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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum
Autoren: Dario Vandis
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Kleid wie ein Blutstein.
    Und Blut war es, das das Kleid von oben bis unten tränkte und sich um das Stroh herum zu einem silbrig schimmernden See ausbreitete.
    Mala und die Kinder waren tot.
    Jemand hatte ihnen im Schlaf die Köpfe von den Schultern getrennt.
    ***
    Marie hatte Mühe, mit Nooga Schritt zu halten.
    Jeder Anschein von Schwäche war aus seinem Körper gewichen und schien einer unbändigen Wut Platz gemacht zu haben, während Marie sich gleichzeitig fühlte, als hätte ihr jemand tonnenschwere Eisengewichte um die Schultern gehängt.
    Mala – tot.
    Die Kinder – tot.
    Sie versuchte immer noch zu begreifen, was sie gesehen hatte, aber irgendetwas in ihr weigerte sich, die Wahrheit der Bilder zu akzeptieren. Vielleicht war sie ja immer noch in ihrem Albtraum gefangen, vielleicht schlief sie noch immer neben Nooga…
    Nein, sie hatte neben Malas Leiche gekniet und ihren Finger in das Blut getaucht. Jemand hatte Noogas Schwester grausam hingerichtet – genauso wie die anderen Dorfbewohner, die allesamt im Schlaf überrascht worden zu sein schienen.
    Marie erschauerte, als sie begriff, dass Nooga und sie nur aus einem einzigen Grund noch am Leben waren – weil sie sich zum Zeitpunkt der Morde nicht im Haus, sondern oben auf dem Hügel vor dem Woormgrab befunden hatten.
    Was ging auf dieser Farm vor sich?
    Nooga erreichte die Ställe und stieß das Tor auf. Mit gezogener Waffe trat er ein.
    Der Anblick der Gatter traf selbst Marie, die in den vergangenen Tagen einiges mitgemacht hatte, wie ein Schock.
    Der Stall wurde von den Bambuskäfigen beherrscht, in denen bis vor einigen Tagen offenbar die Maelwoorms untergebracht worden waren. Sie waren von ähnlicher Beschaffenheit wie jener Käfig, in dem Marie gefangen gehalten worden war, jedoch waren die Bambusstäbe fest im Boden verankert. Die Rückwand der Käfige bestand aus einer soliden Eisenwand, in die ringförmige Fassungen eingelassen waren – Ösen, an denen schwere Ketten eingehakt werden konnten, um die Maelwoorms zusätzlich zu fixieren.
    Die Woorms waren auf den Hügel gelockt und getötet worden, aber die Käfige und die Eisenketten waren dennoch weiterhin in Gebrauch. Nur dass die Ösen auf der anderen Seite der Kette jetzt nicht mehr in Woormzügel übergingen, sondern in eiserne Schellen, die sich um die Hand- und Fußgelenke von Menschen schlossen.
    Nein, nicht von Menschen.
    Von Gruh.
    Ein halbes Dutzend Gefangene lagen in zerrissener, schmutziger Kleidung auf dem Boden des Käfigs. Ihre Haut war aschfahl, die Haut um ihre Wangen eingefallen und dünn wie Pergament. Als sie durch Noogas Eintreten aufgeschreckt wurden, richteten sich drei von ihnen schwerfällig auf und begannen an ihren Ketten zu zerren. Heiseres Geschrei drang aus den fauligen Mündern, während die blutunterlaufenen Augen gierig auf Nooga und Marie gerichtet waren.
    »Bei allen Göttern…«, flüsterte Marie.
    Ihr Blick heftete sich auf die anderen Gestalten, die auf dem Boden lagen. Auch sie besaßen das Aussehen von Gruh, aber es bestand kein Zweifel daran, dass sie tot waren. Klaffende Wunden in Kopf und Brust wiesen darauf hin, dass sie offenbar erst nach Einsetzen der Verwandlung getötet worden waren.
    Die schlimmste Entdeckung aber waren die kugelförmigen Gegenstände, die zwischen den Leichen lagen und die von den drei lebenden Gruh aufgebrochen worden waren, um an die Nahrung in ihrem Inneren zu gelangen.
    Menschliche Köpfe.
    Marie erkannte einige der Gesichtszüge wieder. Die geschlossenen Augen verrieten, dass die Getöteten im Schlaf überrascht worden waren.
    »Sie brauchen Nahrung«, erklang eine ruhige Stimme hinter ihnen.
    Nooga und Marie fuhren herum. Auf der anderen Seite des Stalles stand Sisa und blickte unbeteiligt auf das grausige Schauspiel.
    »Was hast du getan?!«, brüllte Nooga. »Du bist eine Mörderin!«
    Er wollte sich auf sie stürzen, doch Marie hielt ihn zurück.
    Es war allein seinen schwindenden Kräften zu verdanken, dass sie ihn aufzuhalten vermochte. Wut verzerrte sein Gesicht zu einer Grimasse. Marie sah ihm an, dass er Sisa am liebsten an Ort und Stelle erschlagen hätte.
    »Es hat nichts mit euch zu tun«, sagte Sisa. Ihre Stimme klang so distanziert, als berühre sie das Schicksal der Toten und der Gruh in dem Käfig überhaupt nicht, aber Marie ahnte, dass es anders war. Dieses Mädchen hatte Schreckliches erlebt und war darüber selbst wahnsinnig und zur Mörderin geworden.
    »Sie kamen in der Nacht«, fuhr Sisa unbeteiligt
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