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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum
Autoren: Dario Vandis
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behandelt sind, wie?«
    »Eure Excellenz«, versuchte Goodefroot ihren Redefluss zu unterbrechen.
    »Schweig er still, wenn ich rede, Kanzler!«, fauchte sie zurück. »Für die Nacht steht seine Entscheidung, Sonderbeauftragter, aber sobald der Morgen graut, will ich zusätzliche Truppen in Ribe und Muhnzipal sehen. Späher sollen in Rozieren die Umgebung im Auge behalten und jede Gruh-Aktivität melden. Außerdem wird jedes Luftschiff mit zwei armbrustbewehrten Soldaten besetzt, um kleinere Gruhgruppen aus der Luft auszuschalten. In Orleans bleiben hingegen nur so viele Kräfte zurück, wie zur Aufrechterhaltung der Abläufe unbedingt notwendig sind.«
    »Eure Excellenz…?«, unternahm Goodefroot einen zweiten Versuch, als Marie innehielt, um nach Luft zu schnappen.
    »Ja?«, schnarrte sie.
    »Ich gebe zu bedenken, dass de Fouchés Entscheidung, das Anti-Serum in Orleans-à-l’Hauteur zu behalten, offensichtlich Eurem, äh, Begleiter das Leben gerettet hat…«
    »Das ändert nichts daran, dass es ein Fehler war. Außerdem ist noch lange nicht klar, ob Nooga tatsächlich…«
    Sie verstummte, als die Tür zum Saal aufgerissen würde.
    Ein Palastbote erschien und rang nach Atem, da er offenbar den ganzen Weg vom Eingang bis in den Saal gerannt war.
    »Eure Excellenz!«
    »Ja?«
    »Ein Vorfall im Haus der Heiler! Die Palastgarde wurde alarmiert. Der dunkelhäutige Neuankömmling ist offenbar aus den Laborräumen geflohen!«
    ***
    Hunger…
    Der Gedanke hatte sich während der vergangenen Stunden des Öfteren in seine Gehirnwindungen geschlichen, und stets hatte Nooga es verstanden, ihn wieder daraus zu vertreiben.
    Mit jedem Mal aber war der Ruf lauter geworden, mit jedem Mal der Drang stärker, sich einfach auf das nächstbeste Lebewesen zu stürzen und seine Hirnschale zu knacken wie eine Kokosnuss.
    Immer wenn es besonders schlimm wurde, hatte er sich in Gedanken an Marie geklammert, an ihr fein geschnittenes, offenes, bestimmtes Gesicht, in dessen Züge er sich verliebt hatte, seit er sie zum ersten Mal sah. Er träumte davon, mit ihr zu leben und mit ihr alt zu werden, obgleich er ahnte, dass sie anders war. Ihre aufgehellte Hautfarbe verriet sie, wenngleich sie ihm nie verraten hatte, woher sie stammte. War sie eine Wolkenstädterin? War sie eine Amazone aus einem fremden Land?
    Was auch immer ihr Geheimnis war und wohin es sie führen würde, er wäre bereit gewesen, ihr zu folgen – wenn da nicht jenes Fremde, Dunkle in ihm gewesen wäre, das die Gruh-Kinder des Rubo Anan mit ihren Bissen in seinen Körper gepflanzt hatten.
    Er hatte dem Drang zu morden widerstanden, hatte ihn bekämpft und zurückgedrängt bis in den hintersten Winkel des Verstandes, aber nun war der Zeitpunkt gekommen, da der Kampf gegen das Gift seine Kräfte überstieg.
    Er war zur Bestie geworden, als ein Assistent von Doktor Aksela den Zufluss des Anti-Serums überprüfte, das aus einem hoch gehängten Beutel in seine Blutbahn rann. Doktor Aksela hatte Nooga über die Wirkung des Mittels aufgeklärt, doch er machte sich keine Hoffnungen mehr, dass es ihm helfen würde, zurück zu sich selbst zu finden. Die Veränderung war zu weit vorangeschritten. Schon auf dem Witveer hatte er es kaum noch geschafft, die Dämonen in seinem Kopf zurück in ihr Gefängnis zu drängen. Jetzt hatten sie vollständig von ihm Besitz ergriffen. Vollständig und unumkehrbar.
    Er zerriss in einer gewaltigen Kraftanstrengung die Fesseln, die ihn auf einer Liege fixierten, und zerfetzte dem Assistenten die Kehle. Als er sich an dessen Hirnmasse gelabt hatte, kehrte für einige kurze Augenblicke die Klarheit seines Verstandes zurück, und er erschrak über das, was er getan hatte. Aber das war schnell vorbei, und die neu gewonnene Intelligenz richtete sich auf nützlichere Vorgänge: den Türriegel zu sprengen und auf die Straße zu gelangen, wo weitere Nahrung auf ihn wartete.
    Der Gruh, der einmal Nooga gewesen war, wankte in das nächste Haus, wo ein Fumeer sein Geschäft eingerichtet hatte.
    Offenes Feuer war wegen der vulkanischen Gase, mit denen die Ballons der Wolkenstädte gefüllt waren, streng verboten und wurde nur in wenigen Einrichtungen gestattet, wie zum Beispiel in den Laboratorien der Heiler – oder bei den so genannten Fumeers, zu denen das Volk gehen konnte, wenn es dem Laster des Tabakgenusses frönte.
    Um diese Zeit war dort nur noch der Geselle zugegen, der die Glühstellen in Gang hielt und sich in den mit feuerfestem Material
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