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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel
Autoren: Ambler
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hatte Kratzer an Armen und Beinen gehabt. Das bedeutete, daß sie einen bequemen Weg zu und von ihrem Versteck benutzt hatten. Der Reiz dieser Folgerung stellte seine Zuversicht wieder her.
    Beim nächsten Mal versuchte er nicht mehr, den Dschungel zu durchdringen. Statt dessen arbeitete er sich am Rand entlang vor und hielt Ausschau nach gangbaren Pfaden ins Innere. Er entdeckte mehrere und merkte sie sich für später.
    Am folgenden Sonntag begann er mit einer systematischen Suche. Er hatte aus seinem anfänglichen Irrtum viel gelernt. Wurde der Weg allzu beschwerlich, dann versuchte er nicht, auf Biegen und Brechen weiterzukommen, sondern ging zurück und suchte einen anderen Pfad, der die Stelle umging. Es war ihm inzwischen klar geworden, daß er nicht hoffen konnte, jemals das ganze Gebiet auch nur annähernd zu durchkämmen. Aber er hatte eine philosophische Gelassenheit entwickelt; die Suche war eine Art Sport für ihn geworden, und obschon er nicht mehr damit rechnete, das Spiel zu gewinnen, war er noch nicht bereit, die Niederlage einzugestehen.
    Acht Wochen später fühlte er sich zum erstenmal ermutigt. Entlang eines Hügelabhangs war er einem ausgetrockneten Flußbett eine weite Strecke stromaufwärts gefolgt. Zu beiden Seiten wuchs jene Art Rohrdickicht, die er inzwischen zu meiden gelernt hatte. Es war zwecklos, sich hindurchschlagen zu wollen. Man konnte das Dickicht nur umgehen; und häufig bedeckte es ausgedehnte Flächen. Als dann das Flußbett scharf nach links bog, blieb er stehen.
    Stücke von Bambusrohr lagen umher. Sein erster Gedanke war, irgendein Tier, das auf der Suche nach Nahrung zwischen den Wurzeln gewühlt hatte, müßte sie abgebrochen haben. Dann sah er, daß sie abgeschnitten worden waren.
    Er stutzte und blieb einen Augenblick reglos stehen. Die Kerben auf dem Bambusrohr ließen keine Täuschung zu. Sie waren mit einer Messerklinge geschnitten worden. Er untersuchte den Rand des Dickichts sorgfältig. In einer Breite von etwa einem halben Meter war das Unterholz dünner und grüner, und in der Nähe des Bodens entdeckte er inmitten junger Triebe kurze Stümpfe von älterem Gestrüpp. Irgendwann vor noch nicht allzu langer Zeit hatte hier jemand einen Pfad geschlagen.
    Es war spät geworden, und er hatte sich mehr als anderthalb Meilen von den Zinngruben entfernt und auch von dem Schuppen, in dem er sein Fahrrad zurückgelassen hatte. Er beschloß, die weitere Untersuchung bis zum nächsten Sonntag aufzuschieben. Unter dem Vorwand, eine Bestandsliste aufnehmen zu müssen, ging er in der Woche zum Werkzeugmagazin, lieh sich einen der sogenannten Parangs aus, ein langes Hackmesser, das von den Plantagenarbeitern zum Ausschneiden von Gestrüpp und Unterholz benutzt wurde, und versteckte ihn in seinem Zimmer. Am Sonntagmorgen wickelte er den Parang in Zeitungspapier, band ihn an die Lenkstange seines Rades und fuhr in aller Frühe nach Awang.
    Er fand den Weg zum Rohrdickicht ohne Schwierigkeit wieder und begann unverzüglich, sich mit dem Parang einen Pfad hindurchzuschlagen. Die neuen Triebe waren noch recht zart, und er kam gut voran. Er hatte keine Angst, etwa überlebenden Mitgliedern der Bande zu begegnen. Wenn dies tatsächlich der Weg zu ihrem Lager sein sollte, war er seit Monaten nicht benutzt worden.
    Der Pfad führte bergauf. Nachdem er etwa fünfzehn Meter gegangen war, lichtete sich das Unterholz, und er fand sich auf einem flachen Vorsprung, von dem aus er auf das Flußbett hinabsehen konnte. Auf dem Boden waren ein paar Äste zu einer Art Sitzgelegenheit zusammengestellt. Es sah aus, als habe der Vorsprung als Ausguck gedient, von dem aus ein Posten den Zugang längs des Flußbettes überblicken konnte. Ein ausgetretener Pfad führte rechts weiter. Mit pochendem Herzen folgte er ihm.
    Das Lager befand sich in einer Lichtung, die durch überhängende Äste eines großen Baumes vor Sonne und Fliegereinsicht geschützt war. Vor Girija waren die Dschungelaffen bereits hiergewesen. Kleidungsstücke waren zerrissen worden und lagen über die Lichtung verstreut zwischen Kochgeschirren und leeren Reistüten herum. Eine Metallkiste war das einzige, was ihrer Aufmerksamkeit entgangen zu sein schien. Sie war mit Flugblättern vollgepackt, die in chinesischer und malaiischer Sprache verfaßt waren und die Bevölkerung von Malaya aufforderten, sich gegen die imperialistischen Ausbeuter zu erheben und eine Volksdemokratie zu gründen.
    Es gab noch einen weiteren Pfad, der von der
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