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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel
Autoren: Ambler
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auf die Schulter klopfen, weil er aus eigener Initiative und mit so viel Eifer versucht hatte, das Problem der fehlenden Lagerräume zu lösen. Aber Mr. Wright würde ihm auch etwas sagen, was er schon wußte: daß nämlich die rostzerfressenen Wellblechhütten der Bergwerksgesellschaft nicht einmal ihre Abbruchskosten wert wären und daß ihre Besichtigung Zeitverschwendung sei.
    Die Bergwerksgesellschaft antwortete mit verständlicher Begeisterung, Mr. Kishnan habe uneingeschränkte Erlaubnis, die Anlagen jederzeit zu besichtigen. Das war alles, was er brauchte. Die Leute, die ihm dort begegneten, würden niemals herausbekommen, wie viele Besichtigungen er schon gemacht hatte und wie viele noch erforderlich wären. Man würde annehmen, er handele auf Anweisung von Mr. Wright. Und sollte es hart auf hart gehen, dann konnte er immer den Brief vorweisen.
    Am nächsten Sonntag radelte er nach Awang. Unmittelbar vor dem Dorf bog er in einen überwachsenen Pfad ein, der von der Straße fort und zum Gelände der Bergwerksgesellschaft führte. Er begegnete niemandem.
    Erdschürfungen hatten in der Flußbiegung ein Gebiet von etwa zwanzig Hektar gelichtet. Kein fruchtbarer Boden war geblieben, auf dem der Dschungel hätte nachwachsen können, und unter einer dünnen Schicht von Unterholz und Unkraut waren immer noch die braunen, vom Schürfen herrührenden Schrunden sichtbar. Girija ging am Ufer entlang zu den Überresten eines Gebäudes, das einmal eine große Kreiselpumpe beherbergt hatte, und gab sich den Anschein, als ob er das Gebäude besichtige und sich dabei Notizen mache. Dies geschah für den Fall, daß irgend jemand ihn gesehen hatte und ihn vom anderen Flußufer aus beobachtete. Nach ein paar Minuten entfernte er sich; er bemühte sich, nicht ins Sichtfeld des jenseitigen Ufers zu geraten, bis er hinter ein paar Bäumen Deckung fand.
    Er hatte die Schwierigkeiten, die das Absuchen der Gegend mit sich brachte, lange und sorgfältig bedacht. Die einzige im Maßstab große Landkarte, die er normalerweise hätte einsehen können, war ein Meßtischblatt, auf dem die Grenzen der Plantage eingezeichnet waren. Unglücklicherweise waren zum damaligen Zeitpunkt die Ausgabe und Aufbewahrung solcher Karten an strikte Sicherheitsvorschriften gebunden; und so mußte sie in Mr. Wrights persönlichem Safe verwahrt werden. Girija war gezwungen, sich auf seine nicht allzu deutliche Erinnerung an die Karte zu verlassen.
    Das Bild, das ihm vor Augen stand, zeigte drei parallel verlaufende Hügelketten mit enggezogenen Höhenlinien, die wie Stufen aussahen. Das bedeutete – er wußte es –, daß die Abhänge steil waren und tiefe Schluchten zwischen den Bergketten lagen. Viel war es nicht, wonach er gehen konnte, aber es war immerhin etwas. Selbst unerfahrene Männer, so glaubte er, würden nicht ausgerechnet eine Schlucht zum Stützpunkt ausbauen, ebensowenig wie sie sich den Gipfel eines Bergrückens aussuchen würden. Insofern waren die abzusuchenden Gebiete begrenzt. Und noch einen weiteren Umstand galt es zu bedenken. Selbst wenn sie nur kleine Mengen von Waffen und Munition zu lagern gehabt haben sollten, würden sie doch versucht haben, dafür einen einigermaßen wettergeschützten Platz zu finden. Daß es Höhlen dort gäbe, hielt er für unwahrscheinlich; aber an den steileren Hängen mußten während der Monsunzeiten, wenn größere Bäume entwurzelt wurden, tiefe Löcher entstanden sein. Derartige Löcher ließen sich mit Leichtigkeit in Unterstände verwandeln. Alles in allem schien es am vernünftigsten zu sein, mit der Suche bei den oberen Hängen anzufangen.
    Das versuchte er zu tun. Und beinahe wäre dieser erste Sonntagsausflug auch der letzte gewesen. Er brauchte eine Stunde, um dreihundert Meter am Hang des ersten Bergrückens hinaufzuklettern, und fast ebenso lange, um wieder herunterzukommen. Seine Kleidung wurde zerrissen, seine Haut an Armen und Beinen zerkratzt, und am Ende war er völlig erledigt. Zudem bekam er es mit der Angst zu tun. Wenn ihn jetzt ein patrouillierender Polizist nach der Ursache seiner Schrammen und Kratzer befragen sollte, müßte er sich sehr anstrengen, um eine überzeugende Ausrede zu erfinden.
    Er schaffte es, ungesehen in sein Haus zurückzukehren. Aber der Ausflug hatte ihn viel Nerven gekostet, und er beschloß, das ganze Vorhaben aufzugeben. Dann, als die Schrammen an seinen Armen und Beinen heilten, begann er erneut über die Sache nachzudenken. Keiner der getöteten Männer
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