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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum
Autoren: Dario Vandis
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fort. »Der Anführer nannte sich ›Großmeister Zuba‹. Ich glaube, sie wollten nur unsere Vorräte… und ein bisschen… Spaß mit mir haben. Mein Vater Balan hat sich gewehrt, solange er konnte, aber er war schwach, und meine Brüder waren in Muhnzipal. Also schleppte Zuba mich in die Scheune. Er dachte, er würde leichtes Spiel mit mir haben. Er rechnete nicht damit, dass sich noch jemand in der Scheune befand. Kein Mensch, sondern ein Gruh. Er musste sich in der Nacht hineingeschlichen haben. Unbemerkt hatte er einen der Maelwoorms getötet und sein Gehirn gefressen.«
    Ein Würgereiz stieg in Marie auf, während sie der grausigen Schilderung lauschte. Aber Sisa war mit ihrem Bericht noch nicht zu Ende.
    »Der Gruh brachte Zuba um. Seine Kumpane kamen ihm zu Hilfe, aber sie vermochten den Gruh erst nach langem Kampf zu töten. Danach waren die meisten Räuber verletzt. Das war der Augenblick, in dem meine Brüder aus Muhnzipal zurückkehrten. Als sie von Balan hörten, was die Räuber mir angetan hatten, wollten sie sie erledigen, aber mein Vater hielt sie zurück. Er sagte, das Schicksal der Räuber sei ohnehin besiegelt, und es sei unter unserer Würde, sie einfach zu töten. Wir ketteten sie also im Käfig an. Sie waren verletzt und konnten sich nicht wehren… Trotzdem hätten wir es besser wissen müssen…«
    Zum ersten Mal spiegelte sich eine Regung auf Sisas Gesicht. Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter, doch sie fasste sich schnell wieder, als sie weiter sprach.
    »Einer der Räuber wehrte sich und verwundete meine Brüder und meinen Vater. Damit waren auch sie verloren. Mein Vater kettete sich, Tulga und Vin an. Er nahm mir das Versprechen ab, sie alle drei zu erlösen, sobald die Verwandlung abgeschlossen war. Ich gab ihm das Versprechen in der festen Absicht, es zu halten. Aber als es so weit war… Es fiel mir nicht schwer, die Räuber zu töten. Sie hatten den Tod verdient. Aber meine eigene Familie… Vielleicht gibt es doch noch eine Möglichkeit, die Verwandlung rückgängig zu machen? Ich sah, wie sie verfielen… Sie waren rasend vor Wut und hätten mich getötet, wenn sie es gekonnt hätten… und gleichzeitig wurden sie rasch schwächer. Ich begriff, dass sie sterben würden, wenn sie nicht bald Nahrung bekamen. So tötete ich den zweiten Woorm, nachdem ich ihn dazu benutzt hatte, die Leiche des ersten aus dem Stall zu schaffen. Aber ich merkte bald… dass die Nahrung nicht ausreichte…«
    Sisa verstummte. Während ihres langen Monologs hatte sie scheinbar unberührt ins Nichts gestarrt. Jetzt aber richtete sich ihr Blick auf die Monster im Käfig, und ein liebevoller Zug erschien auf ihren Lippen. »Ihr dürft ihnen nichts tun. Sie sind immer noch meine Familie…«
    Nooga hob das Schwert. In seinem Gesicht spiegelte sich der Kampf, den er in seinem Innern ausfocht. Wenn er einfach seinen Gefühlen gefolgt wäre, hätte er Sisa getötet – und wäre damit doch um keinen Deut besser gewesen als sie, die andere Menschen ermordet hatte, um ihre Verwandten, die sich längst in Gruh verwandelt hatten, am Leben zu erhalten.
    Marie fasste Sisa an der Schulter. »Ich verstehe, dass du Schweres durchgemacht hast«, begann sie vorsichtig. »Aber diese Kreaturen dort sind nicht mehr deine Familie… Wir müssen sie töten, damit sie nicht noch mehr Schaden anrichten.«
    »Nein! Ihr dürft ihnen nichts tun!«
    »Bitte, Sisa…«
    Nooga öffnete die Käfigtür. Sein Anblick brachte die drei Gruh schier zur Raserei. Sie zerrten an ihren Ketten und schnappten nach ihm, doch die Eisenringe an ihren Gelenken waren stärker als die unheimlichen Kräfte, die ihren verlorenen Körpern innewohnten.
    Nooga hob das Schwert.
    »Neeiin!«, kreischte Sisa.
    Marie wollte sie festhalten, aber Sisa entwand sich ihrem Griff und schlug ihr in einer unkontrollierten Bewegung den Ellenbogen in den Magen. Marie spürte sofort, wie ihr Zwerchfell sich verkrampfte. Sie stürzte zu Boden und schnappte nach Luft. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Sisa an Nooga vorbeistürmte und sich schützend vor die Gruh stellte.
    »Nein«, flüsterte Marie atemlos. »Sisa, nicht…«
    Da aber hatte der ältere Gruh, augenscheinlich ihr Vater Balan, Sisa bereits gepackt und ihr die Kehle aufgerissen. Blut sprudelte in einer hohen Fontäne aus Sisas Hals, während ihre Arme herabsanken und sie mit einem ungläubigen Staunen in die Augen ihres Mörders blickte. Ihre Lippen formten Worte, doch kein Laut kam über ihre ersterbenden
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