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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum
Autoren: Dario Vandis
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ausgekleideten Räumen selbst eine Cigaar gönnte. Er versuchte sich mit einem Messer vor dem Einbrecher zu schützen, aber Nooga fühlte die Stiche in seiner Brust kaum. Er schlug die Waffe beiseite und zerquetschte dem jungen Mann mit einem Griff seiner Klaue den Kehlkopf.
    Nachdem er sich gesättigt hatte, griff er in alter Gewohnheit nach der noch glimmenden Cigaar und steckte sie sich zwischen die bleichen Lippen. Doch noch während er das Haus verließ, merkte er unwillig, dass der Tabac ihm keinen Genuss mehr brachte, und er schleuderte die Zigarre weit von sich und torkelte weiter durch die Nacht.
    Er brauchte Nahrung. Mehr Nahrung!
    Er drang ins Haus eines Baumwollhändlers ein, der Nooga zum Opfer fiel, während seine Frau mit den Kindern panisch schreiend durch die Hintertür entkam. Nooga hielt sich nicht so lange auf, bis die Frau Hilfe herbeigeholt hatte, sondern beendete gierig sein Mahl und kehrte auf die Straße zurück.
    Hier blieb er stehen, vom flackernden Schein eines Feuers irritiert. Am Haus neben dem Rauchladen hatte die glimmende Cigaar ein Zelttuch in Brand gesetzt. Schnell loderten Flammen in die Höhe. Schreie wurden laut. Menschen rannten auf die Straße, riefen nach der Garde, riefen nach Wasser.
    Jemand musste das Feuer löschen!
    Benommen blickte Nooga in das Flammenmeer, das bereits zu einem der Stabilisierungsballons über der Stadt empor züngelte.
    Wir sind alle verloren.
    Der Gedanke platzte wie ein Feuerwerkskörper in ihm auf.
    Normalerweise hätte er ihm keine Beachtung geschenkt – er war verloren, Feuer hin oder her –, aber dann sah er wieder Marie vor sich und begriff, dass er sie ebenfalls in den Tod stürzte.
    Er musste das Feuer löschen!
    Er wankte zurück zu dem brennenden Haus, um das sich bereits zahlreiche Bewohner und Gardisten versammelt hatten.
    Behälter mit Wasser wurden weiter gereicht, die Löschversuche waren in vollem Gange. Erste Schaulustige hielten Maulaffen feil. Sie registrierten Nooga erst überhaupt nicht – bis sie das Blut an seinem Hemd und in seinem Gesicht bemerkten. Und selbst dann dauerte es noch Sekunden, ehe sie wirklich begriffen und panisch nach den Gardisten brüllten.
    Mit dem letzten Rest Verstand erfasste Nooga die Situation und versuchte zu fliehen, aber da hatte sich bereits eine Gruppe von Bewaffneten formiert, während der Großteil der Leute weiterhin versuchte, die Flammen einzudämmen.
    Nooga begriff, dass er nicht entkommen konnte.
    Also stellte er sich zum Kampf.
    ***
    Marie stockte der Atem, als sie von weitem die schwarze Rauchsäule erblickte, die zwischen den grell beleuchteten Ballons in den Nachthimmel aufstieg. Es gab zahlreiche Vorschriften, die der Kaiser Pilatre de Rozier für einen solchen Fall erlassen hatte – Marie konnte nur hoffen, dass sie befolgt wurden. Immerhin war dies der erste Brand in einer Wolkenstadt, von dem sie je gehört, geschweige denn erlebt hatte.
    »Eure Excellenz«, hob Kanzler Goodefroot, der ihr gefolgt war, kurzatmig an, »ich halte es für besser, wenn Ihr zu Eurer eigenen Sicherheit im Palast…«
    Sie wischte seinen Einwand mit einer Handbewegung zur Seite. Sollte sie etwa zusehen, wie Nooga ein Opfer nach dem anderen riss? Vielleicht war er ja sogar verantwortlich für dieses Feuer!
    Sie war es den Bürgern von Orleans-à-l’Hauteur schuldig, jedes Risiko auf sich zu nehmen, um die Ausbreitung der Gruhseuche in der Wolkenstadt zu verhindern. Mehr noch, sie war es ihm schuldig. Sie musste alles versuchen, um ihn von diesem unseligen Dasein zu erlösen.
    Marie wusste, dass sie ein großes Risiko auf sich nahm.
    Wenn sie im Kampf mit einem Gruh ums Leben kam, würde die Wolkenstadt zumindest vorübergehend in die Hand Pierre de Fouchés fallen, und was das für die Menschen auf der Erde bedeutete, davon hatten alle Beteiligten im Laufe der letzten Stunden ein eindrucksvolles Bild bekommen. Dennoch, sie musste es versuchen. Zudem war sie die einzige Person in der Stadt, die bisher Erfahrung im Kampf gegen die Gruh hatte.
    Sie erreichte die Marktstraße – und verharrte. Es versetzte ihr einen Stich, als sie hundert Meter vor sich die einsame Gestalt Noogas erblickte. Hinter ihm formte sich ein Pulk von Gardisten und Bürgern, die sich dem Gruh mit gezückten Waffen näherten.
    Es zerriss Marie beinahe das Herz. Es fiel ihr schwer zu akzeptieren, dass die Gestalt, die dort verloren stand, nicht mehr der Mann war, den sie… ja, den sie geliebt hatte und dem sie so nahe gewesen war wie
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