezogenheit mit den Erinnerungen an den eigenen Vater zu befassen. Sie fand dort einen Haufen Lernwürfel im
    Ausgabekasten vor und stapelte sie im Aufnahmebehälter des Lesegeräts. Einige wirkten viel verheißungsvoller als andere; 34
    Menschenführung für Subalternoffiziere ergab Sinn, aber warum sollte sie Administrative Verfahren für junge Offiziere lesen?
    Mit Verwaltung hatte sie nichts im Sinn.
    *
    Brun rollte sich in ihrer Koje zusammen, zugedeckt mit einem ausgesprochen vorschriftswidrigen Afghan, und gab vor, ein Nickerchen zu machen, bis das Sicherheitskommando wieder
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