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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel
Autoren: Ambler
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konnte das nur eines bedeuten: Der Stützpunkt bei Awang war ein Waffenlager der Partisanen.
    Er beendete seine Arbeit, schloß das Büro ab und ging langsam über den Hof zu seinem Haus zurück. Es war eine warme, feuchte Nacht. Er. zog Hemd und Khakishorts aus, wusch sich sorgfältig von Kopf bis Fuß und zog dann einen Dhoti an. In einem eisernen Kochtopf stand Linsensuppe bereit. Er steckte den Ölbrenner an, stellte den Topf darauf, setzte sich hin und wartete. Was ihn beunruhigt hatte, war eigentlich nicht so sehr der Inhalt seiner Gedanken gewesen, sondern vielmehr die Art und Weise, wie sie ihm gekommen waren. Girija hielt sich weder für grundehrlich noch für sonderlich unehrlich, für unbestechlich oder korrupt, für gesetzestreu oder pflichtvergessen. Seine Vorstellung von sich selbst ließ sich nicht in derartige Begriffe pressen. Bisher hatte er noch jede seiner Schwierigkeiten dadurch meistern können, daß er sie als eine einfache Frage der Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten auffaßte. Entscheidung A wäre klug (vorteilhaft). Entscheidung B töricht (unvorteilhaft). Es war eine beunruhigende Entdeckung gewesen, daß er sich in Gedanken eifrig mit der Möglichkeit befassen konnte, ein schweres Verbrechen zu begehen, und sich dabei erst reichlich spät – und angewidert – des dornigen Tugendpfades entsann.
    Denn um ein schweres Verbrechen würde es sich zweifellos handeln.
    Er hatte von den versteckten Waffenlagern gehört. Man wußte, daß die Waffen von berufsmäßigen Schmugglern hereingebracht wurden, die von jenseits der thailändischen Grenze operierten und andere Wege benutzten als die Partisanen. Eine Anzahl derartiger Lieferungen war abgefangen worden. Aber es wurde allgemein angenommen, daß eine weitaus größere Anzahl jedesmal durchkam. Terroristen, die man weit im Süden, in der Gegend von Kuala Lumpur, gefangengenommen hatte, waren im Besitz ansehnlicher Mengen von Waffen, Munition und Handgranaten gewesen, vom gleichen Muster wie die im Norden erbeuteten. Man sagte, es gebe in ganz Malaya nicht genug Truppen, um die Grenze nach Thailand wirksam abzuschirmen.
    Kurz bevor das Beerdigungskommando an jenem Vormittag seine Arbeit beendet hatte, waren der malaiische Sergeant und vier weitere Soldaten eingetroffen. Sie trugen Bambusstangen, an denen Kisten hingen. Die Munition und die Granaten wurden in die Kisten gepackt und zur Plantage geschafft. Während sie die Maschinenpistolen einsammelten, hatte Girija dem Sergeanten eine Frage gestellt.
    Der Sergeant hatte auf die Maschinenpistole, die er in seinen Händen hielt, hinuntergeblickt und die Achseln gezuckt. »Woher soll ich wissen, was sie kosten?«
    »Aber wissen Sie denn nicht, wieviel Ihre eigene kostet, Sergeant? Nehmen wir an, einer von Ihren Leuten hätte eine verloren.«
    »Er käme vors Kriegsgericht.«
    »Aber sicherlich würde man ihm doch den Sold kürzen?«
    »O ja. Um zweihundert Dollar vielleicht.«
    »So viel?«
    »Maschinenpistolen wachsen schließlich nicht auf Bäumen.«
    Der Sergeant war fortgegangen. Girija hatte sich umgedreht und die Reihe der Gräber überblickt. Jeder der Toten hatte eine Maschinenpistole gehabt; und Munition war nicht billig. Was die zehn Männer geschleppt hatten, mochte gut und gern dreitausend Dollar wert sein. Es müßte interessant sein zu erfahren, wieviel mehr es dort, woher sie gekommen waren, noch von dem Zeug gab.
    Die Suppe fing an zu blubbern. Er goß sie in eine Schüssel, und als sie ein wenig abgekühlt war, begann er zu essen.
    Auf illegalen Waffenbesitz stand Todesstrafe. Ob bereits das Wissen von der Herkunft geschmuggelter Waffen als gleichbedeutend mit deren Besitz galt und ob die Verheimlichung solchen Wissens die gleiche Strafe nach sich zog, wußte er nicht. Eines war klar: der illegale Verkauf geschmuggelter Waffen war zweifellos eine Sache, für die man aufgeknüpft wurde; ganz gewiß jedenfalls, solange die Notstandsgesetze in Kraft blieben. Am besten ginge er unverzüglich zu Mr. Wright und schenkte ihm reinen Wein ein.
    Aber worüber sollte er ihm eigentlich reinen Wein einschenken? Denn er wußte ja gar nichts von einem Waffenlager. Er glaubte nur, daß es eines gäbe. Und wo? Wenn seine Überlegungen zutrafen, dann befand sich das versteckte Waffenlager in einem Dschungelgebiet von mindestens drei Quadratmeilen Ausdehnung. Durchaus möglich, daß es unauffindbar blieb. Mr. Wright würde ihm für eine erfolglose Suchaktion nicht dankbar sein. Und die Polizei
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