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VT05 - Tag der Vernichtung

VT05 - Tag der Vernichtung

Titel: VT05 - Tag der Vernichtung
Autoren: Jo Zybell
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erläuterte van der Groot dem Tierpräparator, Metzger und Studenten der Biologie und Chemie, wie er die Bergmannvariante des ITH zu verändern gedachte, damit Menschen, die das Serum gespritzt bekamen, sich nicht in untote Mordmaschinen verwandelten.
    Der Bunker bestand aus drei Ebenen. In der unteren waren die meisten Funktionsräume und die technischen Anlagen wie Tiefwasserpumpen, Heizungskeller, Energiegeneratoren und Wasserwiederaufbereitungsanlagen untergebracht. In der mittleren lag die Klinik, das Labor, einige Produktionsanlagen und zahlreiche Vorratsräume. In der oberen Ebene wohnte und lebte man. Jede Ebene durchzog ein vier Meter breiter und fünfhundert Meter langer Hauptgang.
    Die Türen des Hauptliftes öffneten sich, und sie schoben Hahns Leiche hinein. »Das klingt ganz so, als hätten wir noch so manche Testreihe vor uns«, sagte Knox alias Ingo Vranitzki, als van der Groot seinen Vortrag über die Physiologie des Großhirns im Allgemeinen und die erwünschte Wirkungsweise der Bergmannvariante im Besonderen beendet hatte.
    Van der Groot drückte auf das Tastfeld für die untere Ebene, der Lift setzte sich in Bewegung. »Stimmt schon«, bestätigte er. »Ein wenig werden wir wohl noch experimentieren müssen.«
    »Und an wem?«, fragte Knox misstrauisch. Er dachte an das so schrecklich schief gelaufene Experiment mit Lupo.
    Der Lift hielt, sie schoben die Trage mit der Leiche auf den Hauptgang. »Morgen werden oben vier Helikopter aus der Hauptstadt landen. Karls Leibgardisten werden ein paar Leute in den Bunker bringen, die für weitere Experimente zur Verfügung stehen.«
    Die Trage mit dem Toten zwischen sich, steuerten sie die Müllverbrennungsanlage an. »Was sind das für Leute?«
    »Häftlinge«, sagte van der Groot. Sie hielten an.
    »Du willst das Zeug an Leuten ausprobieren, die dazu gezwungen werden?« Bei dem Gedanken sträubten sich Knox die Rastalocken. Er öffnete die Tür zur Müllverbrennungsanlage.
    »Selbstverständlich nicht«, sagte der Professor. »Es sind alles Freiwillige. Darauf habe ich natürlich größten Wert gelegt.«
    »Aha. Und was wird ihnen für ihren freiwilligen Einsatz bezahlt?«, bohrte Knox.
    »Das musst du schon Karl den Großen selbst fragen«, sagte van der Groot sarkastisch.
    Sie schoben Hahn in den Krematoriumsofen und warfen den Verbrennungsgenerator an. Fast täglich entdeckte van der Groot neue technische Finessen im Präsidentenbunker. Die Konstrukteure und Architekten hatten an wirklich alles gedacht – natürlich auch an die Entsorgung der Verstorbenen. Mit der Verbrennungsenergie wurde Wasser erhitzt, das heiße Wasser wurde in die Zentralheizung eingespeist.
    »Hör zu, Knox«, sagte van der Groot, während die Glut hinter dem Sichtfenster nach und nach erlosch. »Es ist dir doch klar, dass der Komet uns einen dicken Strick durch unser Geschäft gemacht hat.«
    »Er wird kommen, unweigerlich.« Knox sprach schleppend und mit tiefer Stimme.
    »Alle Wahrscheinlichkeitsrechnungen sprechen dafür.«
    »Ich weiß«, sagte Knox. »Und ich hab’s im Gefühl. Mit anderen Worten: Es geht ums Überleben, und nicht um Euros, falls du das meinst.«
    »Genau das meine ich.« Van der Groot hob die Arme und hob sie zur Decke. »Und sind diese Wände nicht hervorragende Voraussetzungen, um den achten Februar kommenden Jahres zu überleben?«
    »Sie sind ein Glücksfall.« Knox wandte seinen Blick von der glühenden Asche hinter dem Panzerglas des Krematoriums und sah van der Groot ins Gesicht. »Was man von ihrem Erbauer nicht sagen kann.«
    »Darauf wollte ich hinaus. Wir wollen beide hier unten nicht mit einem größenwahnsinnigen Despoten alt werden.«
    »Und was tun wir?«
    »Erst einmal abwarten und zusammenhalten.«
    In der Tasche von van der Groots Labormantel orgelte sein Satellitentelefon, er zog es heraus. »Van der Groot?«
    »Eddie hier. Da steht a Mann voam Sicherheitstor. Dea wui Sie sprechen, Herr Professor…«
    ***
    Von Osten her führte eine Straße bis an den Stahlgitterzaun. Im Süden breitete sich die Savanne aus; Büsche, Elefantengras und hier und da Akazien oder Affenbrotbäume, so weit das Auge reichte. Im Norden, nur zwei oder drei Meilen vom Zaun entfernt, erhob sich das Massiv des Kilimandscharo.
    Percival stand auf der Straße vor dem verschlossenen Tor des Stahlgitterzauns und blickte hinauf zu dem Drehkranz mit den Kameras und Antennen. Er hatte geklingelt und nach van der Groot gefragt, und jemand hatte ihn in schlechtem Englisch
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