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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark
Autoren: Gabriele Keiser
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dass er dann noch mehr verachtet würde,
dachte Franca. Und das wäre genau das Gegenteil dessen, was er immer wollte,
nämlich anerkannt und bewundert werden.
    Franca
verließ den Gerichtssaal. Dieser Mann würde nie wieder Kindern etwas antun.
    »Ich
danke Ihnen sehr für Ihre Unterstützung. Und ich bin froh, dass es nun vorbei
ist«, sagte Barbara Sielacks, die auf sie gewartet hatte.

Epilog
     
    Georgina und Clarissa standen
nebeneinander vor einer der wuchtigen steinernen Skulpturen, die Köpfe
zueinander gebeugt und eifrig miteinander diskutierend. Ihre Gesichter wirkten
warm und lebendig. ›Zwiespalt‹ hieß die Skulptur eines japanischen Künstlers,
die eine Frau darstellte. Die steinerne Frau kniete zwischen zwei mächtigen
Basaltblöcken, deren Last sie schier zu erdrückten schien.
    Franca
konnte nicht hören, was die beiden jungen Frauen redeten, aber ihre
Körpersprache verriet, dass sie einander zugetan waren.
    Einen
Ausflug ins Mayener Grubenfeld hatte sich Georgina gewünscht, als Franca
vorschlug, an diesem Sonntag gemeinsam etwas zu unternehmen. Clarissa wollte
mitkommen, weil sie sich schon immer den Skulpturenpark Lapidea ansehen wollte.
Hier hatten zeitgenössische Bildhauer die formlosen Steine mit von ihren Händen
geführten Werkzeugen bearbeitet und am Ende etwas sichtbar gemacht, das zuvor
nicht da gewesen war.
    Auf dem
Gelände war ein neues Erlebniszentrum eröffnet worden, das viel über die
Entstehungsgeschichte der Vulkane vermittelte, was sie sich ebenfalls mit
Interesse angesehen hatten.
    Nun
wanderten die drei Frauen auf dem Grubenfeld umher, einem ehemaligen
Steinbruch, und bestaunten die eindrucksvollen Statuen und die Überbleibsel aus
der Zeit, als Steinbauer mächtige Basaltsäulen aus der Erde befreit hatten.
    Franca
war umhergeschlendert, plötzlich befand sie sich unmittelbar am Rand eines
steil abfallenden Abgrundes. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. Unter
ihr lag der Silbersee. Ein Name, der sie an ihre frühere Karl-May-Lektüre
erinnerte. Ob dieser Silbersee mit seinem vertrockneten Schilfrohr irgendwelche
Geheimnisse barg?
    Franca
spürte ein leichtes Kribbeln, als sie dort stand und in die Tiefe blickte. Wie
einfach wäre es, hier jemanden hinabzustoßen und zu behaupten, es sei ein
Unfall gewesen. Niemand würde es nachweisen können.
    Dass
ihr Beruf sie auch in ihrer Freizeit nicht losließ! Franca setzte sich auf
einen Stein und beobachtete die Menschen, die umherspazierten und mit
aufmerksamen Blicken die Inschriften lasen. Es gelang ihr nicht, die Gedanken
an die vergangenen Wochen und Monate, die ziemlich hart gewesen waren, zu
verdrängen.
    Wie
blind sie den Fortschritten der Technik vertraut hatten! Wie verbohrt waren sie
alle gewesen, sodass beinahe ein Unschuldiger die Tat eines anderen hätte
verbüßen müssen. Es hatte alles so wunderbar gepasst. So lange, bis sie eines
Besseren belehrt worden waren.
    Mit
Scham dachte sie an all die Schwierigkeiten, mit denen Michael Schaller noch
immer zu kämpfen hatte. Das Wohnhaus in Moselweiß, in dem sich seine Frau und
seine Kinder während seiner Untersuchungshaft ebenfalls wie Gefangene
vorgekommen sein mussten, war tagelang von Schaulustigen und Kamerateams
belagert worden. ›Horrorhaus‹ nannte es eine Boulevard-Zeitung, die keinerlei
Scheu vor weiteren verunglimpfenden Bezeichnungen hatte. Aber auch seriöse
Reporter wühlten in Michael Schallers Privatleben, Bekannte wurden ausgefragt.
Auch bei David, dem Nachbarn der Schallers, versuchten sie es, doch ihr Ex-Mann
hatte ihnen die richtigen Antworten gegeben, dessen war sich Franca sicher.
Dennoch, der Makel des Verdachts würde immer an Michael Schaller kleben
bleiben, auch wenn eindeutig erwiesen war, dass ihn keine Schuld traf.
    Wer
sein Foto und das Insiderwissen an die Zeitung übermittelt hatte, konnte nicht
aufgeklärt werden. »Ich hab fest geglaubt, dass da der Brocken dahintersteckt«,
hatte Clarissa geäußert. »Aber er hatte wohl nichts damit zu tun.«
    Franca
schüttelte den Kopf. »Offensichtlich war es tatsächlich ein Hacker, wie Renate
vermutete. Ich fürchte, mit so etwas werden wir in Zukunft noch öfter rechnen
müssen. – Brock hat übrigens an einem Training teilgenommen. Ich glaub, das tut
ihm gut. Er muss die Erfahrung, die er letztes Jahr gemacht hat und die ihn
vollkommen durcheinanderbrachte, endlich aufarbeiten. Der war ja kaum mehr
wiederzuerkennen.«
    »Also
glaubst du daran, dass sich Menschen ändern durch
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