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Vulkans Hammer

Vulkans Hammer

Titel: Vulkans Hammer
Autoren: Philip K. Dick
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möchte nach Hause«, sagte sie.
    »Hier entlang«, sagte Dill aufmunternd, als er sie führte. »Du wirst nicht einsam sein, weil viele Leute, die hier arbeiten, selbst Kinder haben, Mädchen in deinem Alter. Und sie werden ihre Kinder gerne vorbeibringen, damit du jemanden zum Spielen hast. Ist das nicht fein?«
    »Sie können es ihnen sagen«, meinte sie.
    »Was sagen?« fragte Dill, als er in einen Seitengang abbog.
    »Daß sie ihre Kinder bringen. Und sie werden es tun. Weil Sie der Boss sind.« Sie blickte zu ihm auf und sah, daß er einen Augenblick die Fassung verlor. Aber sofort darauf lächelte er wieder. »Weshalb lächeln Sie immer?« fragte sie. »Stehen die Dinge denn nie schlecht, oder können Sie es nicht zugeben, wenn das so ist? Im Fernsehen sagen Sie immer, daß alles gut steht. Warum sagen Sie nicht die Wahrheit?« Sie stellte diese Fragen voller Neugier, es erschien ihr unsinnig. Er wußte doch bestimmt, daß er nie die Wahrheit sagte.
    »Weißt du, was ich glaube, daß mit dir nicht stimmt, junge Dame?« sagte Dill. »Ich glaube gar nicht, daß du eine solche Unruhestifterin bist, wie du vorgibst.« Er öffnete eine Bürotür. »Ich glaube, du machst dir einfach zu viele Sorgen.« Als er sie hineinführte, sagte er: »Du solltest sein wie andere Kinder. Mehr spielen mit anderen – im Freien. Nicht soviel grübeln und nachdenken. Das tust du doch, oder? Dich absondern und brüten?«
    Sie mußte zustimmend nicken. Es stimmte.
    Dill tätschelte ihre Schulter. »Wir beide werden gut miteinander auskommen«, sagte er. »Weißt du, ich habe selbst zwei Kinder – allerdings erheblich älter als du.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ihr Junge ist der bei der Polizeijugend und Joan, Ihre Tochter, in der Militärschule in Boston. Ich habe es in dem Magazin gelesen, das man uns in der Schule gibt.«
    »Oh, ja«, murmelte Dill. »Die Welt von heute. Gefällt es dir?«
    »Nein«, antwortete sie. »Es lügt noch mehr als Sie.«
    Danach sagte der Mann nichts mehr; er beschäftigte sich mit Papieren auf seinem Schreibtisch und ließ sie stehen.
    »Es tut mir leid, daß dir unser Magazin nicht gefällt«, mein-
    te er schließlich geistesabwesend. »Eintracht macht sich große Mühe damit, es herauszubringen. Übrigens – wer hat dir gesagt, daß du so über Eintracht reden sollst? Wer hat dir das beigebracht?«
    »Niemand.«
    »Nicht einmal dein Vater?«
    »Wissen Sie, daß Sie kleiner sind, als Sie im Fernsehen aussehen?« fragte sie. »Machen Sie das absichtlich? Will man Sie größer aussehen lassen, um die Leute zu beeindrucken?«
    Dill erwiderte nichts darauf. Er hatte eine kleine Maschine auf seinem Schreibtisch eingeschaltet; sie sah Lämpchen blinken. »Sie machen eine Aufzeichnung«, sagte sie.
    »Hat dich dein Vater seit seiner Flucht aus Atlanta besucht?« fragte Dill.
    »Nein.«
    »Weißt du, was das für ein Ort ist in Atlanta?«
    »Nein«, erwiderte sie. Aber sie wußte es. Er blickte sie scharf an, um zu sehen, ob sie log, aber sie starrte unbeeindruckt zurück. »Es ist ein Gefängnis«, sagte sie schließlich. »Wo sie Menschen hinschicken, die sagen, was sie denken.«
    »Nein«, sagte Dill. »Es ist ein Krankenhaus. Für geistig unausgeglichene Menschen. Ein Ort, wo sie gesund gemacht werden.«
    »Sie sind ein Lügner«, entgegnete sie darauf mit leiser, fester Stimme.
    »Es ist ein Ort für psychologische Therapie«, erklärte Dill. »Dein Vater war – durcheinander. Er bildete sich alle möglichen Sachen ein, die nicht stimmen. Er hat offensichtlich unter einem zu großen Druck gestanden und brach so wie völlig normale Menschen unter der Belastung zusammen.«
    »Sind Sie ihm schon einmal begegnet?«
    »Nein«, gab Dill zu. »Ich habe aber seine Akte hier.« Er zeigte ihr den großen Stapel Unterlagen, die vor ihm lagen.
    »Haben sie ihn an diesem Ort geheilt?« fragte Marion.
    »Ja«, erklärte Dill, aber dann runzelte er die Stirn. »Nein, entschuldige bitte. Er war zu krank, um therapiert zu werden, und ich sehe gerade, daß es ihm gelang, die ganzen zwei Monate, die er sich dort aufhielt, krank zu bleiben.« »Er ist also nicht geheilt«, sagte sie. »Er ist immer noch durcheinander, nicht?«
    »Die Heiler«, sagte Dill. »In welcher Beziehung steht dein Vater zu ihnen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Dill lehnte sich, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, in seinem Sessel zurück. »Ist es nicht ein bißchen albern, was du alles gesagt hast? Gott stürzen ... irgend jemand hat dir
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